Rettungsaktion

Schon seit wir hier auf diesen Kanälen sind habe ich mich gefragt, wie zum Kuckuck jemand da wieder rauskommt, sollte einer in den Kanal fallen. Die Ufer sind meist ganz gerade (senkrecht), der Wasserspiegel gute 30 cm unter der Oberkante, manchmal auch viel mehr. Kilometerlang dienen Eisenprofile als Uferbefestigung, manchmal sehen wir noch die alte, historische Holzkonstruktion, ab und zu ist die Befestigung aus Beton, dieser entweder abgeschrägt oder als Kaimauer mit Unterzug.

Eines ist schon klar: die Ufer sind sensibel und müssen vor allem vor Wellenschlag geschützt werden, sonst erodieren die Kanalufer schnell und anlegen oder kreuzen wird gefährlich für die Boote. Das würde aber niemand hindern, an allen Kanälen Ausstiege zu montieren. Mensch und Tier wären da froh drum.

Heute nun ist es passiert: Ein Reh konnte wahrscheinlich bei der bestehenden Trockenheit keine andere Trinkmöglichkeit finden als den Kanal und fiel rein.
20180728_chevreuil01Wir haben schon von treibenden Tierkadavern gehört, selber aber noch nichts gesehen. Heute Nachmittag nun plötzlich dieses Rehböckchen, das heftig schnaufend daher geschwommen kommt. Was tun? Reinspringen? Erst Rettungsring holen und sich selber absichern? Hat jemand im Hafen ein Dinghi? Ein Seil muss her, Bootshaken… Bis wir uns einigermassen entscheiden ist das Böckchen schon weit weg. Das sind gute Schwimmer. Wir sehen nur noch wie es ständig versucht, raufzukommen, kaum findet es etwas überhängendes Grün. Keine Chance, das Wasser ist sicher 40 cm unter der Eisenkante.

Mann, wir sind gerade am Essen unter den schattenspendenden Bäumen, lässt sein Hühnerfleisch-Spiessschen in den Teller fallen und sprintet zum Fahrrad. Ich kann ihm nur noch nachrufen, er soll sich nicht selber in Gefahr bringen, und weg ist er.

Minuten später sehe ich, dass das Reh wieder zurück geschwommen kommt. Es ist bereits ziemlich erschöpft. Mittlerweile hat ein kleines Boot neben uns angelegt. Ich bin ziemlich aufgeregt und versuche zu erklären, was abläuft. In der Aufregung quatsche ich die Leute auf Englisch zu. Mann kommt auf der andern Kanalseite pedalend daher, auf derselben Seite paddelt das Reh wieder stromaufwärts. Ich kann ihm signalisieren auf welchen Höhe das arme Tier ist, sehen kann er es von oben offenbar nicht. Kaum kommt er ins Blickfeld des Rehs, strampelt dieses noch heftiger. Ich sehe die Panik in seinen Augen.

Mittlerweile hat der Mann vom kleinen Boot begriffen was abläuft, ist daran sein Klappvelo bereit zu machen und hat sich schon ein zusammen gerolltes Tau umgehängt. Mann ist wieder da und will eine gaffe, einen Bootshaken. Zusammen sausen die Beiden ab, wieder auf die andere Kanalseite. Das Reh befindet sich nun auf der Höhe einiger Fischer, die auf „meiner“ Seite ihre Köder baden. Viel Reaktion ist da nicht zu erwarten.

Die beiden Männer – zum Glück hat es hier Brücken, die nahe beieinander liegen – sind beim Reh angekommen. Nachträglich erzählt mir Mann, dass es so erschöpft war, es entschied sich nicht mehr gegen die Kanalmitte zu flüchten, sondern für die Option nahe beim (vielleicht rettenden) Ufer zu bleiben. Mit dem Bootshaken konnte er es am weiter schwimmen hindern und ermöglichen, dass man ihm das Seil umlegen konnte.

Ich sehe aus rund 200 Meter Distanz, wie es plötzlich spritzt wie wild, und die beiden das Tier rausziehen. Hurra!

Offenbar stand das Reh sofort auf, blieb einen Moment benommen stehen, sprang dann über ein kleines Bächlein und landete in einem Privatgarten. Nach ein paar Minuten, fasste es sich ein Herz und bewegte sich auf eine dichte, grosse Hecke zu, wo es verschwand.

Ich hoffe, es erholt sich gut und findet den Weg aus dem Dorf in den Wald. Wir waren jedenfalls ganz glücklich über diesen guten Ausgang.

