Nichts läuft wie es sollte

… und trotzdem sind wir (fast) so fröhlich wie dieser Junge!

Wir sind jetzt wiederum seit einer Woche am selben Ort. Nicht dass das ein Drama wäre, es ist sogar wunderschön hier. Wir leben ja nicht bloss auf einem Boot um herumzufahren und haben auch keinen Ehrgeiz möglichst zügig sämtliche Wasserstrasse abzufahren. Nein, wir sind vor allem auf einem Boot weil, weil, weil… das uns halt einfach gefällt. Das Wasser rundum, die Ruhe, die Natur, die Leichtigkeit des Seins.

Trotzdem, wir möchten gerne weiter und jeden Tag gibt es etwas, das uns daran hindert. Aktuell vermissen wir eine Lieferung und schlagen uns mit Lieferanten, Speditionsfirma und dem Fahrer des Lieferwagens herum. Der hat die Ware, ein neuer Generator, einfach irgendwem, der an der sowieso falschen Adresse herumstand, abgegeben. Kein Name, keine Unterschrift. Ich verstehe, dass diese armen Tröpfe unter grossem Zeitdruck stehen, aber dies entschuldigt nicht, dass ein Paket von 25 Kilo einfach mir nichts, dir nichts irgendwo hingestellt wird. Gemäss des Fahrers Angaben befindet sich der Abgabeort 150 Meter vom Hafen entfernt, vor einem seit Jahren unbewohntem, und isoliert an einem Parkplatz gelegenem Haus. Alle Tore sind verschlossen und verrammelt, die Fenster und Türen ebenso und der Garten ist total verwildert. «J’ai déposé le colis à une dame sur la place» – ich habe das Paket einer Dame auf dem Platz übergeben, so der O-Ton. Nun, die Dame hat sich offenbar über das Geschenk gefreut!

  • Messingschild der Witwe Cliquot
  • Hof und Gebäude der Veuve Cliqot, mitten in der Stadt
  • Die Kathedrale von Reims, Krönungsort der französischen Könige
  • Eines der reich verzierten Nebenportale der Kathedrale
  • Prachtsstrasse in Reims
  • Place Royale de Reims
  • Überraschende Street Art
  • Detail eines der vielen üppig gestalteten Stadtgebäuden
  • Der durfte sich austoben, Mama hatte trockene Kleider dabei!

Da wir von Sillery nordwärts fahren werden und auf der Strecke gut versorgte Häfen stets weit auseinander liegen, wollten wir auf Nummer sicher gehen und haben uns diesen neuen, etwas leistungsfähigeren Generator anschaffen wollen. Nun, eigentlich angeschafft, bezahlt haben wir ja schon. Wir möchten unabhängig sein, und nach Lust und Laune wild anlegen und so lange dableiben können, wie es uns gefällt, ohne ständig auf ein Auge auf die Stromversorgung haben zu müssen. Auch haben wir neue und mehr Bodenanker besorgt, sodass wir das Vorbeirauschen von grossen Booten in Zukunft unbesorgt ignorieren können. Da haben wir schon ganz dumme Erfahrungen gemacht und Bodenanker verloren. Für nicht Bootler: wenn ein Boot schnell an einem vorbeifährt, zieht es erst das Wasser vom Ufer und vom angelegten Boot weg, und zwar u.U. ganz schön kräftig. Dann kommt das Wasser mit Wucht zurück und schlägt gegen das Ufer. Wenn das Wegziehen heftig genug passiert, reisst es möglicherweise die Verankerung aus dem Boden. Dann haben die überraschten Bootseigner das Vergnügen, das Boot wieder einfangen und die Bodenanker retten zu müssen, falls überhaupt noch möglich. Diese starken Metallpfähle wurden in Rekordzeit augeliefert und bis vors Boot gebracht, allerdings von einem anderen Paketdienst. Diesbezüglich sind wir jetzt gut «bewaffnet».

Hier in einem Dorf ganz nah von Reims, ist es eigentlich ganz toll. Insofern ist das Warten überhaupt nicht schlimm. Das Wetter ist zwar immer noch kühl, es regnet auch viel, dazwischen ist es jedoch immer wieder sehr sonnig und zwischen 20° und 25°C. Wir haben Zeit, das Boot zu reinigen, Wäsche zu waschen und halt alles, was jeweils so anfällt, zu erledigen. Von hier aus gibt es einen Bus nach Reims; in einer halben Stunde sind wir mitten in der Stadt vor der berühmten Kathedrale. Leider ist der Hafen in Reims an einer vierspurigen Avenue gelegen und entsprechend laut. Sillery ist eine gute Alternative. Supermarkt, Bäckerei, Apotheke und sogar eine Arztpraxis sind in der Nähe der Halte Nautique. Der Hafen liegt an einem kleinen Park und wenn die Sonne scheint, sitzen und spazieren hier jede Menge Leute. Abends und Nachts ist es aber relativ ruhig. Fischer hat es auch, jaja, die gibt’s nirgends nicht, wenn ihr versteht, was ich meine. Die Franzosen sind leidenschaftliche Fischer und auch in dieser Beziehung sehr geduldige Menschen; Sitzleder haben die!

  • Der Hafen von Sillery
  • Ein Gewitter zieht auf, shellgrünes Wasser vor dunkelgrauem Himmel
  • Halte nautique SIllery bei Sonnenschein
  • Ein mit Kreide auf eine Tafel geschriebener Text vor einem Restaurant:
  • Fischer in Frankreich - so typisches Bild!
  • Das Gartentor des verlassenen Hauses, dahinter der überwucherte Garten: kein Paket!
  • Am späten Nachmittag ist das Licht hier besonders schön
  • Letzte Runde mit den Hunden

Ich lese übrigens im Moment gerade einen Roman, der in dieser Gegend zur Zeit des 2. Weltkrieges spielt. Epernay, Cumières, Dizy, Reims, Paris…. Alle diese Ortschaften kommen vor und natürlich Champagnerproduktion, Kriegspolitik, Besetzung, Résistance und ja, auch Liebe, Familie und Alltag. Hier und jetzt vor Ort zu sein ist etwas sehr Spezielles!

>>> Noel Barber: A Farewell to France, deutscher Titel «Eine Liebe in Frankreich» (sorry, aber deutsche Titel sind meist so irreführend!)

Autor: suzyintheflow

Of Swiss origin, living in France on a houseboat with husband and two dogs. Intends to travel all over the navigable waterways of Europe in the years to come. No specific plans but open to any adventure and curious about the people and the places waiting to be met!

5 Kommentare zu „Nichts läuft wie es sollte“

  1. Ob der Fahrer das Paket wirklich jemandem übergeben hat? Bekannte von uns hatten auch einen Generator bestellt, der laut Nachverfolgung dreimal erfolgreich zugestellt wurde, unter anderem auch sonntags.

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  2. Der Lieferant hatte dann auch das Vergnügen sich mit den Zustellern auseinanderzusetzen, aber für sowas sind die dann ja versichert. Nur muss man als Empfänger beweisen, dass man das Paket nicht bekommen hat.

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