Wir glauben es kaum, aber wir haben unseren Winter-und Lockdown-Platz endgültig verlassen. Wenn alles in naher und weiterer Zukunft so verläuft, wie wir es gerne hätten, sehen wir Auxonne nun jahrelang nicht mehr. Das hat aber nichts mit diesem tollen Hafen zu tun sondern mit unserem Wunsch, uns langsam aber sicher gegen Norden zu arbeiten. Erstes Ziel für mindestens dieses Jahr: Le Grand-Est!
Alles, das wir uns nur denken konnten, ist erledigt. Die Hunde haben genug Futter für eine längere Reise, beide haben ihren Sommerschnitt und Janusz eine Sonnenbrille (doch, echt jetzt). Wir beide sind medizinisch durchgecheckt und für unser Alter gesund befunden worden. Etwaiges Zwicken oder Zwacken müssen nun als normal betrachtet werden. Ich sag immer, solange das Hirn noch funktioniert, ist schon vieles gewonnen!
Also los, stechen wir in …. den Fluss, die Saône, den schönsten Fluss Frankreichs (ist nicht von mir!) und fahren bergan. Nochmals ein Winken zu den bestens bekannten Eckchen und Winkel, durch Schleusen, deren Macken uns allzu bekannt sind und dann biegen wir in den südlichen Eingang zum Canal entre Champagne et Bourgogne ein. Dieser Kanal verbindet den Canal de la Marne au Rhin (Rhein-Marnekanal) mit der Saône und wird uns, einmal hinter uns, das gesamte, grosse Wasserwegsystem des französischen Osten und Norden zugänglich machen, und auch das Elsass von Norden her, Mosel und Saar und weiter westlich, Paris. Voilà, fast zuviel der Optionen!
Nun befinden wir uns schon den dritten Tag in diesem Kanal, vor dem uns viele gewarnt hatten. Dies, weil er langweilig sei und wegen dem grossen Algenbewuchs.
Langweilig?
Diese wunderbar natürliche Landschaft? Mit einem Flüsschen, der Vingeanne, das fast ungezähmt in weiten Mäandern fliesst, mehrmals unter dem Kanal hindurch, von links nach rechts, von rechts nach links. Mit den Hecken und Wäldern, den weiten Weiden und grossen, mit Bäumen umrandeten Äckern? Eine Landschaft, in der man ohne Weiteres einen Film vom 18. Jahrhundert drehen könnte? Selbst die Dörfer und Höfe sind filmreif, nicht gepützelt, dafür umso echter.
Algen?
Ja, hat es, wie in fast jedem anderen Kanal auch. Aber sie halten sich in Grenzen – bis jetzt hatten wir bloss ein oder zwei Haltungen (Strecke von Schleuse zu Schleuse), in denen Schraube und Ruder etwas Mühe hatten. Hoffen wir, es bleibe so, denn wir haben von 114 Schleusen erst 25 geschafft!
Der Champagne-Burgund-Kanal
Auf diesem 224 km langem Kanal, der in den 70er-Jahren des 18.Jahrhunderts begonnen und zu Beginn des 20. Jahrhunderts fertiggestellt wurde, gibt es abgesehen der vielen Schleusen auch 2 Tunnel, 10 Kanalbrücken und 17 bewegliche Brücken. Der eine Tunnel schreckt/faszinert uns besonders: er ist fast 5 km lang, wir werden für die Durchfahrt also beinahe eineinhalb Stunden benötigen.
Die ersten Tage
Die ersten 70 km bis zu diesem Tunnel verfügen über wenig Infrastruktur, was nicht immer einfach ist. Unser Kühlschrank ist jedoch gut gefüllt, die Vorräte eingelagert und das frische Gemüse, das nicht ins Kühlfach sollte, liegt in einem Korb und wird mit einem nassen Küchentuch dauerbefeuchtet und gekühlt. Funktioniert ganz gut! Für den Strom machen wir uns keine Sorgen, mit dem Wasser müssen wir allerdings etwas haushalten. Kurzdusche und sparsames von Hand abwaschen sind angesagt! Soweit also alles unter Kontrolle.
Bis jetzt hatten wir bloss zwei Vorkommnisse. Das Ärgerlichste: einen verlorenen Stahlpflock zum wild Anlegen. Eine etwas schnell vorbeifahrende Peniche riss beide Pflöcke mit der Sog- und Wellenwirkung ihrer Masse aus dem Erdreich, und einer davon wurde ins Wasser befördert. Das Andere: Wir hatten alle am zweiten Tag im Kanal etwas gar viel Sonne abbekommen. Wir fuhren bei 33°Grad und zeitweise ohne Sonnendach – wegen den tiefen Brücken-Durchfahrten mussten beide Bimini unten bleiben. Alle vier waren wir nach dem Anlegen, glücklicherweise an einem schattigen Platz, völlig erschlagen.
Heute nun ist viel kühler, wir sind sehr früh los und legten zweieinhalb Stunden später, lange vor Mittag, bereits wieder an; nach bloss 9 km und 8 Schleusen. Wir brauchen jetzt einfach etwas Ruhe und Kühle.
wir haben den Kanal in südlicher Richtung 2014 gefahren und ihn sehr genossen – ich fand ihn spannend – viele verschiedene Elemente – solltet ihr auf dem Rhein-Marne-Kanal (östlicher Teil) ankommen, müssen wir uns unbedingt mal auf ein Glas Wein treffen.
Habt eine gute Zeit – wir sind ab Dienstag auch wieder auf dem Boot.
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Da kommen wir gerne drauf zurück! Auch euch gute Fahrt und immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel!
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Ich wünsche Euch, dass ihr euer Jahresziel ohne Schwierigkeiten erreicht. Die Landschaften, die man auf den Fotos sieht, sind einfach traumhaft schön. So stelle ich mir meinen idealen Urlaub vor. Ich freue mich schon auf die nächste Geschichte.
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Halloechen, ich bin auch mal wieder da! Kannst Du mir mehr ueber die Sonnenbrille verraten? Mein Hund hat oft traenende Augen, da er ja so bisschen „Glubschaugen“ hat… Vorallem hier im windigen Irland habe ich mir tatsaechlich schon ueberlegt, ihm eine Sonnenbrille anzuschaffen, hauptsaechlich eben wegen dem Wind. Aber hilft das ueberhaupt, und wie hat euer Hund darauf reagiert? Was ist bei euch der Grund, und wo habt ihr die Brille her?
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Die Brille ist vom Tierarzt, Janusz hat einen beschädigten Sehnerv und er wird so geblendet, dass er bei Sonnenschein schlecht sieht. Wir sind noch in der Angewöhnungsphase…. 😉
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