Uff, das war wirklich aufregend. Ich begreife einfach nicht warum es nicht überall Ausstiegshilfen gibt. Weiter unten haben wir welche gesehen, aber hier gibt’s keine weit und breit und im Canal du Centre habe ich nirgends eine derartige Vorkehrung gesehen. Das wäre ja das mindeste, der Kanal zerschneidet die Wildwechsel schon genug.

Wir überlegen uns jetzt, wie wir uns vorbereiten könnten auf einen erneuten, ähnlichen Notfall. Ich würde mich absolut elend fühlen, wenn wir einfach zuschauen müssten, wie ein Tier langsam ertrinkt! Wir haben einen Kescher, aber der wäre für ein Reh zu klein. Ein Netz vielleicht?

Wolken am Horizont

Leider keine richtigen Wolken, schon gar nicht Regen- oder Gewitterwolken. Es ist jeden Tag wolkenlos und heiss. Die Maximaltemperaturen schwanken zwischen knapp 30° und gegen 40°. Für uns Menschen schon alles andere als angenehm, obwohl wir uns ein wenig daran gewöhnt haben. Für unsere Hunde ist es eher stressig. Wir duschen sie regelmässig ab, wir zeigen ihnen den momentan kühlsten Platz, sie haben Trinkwasser, sogar leicht gekühltes, überall zur Verfügung und kriegen sogar ab und zu ein Hundeeis.

Die Wolken sind ganz anderer Natur: wir stellen fest, wieder mal blockiert zu sein! Am Sonntag geschah ein Unglück in einer Schleuse weiter oben (wir sind auf dem Rückweg und steigen wieder). Ein grosses Boot fuhr in ein Schleusentor und richtete einen so massiven Schaden an, dass das Tor für die Reparatur demontiert werden musste.

Nun ist die Schleuse Nr. 13 (!), L’Huilerie, offen und das Wasser fliesst ungehindert durch. Zu der wetterbedingten Wasserknappheit kommt also noch dieser ständige Durchfluss und damit Verlust des Wassers. Ich wiederhole mich, aber das Wassermanagement für die Kanäle ist auch für mich noch nicht ganz klar. Aber so viel verstehe ich: die Kanäle überwinden Anhöhen und führen von einem Flusssystem ins andere. Zuoberst ist eine flache Haltung, bief genannt, und von da geht in zwei Richtungen runter. Also muss da viel, sehr viel Wasser vorhanden sein oder gespeichert werden. Ich habe mich tatsächlich schon gefragt, was denn passieren würde, wenn a) zuoberst kein Wasser mehr da wäre oder b) auf Grund einer Panne sich die Haltungen leeren. Die Antwort ist so klar wie beunruhigend: wir würden auf dem Trockenen sitzen. Keine schöne Aussicht! Deshalb bewundere ich die Arbeit der VNF (Voies navigables de France), die natürlich nicht bloss uns die Schleusen auf- und zumachen, sondern dazu schauen, dass die Kanäle die offiziellen Wasserstände halten, 365 Tage im Jahr. Die «Freycinet-Masse» (Péniche), die als Mindestmasse fast überall gelten sind: Wassertiefe 1.80 m, Schleusenbreite 5.05 m und Durchfahrtshöhe unter Brücken 3.50 m. Dies auf den Kanälen überall und ständig zu gewährleisten muss eine komplexe Aufgabe sein, chapeau VNF!

Die betroffene Teilstrecke

ecluse en panne_LI

Die Schleuse Nr. 13 ist noch 70 Kilometer von uns weg. VNF hat einen 50 Km langen Kanalabschnitt gesperrt ab Decize, einige Kilometer vor der beschädigten Schleuse. Wir wissen immer noch nicht offiziell, wie lange die Reparatur dauern wird. Nun sind wir hin und her gerissen zwischen 2 Optionen. Hierbleiben oder in kleinen Etappen uns der blockierten Stelle nähern. Wir sind hier an einem sehr guten Liegeplatz, sogar mit schattenspendenden Bäumen über Picknick-Tischen. Wenn wir weiterfahren würden, könnten wir zwar jeweils an einem schattigen Platz wild festmachen, müssten aber ab und an Wasser bunkern und das ist das Problem. Dazu müssten wir einen Hafen anfahren. Wir sind ja nicht die einzigen, die sich nicht mehr frei bewegen können und so befürchten wir, dass Liegeplätze mit Wasser und Strom bereits sehr schnell sehr voll geworden sind. Auch Mietboote werden überall etwa «liegen geblieben» sein und nicht wie üblich an die Vermietungsorte zurückgekehrt sein. Wenn ich etwas hasse, dann ist das eine Drängelei, sei es an der Kasse, vor einem Schalter oder eben in einem Hafen. Gewisse Bootler lassen einen nicht mal gerne à couple festmachen, an ihrem schon vertäuten Boot, obwohl dies eigentlich zum Nettigkeits-Code gehören würde (natürlich frägt man erst höflich nach; man betritt, berührt oder befestigt sich nicht einfach so an ein anderes Boot ohne Erlaubnis).

