Wir haben’s jetzt auch geschafft, im 2023 anzukommen. Die letzten zwei Wochen sind etwas verschwommen in unserer Erinnerung, denn eine massive Erkältung hat uns beide etwas aus der Bahn geworfen. Wahrscheinlich war es sogar eine hier herum grassierende Bronchiolitis (bislang kannte ich bloss die Bronchitis!). Wir husteten uns die Seele aus dem Leib, waren abgeschlagen und erst jetzt wird es langsam wieder erträglicher.
Den ultra kurzen Frühling der letzten beiden Wochen haben wir verpasst, waren jedoch froh, uns nicht noch um die Heizung kümmern zu müssen. Diese wurde nämlich pünktlich zum Wetterumschwung kurz vor Weihnachten von der Panne befreit. Das Abluftrohr hatte unerklärlicherweise seine Befestigung „verloren“, überhitzte und die Sicherungsvorrichtung der Heizung stellte den Betrieb ein. Einerseits total gut, andererseits schlechtes Timing, da das Ganze während der eisigen Periode nicht funktionierte, gerade als wir es wirklich gerne mit unserer Zentralheizung schön warm gehabt hätten. Unsere drei mobilen Ölradiatoren halfen uns wieder einmal über die Zeit hinweg und hielten die Innentemperatur, trotz tiefen Minusgraden draussen, auf einem erträglichen Niveau. Die Stromrechnung hingegen……lassen wir das, ich will mich nicht beklagen. Mit der Rechnung für die geleistete Arbeit erhielten wir vom Techniker auch noch ein herzliches Dankeschön für die Ansteckung, die wir ihm als Bonus geschenkt hatten. So pünktlich kurz vor Weihnachten, was will man mehr?
Die seit Oktober angekündigte Wasserstandsenkung der Haltung, in der der Hafen von Saverne liegt, ist nun im Gange. Die bergseitig liegende Schleuse wird total renoviert und um sie komplett zu leeren, müsse dies eben sein. Schon seit Wochen liegen wir an völlig losen Leinen, dies weil uns Hafenbewohnern niemand recht sagen konnte, wann die Senkung denn vorgenommen werde. Vorgestern beobachteten wir ein, nicht angekündigtes, langsames, aber stetiges Absinken. Alle paar Stunden, Tag und Nacht, kontrollierten wir die Leinen und vor allem auch die Position der Fender. Letztere sollen ja das Boot vor Schäden, Kratzer und Dellen, schützen.







Wir liegen direkt an einer Betonmauer mit daran befestigter hölzernen Schutzleiste, die die Boote schützen soll. Darunter liegt die Mauer viel weiter hinten, zwischen Wand und Boot entsteht so eine Lücke von circa 40 cm. Der Holzbalken liegt mittlerweile weit oben auf der Höhe der Reling. Auf dieser Höhe sind Fender eher schädlich als nützlich, kann der Wind uns doch so andrücken, dass die Reling sich verbiegen würde! Deshalb haben wir unsere dicken Ballonfender direkt über Wasser montiert, diese haben gerade etwas mehr Durchmesser als der Unterzug unter der Holzleiste; hoffentlich kriegen wir nächstens keine heftigen Winde, sonst haben wir ein echtes Problem, wenn wir herumgeschubst und gegen die Wand gedrückt werden!
Unser praktischer Ausgang seitlich am Bug, der nun über Monaten stets plus/minus ebenerdig auf den Kai führte, liegt aktuell etwa 80 cm darunter. Der Wasserspiegel soll insgesamt etwa um einen vollen Meter abgesenkt werden. Die Frage, wie wir da noch vom Boot kommen, wird jetzt sehr aktuell. Merry hasst es, getragen zu werden und zappelt jeweils heftig. Springen kann sie jetzt nicht mehr, und muss da nun durch, ob sie dies nun mag oder nicht. Wir selber steigen seit zwei Tagen über die Reling hin und her; für meinen Mann kein Problem mit seinen langen Beinen, nur bei mir sieht das Manöver eher aus wie bei einem Käfer, der daher gekrabbelt kommt!
Wir sind nicht die einzigen, die sich etwas einfallen lassen müssen. Am Kai hier liegt ein renommiertes Fischrestaurant. Dieses ist natürlich ebenso von der Absenkung betroffen, hat jedoch zusätzlich das Problem, dass ein abenteuerlicher Zugang den Gästen nicht zumutbar ist, von den obligaten Sicherheitsvorschriften nicht zu reden! Das kümmert die Verantwortliche VNF offenbar nicht und die Capitainerie kann auch nicht viel tun. Machen wir also gute Miene zu diesem Spiel, und hoffen, dieser Spuk sei bald vorüber und wir nicht aufsitzen. Zur Zeit haben wir noch 1,4 Meter unter dem Heck, wo unser unser grösster Tiefgang liegt. Noch 40 cm Reserve, aiaiai!
Ein Zeitfenster, wie lange diese Unterhaltsarbeiten andauern sollen, kann niemand angeben. Respektive doch: jeder hier im Hafen hat eine andere Information erhalten, so von 3 Wochen bis 3 Monaten! Wir können also nichts anderes tun, als bangen und hoffen. Und, in der Zwischenzeit, bleiben wir beim Leinen kontrollieren, Fender anpassen und sich lächerlich machen bei unserer Herumturnerei!

Einige von euch mögen sich jetzt wundern über unsere Begabung für Widrigkeiten. In der Tat, wir scheinen wirklich nichts auszulassen. Wir tragen es (meist) mit Fassung; ausserdem, was soll ich hier denn sonst berichten?
Eine „Begabung für Widrigkeiten“ bedeutet vielleicht nicht nur, damit zu tun zu bekommen, sondern auch sie zu bewältigen. Ich hoffe, die tiefergelegte Phase dauert nicht zu lange. Mit Hund stelle ich es mir komplizierter vor, weil man noch häufiger kraxeln muss.
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Ich halte Euch die Daumen, dass der Spuk moeglichst schnell vorbeigeht, und dass die Absenkung des Wasserspiegels nicht zu doll wird.
Ich kenne das Problem anders herum, als der zunehmende Wasserstand im Hafen unsere Fender nutzlos werden liess, weil sie aufschwammen.
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