Seurre – Verdun. Ein Flohsprung. Wir taktieren, weil viele der Anlegestellen und Häfen gar noch nicht offen sind und das Wetter macht was es will. Beides wussten wir zum Voraus und wie so oft sind wir erstaunt, dass das tatsächlich genau so ist. Typisch. Die Überlegung ist die: Heute Abend sollten wir etwas Wasser bunkern und uns am Strom anhängen wäre auch nicht schlecht. Die Anlegestellen, die wir im Voraus kontaktiert haben machen es kompliziert. Chalon ist am Wochenende zu; man kann zwar anlegen, die Tür zu den Stegen ist jedoch verschlossen und den Code gibt es nur bis Freitag Abend, dann ist niemand mehr da. Na bravo! Gergy ist bloss ein Ponton mit Restaurant, auch niemand da. An beiden Orten gäbe es folglich weder Wasser noch Strom. Also nach Verdun-sur-le-Doubs. Aïe! Diese Anlegestelle ist zwar schön gelegen in einem kleinen Städtchen mit Geschäften und das ganze Jahr bedient, liegt jedoch weg von der ruhigen Saône im Mündungsbereich des Doubs. Der Doubs ist ein temperamentvoller Fluss und hat eine schnelle Strömung, vor allem bei leichtem Hochwasser wie gerade zur Zeit. Andererseits könnten wir in Verdun gut 2 oder sogar 3 Tage bleiben, und den Rest des Trips danach gleich in einem einzigen Tag schaffen.

Also Verdun (übrigens nicht DAS Verdun vom 1. Weltkrieg!) Nur ungefähr 20 km zu fahren mit einer einzigen Schleuse. In welcher wir dann ein ziemliches Theater veranstalten, weil unsere Leinen zu kurz sind um an Heck UND Bug die Boller zu erreichen. Während wir da hin und her üben, und das Unmögliche versuchen möglich zu machen, gehen auf einmal die unteren Tore auf. Wir sind baff! Der Schleusenmeister hat uns, von uns unbemerkt, runter gelassen. Na, wir sind ja super Bootsleute, eine schöne Lachnummer!
Verdun kommt in Sicht, wir passieren es und wenden um die Einfahrt gegen den Strom zu meistern. Der auf volle Fahrt gestellte Gashebel bringt uns gerade noch auf 5 km/h. Der Doubs führt viel Wasser und viel debris, Schwemmholz. Der Capitaine steht bereit und weist uns ein. Wir werden recht herumbugsiert und -geschoben. Ich turne wie ein Äffchen auf dem Boot herum um zu vermeiden, dass wir in ein anderes Boot stossen. Ich realisiere erst viel später, dass ein Abstossen von Hand bei dem vorgelegten Tempo und Schub gefährlich geworden wäre. Schnell ist ein Handgelenk gebrochen bei solchen Versuchen! Erst beim dritten oder vierten Versuch schaffen wir es schlussendlich mit dem Heck voran anzulegen! Uff! Nächstes Mal kommen wir wieder einmal bei normalem Wasserstand, da legen wir einfach an, Punkt und fertig.

Der Doubs ist ein abwechslungsreicher und romantischer Fluss übrigens. Gesäumt von herrlichen alten Orten, mal als See, dann in einer Schlucht, über einen grossen Wasserfall, mal zum Teil versickernd und wieder auftauchend! Er hat seine Quelle im Jura, fliesst als Grenzfluss zwischen Frankreich und der Schweiz erst nach Nordosten, macht dann einen Bogen nach links um schliesslich in südwestliche Richtung zu fliessen und sich gar nicht so weit von seinem Quellgebiet in die Saône zu ergiessen. Auf seinem Weg zur Saône dient zum Teil für den Canal du Rhone-au-Rhin, den Rhein-Rhone-Kanal. Dieser Kanal führt von Niffer am Rhein unterhalb von Basel über Mulhouse, Besançon und Dole in die Saône und von da in die Rhone. Das wäre eigentlich der stressfreieste Weg um von Deutschland ans Mittelmeer zu gelangen. Ich meine, so als Alternative zum im Stau stehen am Brenner oder Gotthard? Benötigt einfach etwas mehr Zeit. Und ein Boot 😉