Eigentlich würde diese Verzögerung überhaupt keine Rolle spielen für uns. Hätten wir nicht unseren Termin Ende September in Pont-de-Vaux mit der Werft, könnten wir dem ganz cool begegnen und den Ferienbootlern die Plätze lassen. Da wir in der Zeit, wo das Boot auf dem Trockenen sein wird auch eine Unterkunft für uns gemietet haben, sehen wir das etwas weniger locker. Wir haben noch Zeitreserve, diese schwindet jedoch mit dieser Verzögerung rapide.

Im Moment reden die VNF-Leute an den Schleusen von 3 Wochen Reparaturzeit. Dies allerdings, das betonen alle, ist bloss eine Info via «Radio Canal», dem Kanal-Radio, zu Deutsch über die Buschtrommel.

Hoffentlich gibt VNF bald ein offizielles Communiqué raus. Zurzeit tendieren wir eher dahin, bis Samstag oder Sonntag abzuwarten, dann loszufahren und mal schauen was da weiter oben so los ist.

On y va ou on n’y va pas ?

Grrrhhh!

Gestern hatten wir einen schlechten Tag. Fehlte nicht viel, ich hätte abgeheuert.

Das kommt in den besten Familien vor? Ja, genau, und damit meine Leser-innen nicht etwa meinen, bei uns sei immer alles Friede-Freude-Eierkuchen (oder wie auch immer das heisst), schreibe ich heute über einen unserer weniger guten Tage.

Angefangen hat es eigentlich mit mir. Beim Aufstehen stellte ich fest, dass ich langsam etwas Schlafmangel habe. Wir stehen, für mich, jeweils etwas gar früh auf. Um der grossen Hitze am Nachmittag zu entgehen legen wir meist früh ab. Der Wecker meldet sich das erste Mal um 7.00h. Wir fahren meist so zwischen 9 und 10 Uhr los, dies wohlverstanden nach Hundespaziergang, Frühstück und Betten machen. Letzteres möchte ich hier betonen, da nach einem Beitrag über unseren Luxus vom einfach losfahren und nicht Koffer packen müssen, sich ein guter Freund von uns via Mail entsetzt hat darüber, dass wir auch mal losziehen ohne die Betten vorher in Ordnung zu bringen. Deshalb halte ich hier fest, J-P, wir machen unsere Betten jetzt immer, egal ob wir nun fahren oder nicht!

Wo war ich? Wir fahren also frühmorgens los, sind für 2-3 Stunden unterwegs, manchmal kommt am Nachmittag nochmals ein Stündchen dazu, je nach dem. Die Schleusen sind in dieser Gegend bedient und die VNF-Angestellten schliessen den Dienst zwischen Mittag und 13 Uhr. Muss alles etwas kalkuliert werden beim Streckenplan. Einmal am Ziel angekommen suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und erledigen Liegengebliebenes oder geniessen einfach die langen Stunden bis in die Nacht hinein. Meist ist es für potentiell Schweisstreibendes sowieso zu heiss. Das neue kühl ist jetzt alles unter 30°C, aber das ist wohl in ganz Europa so.

