Unterwegs zwischen Digoin und Decize, wo der Canal du Nivernais vom Canal latéral à la Loire abzweigt. Der Nivernais ist, so sagt man, einer der schönsten und romantischsten Kanäle Frankreichs; und wir können ihn leider nicht befahren! In Frankreich gibt es meines Wissens drei Kanäle oder Teilstrecken, welche wir nicht nutzen können. Darunter eben der Nivernais. Dieser hat eine Durchfahrtshöhe von bloss 2.70 Meter und die Brücken sind oft sogar noch Bogenbrücken und somit rechts und links also noch weniger Durchfahrtshöhe haben. Wir passen da mit unseren 3.28 m in der Mitte nicht durch. Nicht schlimm. Wenn wir dann einmal die restlichen 10’000 km in Frankreich abgefahren haben und noch unbändige Lust auf gerade diese drei Strecken haben, mieten wir halt ein kleineres Boot!
Der Canal latéral à la Loire, auf dem wir seit Digoin fahren, hat bediente Schleusen. Früher völlig normal, scheint das heutzutage seltsam, sich von einer Schleusenwärterin oder -wärter bedienen zu lassen. Wenn immer möglich hilft eines von uns mit zu kurbeln. Die Schleusenhäuschen sind dementsprechend bewohnt und meistens hübsch herausgeputzt mit Blumen, zierlichen Zäunen, oder liebevoll gestalteten und bemalten Fensterläden. Viele haben noch einen Ziehbrunnen im Garten (aber sicher trotzdem schon fliessendes Wasser). Während des Schleusens bleibt – je nach dem – die Zeit für einen Schwatz. Wir müssen uns noch daran gewöhnen, dass unser Boot etwas aus dem Rahmen fällt, oft fragt man uns darüber aus.
Von Samstag auf Sonntag haben wir in Pierrefitte-sur-Loire übernachtet. Dort hat es einen kleinen, gestauten See der gar nicht auf unserer Karte verzeichnet ist. Eine wunderbare Gelegenheit, ihn mit den Hunden zu umrunden. Die Ufer sind schön bewachsen, es hat lichte Wäldchen und sogar einen Strand! Am Abend dann nervt uns ein Mietboot – etwas das wir versuchen eben gerade nicht zu tun. Ein Boot zu steuern, anzulegen oder sauber in eine Schleuse zu bringen ist nicht einfach und Auto fahren können hilft nicht wirklich (ausserdem machen auch wir Fehler oder ein Manöver gelingt uns nicht wie gewünscht). Diese Urlauber waren jedoch schlicht fahrlässig! Viel zu schnell unterwegs, ruppige Richtungswechsel, rückwärts fahren in hohem Tempo ohne je mal zurück zu schauen, ein 1-2 jähriges Kind an Bord ohne Schwimmweste oder sonstige Sicherung, viele Leute drauf, aber keiner bereitet ein Anlegen vor, ein Halbwüchsiger, der meint er müsse während der Manöver noch Mukis zeigen und demonstrieren was für ein toller Hecht er doch sei. Wir alle an der Anlegestelle waren froh, haben sie es sich schlussendlich anders überlegt und nach drei vergeblichen Versuchen festzumachen davongerauscht sind. Da haben wir das durchgeschüttelt werden gerne nochmals hingenommen. Bitte, bitte, so nicht!
Der ursprüngliche Plan

Heute machen wir in Beaulon, in einer kleinen Haltebucht bei der Schleuse, eine Pause. Es stehen ein wenig Haushaltsdinge an, etwas Korrespondenz und E-Banking sind auch zu erledigen. Wir haben festgestellt, dass wir alle zwei, drei Tage gerne eine Pause einlegen. Wir kommen relativ langsam voran und von der Idee, die ganze Rundfahrt via Seine, Marne und den Canal de la Marne à la Saône zu fahren haben wir Abstand genommen. Wir sind einfach zu spät im Jahr gestartet und unser Reisetempo lässt die ganze Strecke nicht zu. Wir sind erst beim roten Punkt (siehe oben), gestartet auf der Höhe von Dijon, erst Richtung Süden und dann Westen. Klar haben wir immer weniger Schleusen, je flacher das Gebiet wird, und klar könnten wir einen Zacken zulegen – aber wozu? Wir finden es gemütlich so und lassen uns Zeit. Für die Hunde stimmt es auch. Wir müssen nichts erreichen und was wir in einem Jahr nicht schaffen, können wir im Darauffolgenden realisieren. Wir dürfen in den Tag hineinleben; ein Privileg das wir jeden Tag schätzen. Wir werden so oft auf unser Leben auf dem Boot angesprochen und ausgefragt. Wir spüren die Sehnsucht der Menschen, runterzuschalten und etwas einfacher zu leben fast jeden Tag. Auch wir fragen uns manchmal, weshalb wir in den letzten Jahren nicht gemerkt haben, dass es ganz gut bedeutend bescheidener geht. Wenig zu besitzen macht tatsächlich frei(er). Ich wünschte, ich hätte das früher realisiert und ich kann mir ganz gut vorstellen, dass wir schon vor Jahren als digital nomads hätten leben können oder uns hätten bemühen können, einen Job als Capitain/e, Freizeithafenverwalter, zu finden. Nun, verpasste Chancen und denen wollen wir jetzt nicht nachweinen!
