Dieses Jahr war irgendwie komisch. Ja, ich weiss, es ist noch nicht zu Ende, das Ende der Navigationssaison ist jedoch langsam absehbar!
Abgesehen von unserer kniebedingt fehlenden Mobilität und dem entsprechend eingeschränkten Aktivitätsradius, schränkten uns noch andere Kriterien ein.
Nicht bloss uns, sondern fast alle, die da auf Flüssen und Kanälen Frankreichs unterwegs waren, ob nun Berufsverkehr oder Freizeitkapitäne.
Letzten Winter hatten wir viel weniger Niederschläge als normal und dies nach einem sehr trockenen, langen und heissen Sommer. Die Wasserspeicher im Boden und insbesondere in den Speicherseen, welche Wasser in die Scheitelhaltungen* speisen sollten, waren im Frühjahr nur zu einem Bruchteil voll. Entsprechend fingen die Probleme auf den Kanälen bereits im Frühsommer an. Ein Kanal um den anderen konnte den Normalwasserstand nicht erhalten und einer nach dem andern schloss erst gewisse Strecken um dann schlussendlich den Betrieb gänzlich einstellen zu müssen. Natürlich beeilte sich jeder rechtzeitig aus dem Kanal zu kommen um nicht blockiert zu werden!
Die Saône hatte jederzeit noch genug Wasser und so tummelten sich viele, die normalerweise gemütlich auf den verschiedenen Kanälen herumschippern, den Sommer über auf der Saône. Immer noch ist relativ viel los und die Anlegeorte sind abends meistens voll. Der Port Royal in Auxonne war noch nie so busy und voll wie dieses Jahr.
Ferienboote werden langsam verschwinden, da die Saison langsam zu Ende geht. Die Hafenplätze in unserer Gegend sind immer noch sehr begehrt, vor allem aber auch für Winterplätze! Viele haben ihre Winterplätze an den Kanälen verloren, respektive sind diese schlicht nicht mehr zugänglich und die Besitzer sind genötigt Alternativen zu suchen. Der Port Royal in Auxonne ist als angenehm bekannt und aktuell kommen hier jeden Tag Boote an, die einen Platz bekommen möchten. Die Hafenverwaltung ist gefordert und im Moment daran, jedem Boot den bestmöglichen Platz bereitzustellen und nötigenfalls auch Boote umzulegen. Wichtige Kriterien sind vor allem die Länge (die Kleinsten sind 9 Meter und das aktuell Grösste 38 Meter) und ob die Bewohner den Winter an Bord verbringen werden oder nicht. Denn zwei von vier Bootsstegen sind nicht überflutungssicher! So sehen wir immer wieder Boote, die mit einem Aussenborder an andere Plätze überführt werden. Es wirklich langsam eng und viele Boote mehr brauchen einen Platz!
Wir selber befinden uns immer noch zuhinterst am (nicht hochwassersicheren) Gästesteg. Ursprünglich hatten wir mit dem capitaine abgemacht, dass wir erst kurz vor der Hochwassersaison, im Dezember, an unseren Winterplatz wechseln. Von hier aus haben wir nämlich einen tollen Blick auf Fluss und die historischen Festungsmauern. Dableiben ist nun wegen dem herrschenden Notstand leider nicht mehr möglich; die Plätze werden bereits jetzt für Boote benötigt, die künftig keinen ständigen Zugang haben müssen. Der Kampf um die besten Plätze hat begonnen; gestern wurde es sogar ziemlich laut auf einem der Stege, weil der zugewiesene Platz für nicht schön genug beurteilt wurde! Oje.
Wir finden es auch schade, unseren tollen Platz schon verlassen zu müssen. Letztendlich war es jedoch reine Freundlichkeit uns hier zu belassen, und morgen werden wir uns den neuen Platz zeigen lassen und uns auf Ponton D zwischen andere Boote quetschen.
Hier noch schnell Bilder von unserem „alten“ Platz :‘-(
Nach einem trüben Tag kam zum Abschied noch die Sonne raus

*Kurze Erklärung: Ein Kanal führt normalerweise, ähnlich einer Passstrasse, von einem Tal ins andere, genauer von einem natürlichen Wasserweg in den anderen, und überwindet die dazwischen liegenden Anhöhen. Logischerweise führt der Weg stufenweise per Schleuse auf beiden Seiten hinauf, zuoberst liegt die Scheitelhaltung (eine Haltung ist der Kanalteil zwischen zwei Schleusen). Die Scheitelhaltung muss mit Wasser versorgt werden, da es ja auf beiden Seiten talwärts geht.
Ohje. Wasser wird Mangelware. Nicht nur in Frankreich. Unser Sommer in Brandenburg war auch durch niedrigste Wasserstände behindert. In Magdeburg war in der Einfahrt zum Hafen nur noch 48 Zentimeter Wassertiefe verfügbar (Elbe), Oranienburg der Schlosshafen durfte man nicht tiefer sein als 90 Zentimeter. Ein Großteil der Strecke, welche wir befahren wollten, war auf 1,20 oder niedrigere Abladetiefe begrenzt. Kein Spaß, Ich hoffe das wird nicht zur Regel.
LikeGefällt 1 Person
Ich hoffe auch, dass das nicht zur Regel wird, befürchte es jedoch. Vielleicht nicht gerade jedes Jahr, bitte! In Frankreich gibt es noch keine Schleusen, die das abgehende Wasser wieder in die obere Haltung pumpen; das wäre das wirtschlaftlichste. Überall wird gespart und kaum investiert. Zum Schaden der beruflichen Schifffahrt und natürlich von uns auch. Traurig.
LikeLike