Um losfahren zu können muss man erst mal ablegen. Normalerweise gehen wir die einzelnen Schritte kurz durch. Wer macht was und in welcher Reihenfolge. Je nach Situation, Wind oder Strömung passen wir es an. Gestern klappte das überhaupt nicht, und mit gutem Grund. In Ménétréol (kein Medikament oder Putzmittel, der Ort heisst tatsächlich so) sind die Quai-Mauern aus Zement und bis tief unters Wasser abgeschrägt. Unser Boot, mit seinem ziemlich eckigen Rumpf, muss also in einem gewissen Abstand zum Quai liegen, da es sonst auf dem Beton aufsitzen würde. Normalerweise löse ich als letztes beim Bug, werfe die Leine aufs Boot, stehe auf einem Bein an Land und dem Andern auf dem Boot, stosse ab und ziehe mich rauf. Beim heutigen Ablegen habe ich den Abstand zwischen Boot und Land nicht in Betracht gezogen, und auf einmal war ich noch an Land (zum Glück mit beiden Beinen!) und das Boot schon zu weit draussen um noch irgendwas zu korrigieren. Null Chance noch an Bord zu kommen. Mann allein auf dem Boot, enge Manövrier-Verhältnisse, leichter Seitenwind, Hunde sehen mich am Ufer zurückbleiben und fangen an zu nervöseln. Ein Boot ist kein Auto und unser Boot hat keinen Kiel; es dauerte einen Moment, bis Mann wieder nahe genug war, damit ich aufspringen konnte. Schliesslich klappte es doch noch und wir fuhren los. Wir waren beide zwar schon etwas auf 100, konnten uns aber wieder beruhigen. Gegen Mittag legten wir an einer hübschen Escalade, einer Anlegestelle ohne Strom oder Wasser, aber mit Pic Nic – Plätzen und Schatten, an. Ein toller Platz, aber ebenfalls mit schrägen Mauern, leider. Das Problem beim Anlegen ist einerseits, dass Mann nicht sehen kann, wie weit wir genau vom Ufer weg sind, er kann eventuelle Hindernisse im Wasser nicht erkennen und auch ein etwaiges anderes Blödes wie Algen oder zu flache Stellen nicht sehen. Vom seinem Standpunkt am Steuer aus sieht Anlegen wie Anlegen aus, Punkt. Ich jedoch steh am Bug und melde was ich sehe. Dirigiere ihn auch mal zurück, oder vor, sage ihm er soll langsamer fahren oder sofort stoppen (also voll rückwärts fahren, bei einem Boot geht das nicht anders), oder – superschlimm – verlange sogar, die Übung abzubrechen und einen besseren Platz zu suchen. Fazit: er wird ärgerlich weil er das Gefühl hat, ich wisse nicht was ich wolle.  Ich bin sauer (meist laut) und Mann wird auch sauer (meist still aber mit entsprechendem Gesichtsausdruck). Irgendwann endlich sind Bug und Heck festgemacht und dann trinken wir ein Bier am Schatten und die Stimmung hellt sich langsam wieder auf. Das ist, in Kurzform, die schlechter-Tag-Version des An-oder Ablegens.

Gestern haben wir diese Tragik-Komödie in Varianten ganze dreimal durchgezogen. Ein unglaublich mieser Tag. Meist schaffen wir es nämlich ganz locker und gut gelaunt festzumachen, resp. abzulegen, und höchstens ein Mal ein wenig herumzuschnauzen, höchstens! Wenn es so perfekt läuft, dann ist das ein guter Tag und jede betroffene Anlegestelle wird somit gleich noch schöner. Diese optimalen Orte markiere ich unserem Führer als «schöner Platz». Gestern gab’s keine solche Notiz.

Bis am Abend kehrte aber wieder Ruhe und Frieden ein und Herry, unser Übernachtungsplatz gestern, ist wirklich schön und am Abend schön schattig. Das kühlt runter. Bin wieder ganz ZEN.

 

Adieu Briare, auf zu Neuem

Gestern haben wir Briare nach einem 5-tägigen Aufenthalt verlassen. Fröhlich haben wir uns auf den Rückweg Richtung Saône gemacht. Jetzt geht es wieder bergan, wir werden wieder unten in die Schleusen fahren und uns raufschaukeln lassen. Briare liegt an einem „Tiefpunkt“. Bis Briare ging es für uns wochenlang runter. Hätten wir da nicht kehrt gemacht, sondern wären nach der Kanalbrücke von Briare – der Kanal heisst ab da Canal de Briare,  weiter Richtung Seine und Paris gefahren, hätten wir mit 8 Schleusen rund 30 Meter Steigung bewältigen müssen, bevor es wiederum runter geht.

Allerdings sagte mir Mann bei der Abfahrt noch nicht, dass er Zahnschmerzen hat. Bis Mittag fiel mir seine leicht geschwollene rechte Seite auf. Nicht nur deshalb liessen wir es nach 14 Kilometern gut sein. Der Platz, an dem wir jetzt liegen, hatte ich mir in unserem Führer schon als „hübsch“ vorgemerkt und wir wollten hier einen ruhigen Nachmittag und Abend verbringen.

