Zu Gast auf der Giséle

Seit wir auf dem Wasser wohnen bewundern wir die grossen Cousins unseres bescheidenen Heims. Wann immer wir richtige Péniches antreffen, freuen wir uns an diesen eindrücklichen Booten.

Sie kommen uns entgegen, beladen und tief im Wasser liegend, oder unbeladen und mit einem mächtigen Bug, der einen so beeindruckt, dass man automatisch Platz macht und versucht sich ganz klein zu machen, immer im Bewusstsein, dass uns die Bugwelle und die Wasserverdrängung ganz schön herumziehen kann.

In Saverne teilten wir uns den Quai unter anderem auch mit einer solchen Péniche, der Giséle. Dieses Boot hat schon einige Jahre aufgehört, Lasten zu transportieren, sondern ist jetzt, über einige Umwege, ein kleines Hotelboot. Gebaut in 1930, ist sie immer noch ein stattliches Boot, mit allen Annehmlichkeiten und einer sehr netten Besatzung. Wir freundeten uns in Saverne an und sind seither in Kontakt geblieben. Unserem Italienisch tut das gut, können wir doch seit langem das erste Mal wieder mit Muttersprachlern reden! Aber natürlich ist das nicht der einzige Grund.

Kürzlich ist die Giséle aus dem Champagne-Burgundkanal ausgefahren und machte in Pontailler fest. Auf der Strasse ist das ein Katzensprung von Auxonne entfernt, mit einer Péniche dauert die Fahrt jedoch 4-5 Stunden, macht die Saône hier doch jede Menge eleganter Bögen. Wir stiegen in Pontailler zu, verbrachten einen herrlichen Nachmittag und Abend auf der Terrasse und eine ruhige Nacht in einer der sehr komfortablen Kabinen. Die Giséle ist sehr geschmackvoll eingerichtet, ohne dass ihr alter Charme weg renoviert wurde. Madame Giséle hat zweifellos Charakter und ist absolut eine Grande Dame.

Am Folgetag ging es dann los und gemächlich die Saône hinunter. Ein Erlebnis, auf das wir lange gehofft hatten, und wir wurden nicht enttäuscht. So eine Péniche ringt einem grossen Respekt ab, und wenn sie dazu noch mit ihren 5 Metern Breite in eine Schleuse, ohne jedes Seitenruder, eingefädelt wird, ziehen wir den Hut auch vor der Crew.

Giséle, Roberto und Eleonora: Chapeau, Gratulation zu dieser herrlichen Péniche und vielen Dank für die Gastfreundschaft und die Mitfahrgelegenheit!