Ich habe heute solches Reisefieber, es ist kaum auszuhalten. Immer noch ist es in Frankreich einfach grau bedeckt und kalt. Wir haben unser neues Leben bei denkbar schlechten Bedingungen angefangen: in einem Winter der übleren Sorte. So sitze ich halt da, einen wärmenden Tee in der Hand, und ertränke meinen Frust. Und tagträume.
Es ist kaum mehr vorstellbar, wie heiss es letzten Sommer war und wie schön sonnig. Ok, nicht immer sonnig, aber wenigstens nicht so unwirtlich wie jetzt. Wir hatten das Boot an einem festen Anlegeplatz, es wurde die Woche über von Handwerkern umgebaut. Aber am Freitag Abend, manchmal sogar schon am Donnerstag, kamen wir daher und verbrachten das lange Wochenende cruisend auf der Saône und auf der Seille. Oft hatten wir Gäste dabei. Wir zogen los. Ganz gemütlich und tuckerten wir bei 8-10 km/h flussauf-kanalrunter. Am Ufer die grasenden weissen Charolais-Rinder auf riesigen hecken-und baumbestandenen Weiden, manchmal auch bis zum Bauch im Wasser oder wiederkäuend auf einer kleinen Flussinsel. Pferde mit fröhlichen Fohlen weideten in Eintracht mit Schwarzhalsgänsen. Risikofreudige Schwäne paddelten im aller letzten Moment noch schnell vor dem Boot durch um dann frech zurück zu äugen und uns anzufauchen. Die Zeit verrann unendlich langsam, es war warm und sonnig, wir sassen auf dem Sonnendeck, tranken etwas Kühles und genossen es einfach nur. Auf so einer Fahrt kommt die nervöseste Person innert Kürze runter auf Normal.
Abends wurde in einem kleinen Hafen oder auch nur an irgendeiner Anlegestelle festgemacht, in der Küche etwas Einfaches aber Leckeres gekocht und an Deck genossen. Nach der Tageshitze tat die leichte Abendbrise gut und die Sonnenuntergänge waren endlos farbig. Beim Licht einiger Windlichter wurde geschwatzt und gelacht, bis dann spätabends das Boot für abgekühlt genug befunden wurde um einschlafen zu können. Ach, war das herrlich!
Wäre dies ein normaler Winter mit zwar auch etwas kaltem oder schlechten Wetter, aber auch mit immer wieder einigen sonnigen Tagen, hätte ich heute sicher keinen Boots-Koller. Leider gibt es zur Zeit keine Wahl und wir müssen da einfach durch, aber am Liebsten versänke ich jetzt einfach eine Zeitlang in Winterschlaf!
Es geht glaube ich allen etwa gleich, egal wo man lebt. Man sehnt sich die warmen, hellen und farbenfrohen Tage herbei.
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Hélas, ja, das glaube ich auch. Es hat auch nichts mit dem Bootsleben an sich zu tun. Aber wir kriegen es hier so direkt ab, nicht zu reden von den Tag für Tag matschigen und lehmigen Spaziergängen mit den Hunden. Wäh! Aber kaum kommt mal die Sonne raus ist alles vergessen😉
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Haltet durch! Wir haben in der Gegend in der ihr gerade seid schon wunderschöne Camping-Urlaube Ende März verbracht, als es zumindest in Deutschland noch matschiger Winter war. Bald wird vor lauter Sonne der Matsch wieder vergessen sein!
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Diesen Koller gibt es z.Z. auch in Wohnungen und Häusern. Freut euch des Lebens, liebe Claude+Suzy
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Deine Bilder und dein Bericht lassen mich traeumen…wie schoen das klingt, einfach los zu fahren und sich treiben zu lassen… hach…
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