Leider liegt Beaulieu medizinisch gesehen so ziemlich in der Pampa. Mann hat Stunden damit verbracht, Hilfe zu suchen. Zahnarzt, Arzt, Notfallklinik, was auch immer, einfach eine Stelle, die sich seines entzündeten Zahnfleischs annehmen würde. Der Ort hier hat einen Allgemeinmediziner ohne Telefonnummer (!). Man muss vorbeigehen. Da er aber auch keinen Empfang hat, Termine nur mit Anmeldung annimmt und Mann, der sich halt einfach mal ins Wartezimmer gesetzt hatte, keines Blickes würdigte…. Nichts wie weg, so einen lassen wir besser nicht ran! Nach erneut jede Menge vergeblichem rum telefonieren waren wir ziemlich ratlos und wissen jetzt immer noch nicht wohin man hier geht im Falle einer solchen urgence. In der Apotheke bestätigte man uns, dass die Gesundheitsversorgung in diesem Gebiet eine catastrophe sei und ob man denn in Neuvy schon probiert habe. Endlich! Neuvy hat ein Centre médical und nicht bloss einen Anrufbeantworter oder Freitags geschlossen, und konnte sogar einen Termin für heute Nachmittag geben. Uff.

Trotz dieser eher unglücklichen Sache ist der Liegeplatz in Beaulieu (zu deutsch: Schöner Ort) toll und sehr angenehm. Strom und Wasser sind sogar kostenlos.

Unser Liegeplatz im Grünen
Unser Liegeplatz im Grünen
Morgenspaziergang in der Frische, Merry am rumschnuppern unter Bäumen, unter diesen durch sieht mann ein sonniges Feld mit Strohballen
Morgenspaziergang in der Frische
Blick in einen Espenwald, schade kann man das Rascheln der Blätter nicht hören
Espenwald, schade kann man das Rascheln der Blätter nicht hören

Wir haben immer wieder vom ärztlichen Notstand in ländlichen Gegenden gehört. Die Franzosen selber verreissen sich gerne den Mund über diese und andere Missstände im Land. Nach und nach machen wir so unsere Erfahrungen. Viele Gute und manchmal weniger Gute. Dies ist bislang der absolute Tiefpunkt. Hoffen wir, der Termin in Neuvy, nur 8 Kilometer von Beaulieu, bringe die erhoffte Besserung!

Briare, Loire und Kanalbrücke aus der Luft

Bei Franzosen scheint diese Gegend hier bekannt zu sein. Nicht wenige Touristen geniessen die Natur und die Wasserlandschaften. Ausflugsboote bieten sich in Briare für Entdeckungsfahrten an und die Kanalbrücke fasziniert auch Ausflügler, die nicht mit Booten unterwegs sind. Kein Wunder, ist doch das Tal der Loire UNESCO Weltkulturerbe. Allerdings liegt Briare knapp ausserhalb des eigentlich definierten Gebiets; wahrscheinlich fehlen hier gerade mal ein paar renommierte Schlösser. Aber dies tut der Schönheit der Landschaft keinen Abbruch.

Die Loire bei Briare, mit ihren Sandbänken und der grünen Umgebung
Die Loire bei Briare
Briare und seine Kanalbrücke
Briare und seine Kanalbrücke
Selbst aus 100 Metern Höhe bringt man nicht die ganze Brücke aufs Bild (662 Meter lang)
Selbst aus 100 Metern Höhe bringt man nicht die ganze Brücke aufs Bild (662 Meter lang)
Viel Platz für den mäandernden Strom
Viel Platz für den mäandernden Strom
Nach den heissen Wochen ist alles schon abgeerntet, nur die Strohballen liegen noch auf den Feldern
Nach den heissen Wochen ist alles schon abgeerntet, nur die Strohballen liegen noch auf den Feldern
Briare mit Kanalbrücken-Portal links unten, einem der zwei Häfen und des Städtchens
Briare mit Kanalbrücken-Portal links unten, einem der zwei Häfen und des Städtchens

Turning Point

Ich glaube, für diese Saison haben wir den Punkt erreicht wo wir umkehren. Schon vor ein paar Wochen hatten wir realisiert, dass die vorgesehene Rundfahrt nicht mehr machbar ist. Insbesondere, weil uns die Werft, die den blauen Anstrich im Herbst erneuern soll, den ganzen Oktober als Termin gegeben hat. Uns ist es wichtig, dass der Anstrich und auch das Antifouling erneuert wird und da dies unter offenem Himmel geschehen wird und bei Regen nicht gemalt werden kann, muss genug Zeit eingerechnet werden. Tja, so ganz frei von Terminen sind auch wir nicht.

Heute gegen Mittag sind wir in Briare angelangt. Als letztes Highlight dieser Strecke haben wir unmittelbar vor der Stadt die Kanalbrücke über die Loire befahren. Die Brücke ist ein Kleinod des französischen Kanalbaus und wird zur Zeit renoviert. Sie ist 662 Meter lang und wurde zum Teil von der Firma von Gustave Eiffel erbaut. 1896 wurde sie eröffnet. Leider ist zur Zeit die berühmte Brückenbeleuchtung nicht vollständig; den Kandelabern fehlen die Glaskugeln. Aber auch so sieht man die Eleganz und Schönheit dieser Metallkonstruktion und die Überfahrt der Loire ist absolut beeindruckend.

Die Loire ist hier schon ziemlich breit und fliesst unbehindert an der Stadt vorbei. Dabei lässt sie ihre berühmten Sandbänke liegen wo es ihr gerade passt. Es ist unglaublich, was für eine wilde Landschaft hier den Menschen als Naherholungsgebiet zur Verfügung steht. Goldfarbene Sandstrände von hunderten von Metern sind keine Seltenheit und meist sind sie menschenleer. An der Loire und am Kanal entlang sehen wir immer wieder gut ausgeschilderte, wunderschöne Radwege. Radfahrer und Rad-Tourenfahrer mit vollem Gepäck sehen wir oft. In Beffes haben wir sogar ein Hotel mit Campingplatz gesehen, speziell auf die Bedürfnisse von Radfahrern ausgerichtet. Es muss toll sein, hier zwei Wochen so Urlaub zu machen, wer allerdings richtige Bergstrecken sucht ist hier falsch! Also ideal für mich, flach, oft schattig und durch romantische Städtchen führend.

Wir verbringen jetzt im hübschen Briare ein paar Tage. In letzter Zeit haben wir so oft wild übernachtet, jetzt sind wir wieder branché, verkabelt, und werfen ab morgen wohl mal Staubsauger, Waschmaschine und Kärcher an um wieder alles auf Vordermann zu bringen, bevor wir den Rückweg unter den Kiel nehmen. Unser Boot hat das wirklich nötig jetzt.

Viele fragen übrigens, ob es nicht langweilig sei, Hin-und Rückfahrt über dieselbe Strecke zu fahren. Ich finde das keineswegs. Auf einer Rückfahrt entdeckt man wieder anderes, der Blickwinkel ist „verkehrt“ und die Landschaft sieht irgendwie nicht gleich aus, das Wetter ist oft nicht dasselbe und das verändert sowieso vieles. Einige tolle Aussichten konnte ich nicht fotografieren, weil ich es zu spät gesehen habe oder die Sonne ungünstig stand. Da werde ich sicher ein paar Bilder „nachholen“ können. Wir freuen uns auch, ab und zu wieder Bekanntschaften zu erneuern, die wir auf dem Hinweg gemacht haben und ganz bestimmt werden wir Halteplätze, die wir nicht so toll fanden gerne links liegen lassen um Andere, Schönere auszuprobieren.

Heute ist der Quatorze Juillet, der Nationalfeiertag der Franzosen. Seit Wochen haben wir beratschlagt wie wir das am Besten machen werden mit den Hunden. Vor allem die Kleine, Mutigere, zerfällt förmlich zu einem Häufchen Elend bei Feuerwerk und Knallerei. Früher, im Haus, schlich sie stets zusammen mit Puma, dem Draufgänger-Kater, ab in den hintersten Winkel im Keller, wo die Beiden auf derselben Decke ausharrten, bis der Schrecken vorbei war. Im wirklichen Leben, waren sie nicht gerade dicke Freunde, aber in der Not….. Nun haben wir erfahren, dass Briare das Feuerwerk schon gestern gezündet hatte und heute dasjenige des Städtchens stattfindet in dem wir gestern genächtigt haben. Offensichtlich wollen sich benachbarte Städte keine Konkurrenz machen. Haben wir ein Glück, sieht ganz nach einer Nacht ohne Böller aus!

 

 

 

 

Das gute Leben

Ich habe soeben etwas lifestyliges auf einem andern Blog gelesen und mich geärgert. Mal über mich, weil ich es zu Ende gelesen habe und dann über den Inhalt selber. Ich glaube, ich muss hier mal etwas los werden:

Den ganzen Hype um Lifetyle, Essen, Bodyformen etc. verstehe ich einfach nicht. Das gebe ich gerne zu. Bei all diesen Ratschlägen, Rezepten und Anweisungen stellen sich bei mir die Stacheln hoch. An alle die mir begeistert davon berichten, welchem neuesten Trend sie hinterher hecheln und was ich jetzt einfach auch mal probieren sollte …. lasst mich einfach in Ruhe und behaltet diese Kurzzeit-Weisheiten für euch. Denn der nächste Hype lauert bereits um die Ecke. Dann beginnt das alles wieder von vorne und das Alte ist so was von gestern!

Es gab Zeiten, da sass in den Meetings mindestens die Hälfte der Teilnehmenden an Mineralwasserflaschen nuckelnd da, fast mehr damit beschäftigt das Trinken ja nicht zu vergessen als mit dem Thema des Meetings. Inzwischen ist Entwarnung gegeben worden; man muss nicht soviel trinken und ja, Kaffee gilt auch als Flüssigkeitszufuhr. Die Zeiten, in denen nicht mehr gegessen sondern alles in Smoothies gepackt wurde scheinen irgendwie auch vorbei zu sein. Vielleicht haben die Zähne rebelliert? „Wir wollen endlich wieder etwas zu beissen haben, wir wollen endlich wieder …..“

Auf dem Boot lebend bin ich jetzt ja nicht mehr so nah dran, ich lese bloss davon oder sehe das auf irgend einer App. Dieses ganze Streben nach Perfektion (oder eben Optimierung) stimmt mich nachdenklich. Eigentlich ist es ja traurig, dass uns das Leben an sich und die Freude daran irgendwie abhanden kommt. Unsere Gesellschaft scheint sich dauernd mit irgendwelchen schnellwechselnden Dogmen herum zu schlagen. Denen zu folgen ist harte Arbeit. Mal ist das böse, mal etwas anderes. Die Follower haben fast etwas religiöses an sich und fühlen sich irgendwie besser, wenn sie auf etwas verzichten müssen und dies auch jedem unter die Nase reiben können. Hä? Vor allem Essen ist für einige gedanklich zur Vollbeschäftigung geworden. Ist das jetzt normal?

Die Einzigen, die davon wirklich profitieren sich doch nur diese neuen Päpste und Päpstinnen. Die „Gläubigen“ haben gar keine Chance irgend einmal ans Ziel zu kommen, da dieses und der Weg dahin ständig wechselt. Neue „Erkenntnisse“ (ich nenne dies Erfindungen) folgen sich im Takt. Von gesund zu schädlich, von Powerfood zu giftig. Verwirrend.

Klinken wir uns da doch einfach mal aus. Dafür braucht man nicht auf eine Insel zu flüchten. Gucken wir in den Spiegel und lasst uns zufrieden sein mit dem, was wir da sehen. Alle sind ok und niemand muss sich verbessern. Wir kochen selber, essen gut, abwechslungsreich und mit Vergnügen, bewegen uns so viel wie möglich und freuen uns an den kleinen Dingen. Jeden Tag. Lasst uns nett sein zu uns selber und zu andern, voilà tout – das ist die ganze Kunst.

Nach dem Abendessen, beim letzten Glas Wein. Blick vom Deck in die Abendsonne
Den Moment geniessen

Mit lieben Grüssen aus Frankreich

 

 

Allerlei Erlebnisse und kleine Erfolge

Im Hafen von Decize liegend und bereits in Temperaturen um die 30°C schmorend schwante uns Böses. Die Wetterapp zeigte uns einen sehr heissen Sonntag an. Am Samstag legten wir ab mit dem Vorhaben, einen richtig schattigen Platz zu finden und dort das heisse Wochenende auszusitzen. So einfach war das nicht, aber an einer langen geraden Strecke im Wald fanden wir den richtigen Platz wo wir bloss ein paar Morgenstunden Sonne haben würden. Tatsächlich stieg das Thermometer dann am Sonntag auch bis auf 38° C. Janusz mochte die Hitze gar nicht, obwohl noch ein Windchen wehte. Ich kann es ihm nicht verdenken, auch wir drei andern fanden es heiss, aber wir geben das – nun, sagen wir es so – nicht derart übertrieben zum Ausdruck. Er kann das ausnehmend gut! Einen mit leidenden Hundeaugen anschauen als sei er kurz vor dem Sterben. Der Test mit etwas Fressen zeigt sofort, dass dem keineswegs so ist. Absolut beruhigend. Also werden die Hunde fleissig abgeduscht und kriegen ständig frisches, kaltes Wasser. Monsieur und Madame haben jetzt Wasser, halb vom Wassertank und halb aus dem Kühlschrank. Dazu am Nachmittag ein Hunde-Eis; mit einem Löffelchen Joghurt angereichertes gefrorenes Wasser. Das lieben sie.

Hafenvolk in Decize

Langsam hat es sich so eingependelt, dass wir 2-3 Tage fahren, und dann eine Pause einlegen. Entweder in einem Freizeithafen wo wir Strom und Wasser kriegen oder „out in the wilderness“, irgendwo an einem hübschen Plätzchen, wo es Schatten gibt und das steile Kanalufer in eine flache Wiese übergeht auf die ich vom Boot aus springen kann um einen Pflock einzuschlagen und das Boot festzumachen. Mann ist immer etwas ungeduldig, wenn ich einen Platz nach Unterwasserhindernissen und Brennnesseln am Ufer absuche bevor ich das Zeichen gebe zum anlegen. Er sieht von der Brücke aus schlecht was ich tue und deshalb höre ich dann plötzlich „hesch es de öppe“ *, zu gut deutsch und (viel) netter „Liebling, sagst du mir bitte Bescheid, wenn du soweit bist und ich das Anlegemanöver einleiten kann“. Man sieht, der berndeutsche Dialekt ist viel knapper, wenn auch etwas plump.

ländliches Frankreich

Allgemein setzt die momentane Hitze uns etwas zu. Der Hausfrieden hängt zuweilen etwas schief. Short tempered, sagen die Engländer so treffend. In der Tat, die Nerven liegen etwas blank wenn einem der Schweiss in die Augen rinnt und ein Hund zudem in Selbstmitleid zerfliesst und nicht aufhört laut zu seufzen. Aber wir schaffen das.

Seit einiger Zeit haben wir am Abend nach dem Fahren etwas Wasser im Boot bei der Kurbelwelle. Kein Problem, dachten wir, die Bride bei der Kurbelwelle kann sich durch die Vibrationen etwas lösen und deshalb etwas Wasser reintröpfeln. Leider nützte mehrmaliges Anziehen nichts und im Moment sind wir wirklich etwas ratlos. Wir sehen nichts tropfen und keine Röhre oder Leitung ist feucht. Die Bilgenpumpe geht nicht von selbst an, soviel Wasser ist es nicht. Aber trotzdem pumpen wir jeweils 20 Liter nach einer Fahrt von 4 Stunden raus. Heute hab ich mich damit vergnügt alle 15 Minuten nachzusehen. Trocken, trocken, trocken …. und plötzlich nach über 2 Stunden Fahrt war das Wasser da. Einfach so und anschliessend kommt nichts mehr hinzu trotz Weiterfahrt. Ein grosses Rätsel! Wir bleiben dran.

Eine andere Sorge bereiten uns die Batterieanzeigen. Normalerweise kommen die Batterien relativ schnell wieder auf 100%, auch wenn man wild übernachtet hat. Eine Stunde Fahrt und voilà, Batterien voll. Nun aber zeigen die Anzeigen ein sehr langsames Aufladen und das ist nicht normal. Nochmal etwas zum weiter verfolgen; möglicherweise benötigen wir hier professionelle Hilfe. Wird schon wieder.

Hat uns nicht jemand gesagt, mit einem Boot ist stets etwas. Nein, nicht jemand – alle sagen das. Ok, dann bewegen wir uns wohl im Durchschnitt (ist aber nicht besonders beruhigend!)

Dank der Probleme mit dem Aufladen der Batterien und den entsprechenden Sparmassnahmen hatten wir heute aber noch ein riesen Erfolgserlebnis: Trotz relativ heftigem Wind haben wir die Bug- und Heckstrahler (für nicht Eingeweihte: das sind die Antriebe, die erlauben, das Boot seitlich zu bewegen) nicht benutzt. Bloss mit dem Ruder, Vor-und Rückwärtsgang haben wir ganz sauber mehrere enge Brückenunterfahrten, 3 Schleusen, auf kleinen Raum wenden und das längs Anlegen hingekriegt! Ohne zu streifen und ohne Anschreien! Ausserdem mussten wir wegen der Panne eines Schleusentores wieder rückwärts aus einer Schleuse fahren und anlegen und überholten eine 39 Meter lange Péniche in einem engen Kanalstück. Dies auf „Befehl“ des Capitaine de Péniche, und da widerspricht man nicht. Die Reihenfolge stimmt jetzt nicht ganz, aber egal, wir sind ganz glücklich über diese Leistung. Klopf auf Holz!

*Wort für Wort lässt sich das kaum übersetzen, aber so ungefähr bedeutet dies: Bist du jetzt dann endlich soweit? Echt ‹leicht genervtes Schweizerdeutsch› und erst noch von jemandem der die edle französische Sprache seine Muttersprache nennt!

Keep it alive

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– fadegrad

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