Plastikfreie Odyssee

Seit Wochen, ja Monaten sind meine verschiedenen Inbox voll mit Nachrichten von der Plastikfront. Die Bilder von plastikübersäten Stränden, Videos von Tauchern mit mehr Plastik im Meer als Fische, Abfallhalden mit monströsen Plastikbergen… ich denke, wir alle kennen sie bestens. Diese Bilder verfolgen mich und ich hab mich entschieden, bei mir anzufangen und Plastik zu vermeiden. In Küche, Bad und überhaupt!

Per Zufall bin ich auf 1 Million Women  gestossen, eine Organisation von Frauen, die gegen den perversen Konsum, das umweltschädigende Verhalten von Firmen und eben auch den Plastikwahn kämpft. Ich schätze die vielen guten Tipps zur Vermeidung von diesem Stoff in Haushalt und beim Einkauf von Nahrungsmitteln. Instinktiv liess ich schon seit Jahren übermässig oder unnötig Verpacktes in den Regalen. Nun jedoch hats mich richtig gepackt: ich schaue bewusst und genau hin.

Wenn ich da mal die Augen öffne und nur so durch einen Supermarkt gehe, mit Fokus auf Verpackungen, stelle ich fest, wir leben in einer irren Welt! Es ist kaum möglich, einen Einkaufszettel komplett „abzuarbeiten“ ohne gleich einen halben Müllsack voll Kunststoff mit zu kaufen! Mal ganz abgesehen von Dingen, die einfach verpackt werden MÜSSEN, wobei natürlich nicht unbedingt in Plastik: was da alles eingeschweisst und zum Teil gleich mehrfach verpackt in diesem Material in den Regalen und auf den Tischen liegt, ist einfach unglaublich. Gemüse kann ja eigentlich ganz gut in Papiersäcke, wieso müssen dann zum Beispiel Paprika erst in eine Plastikschale und dann das Ganze noch in Folie eingeschweisst werden? Avocados einzeln oder zu zweit verpackt in einer viel zu grossen Schale mit Deckel, und damit sie darin nicht herumrollen, halt gleich noch eine Halterung dazu? Beeren, Käse, Fleisch, geschälte (!) Zwiebeln… ach, ihr wisst schon, wir sehen doch Alle täglich dasselbe in den Läden!

Heute früh nun waren Mann und ich einkaufen, in einem dieser riesigen Supermärkten, gleich in der Nähe des Freizeithafens. Ich hasse diese Läden, aber leider gibt es hier im Umkreis von Kilometern keine Alternative; auch in Frankreich verschwinden kleine Geschäfte. Und wir ohne Auto sondern zu Fuss…. Tja, dann halt in diesen Megastore. Gemüse und Früchte konnten wir weglassen, morgen ist Markttag hier in Chalon, wunderschön und gleich bei der Kathedrale. Aber für den Rest beschlossen wir einen absolut plastikfreien Einkauf. Glas, Pappe, Papier, sogar Blech und Aluminium wenn’s denn sein muss, alles ok, aber kein Plastik! No, no, no! Nach einer wahren und ziemlich kopflosen Odyssee durch diesen Riesenladen – wir haben uns zweimal verloren und wiedergefunden – haben wir es fast geschafft; einzig die Vollmilch gab es nur in Kartons, innen beschichtet 😦 und  mit dieser kleinen Auslauftülle in Kunststoff. Wenigstens kaufen wir sie nicht mehr in den hübschen Kunststofflaschen.

Am Ende unseres Einkaufs, vor der Kasse, stellten wir fest, dass derart einkaufen wohl etwas günstiger werden wird. Nicht weil die Produkte weniger kosten, nein, aber einiges wird einfach nicht mehr in Frage kommen und unsere bisherigen Einkaufsgewohnheiten – nicht immer so nachhaltig – werden sich verändern. Den Regalen entlang streifen und hier und da etwas rausnehmen und in den Einkaufskorb legen, Abteilung nach Abteilung, ist nicht mehr drin. Schon Abgepacktes bleibt wohl eher wo es ist und wir stehen brav an den verschiedenen Theken an; unser Käsestück wird da nämlich in gewachstes Papier eingewickelt. Das genügt.

Noch nie habe ich das Angebot so durchgescannt wie heute. Ich sah nur noch Kunststoff, überall! Sogar an der Kasse, als die Frau vor uns ihre Ware auf das Laufband türmte, sah ich nur noch Plastik. Sie wird, wenn sie zu Hause mal alles ausgepackt hat, einen ganzen Müllsack voll davon haben! Für mich persönlich habe ich entschieden: Nein danke, das will ich nicht mehr!

 

 

Abfalltrennung à la française

Viele fragen sich oder auch uns direkt, was wir den ganzen Tag so tun. Dazu habe ich bereits versucht eine Antwort zu geben. Hier eine kleine Ergänzung mit etwas, das uns ziemlich beschäftigen kann: die Abfallentsorgung.

Wir trennen auch auf dem Boot selbstverständlich unseren Müll und geben uns auch sonst Mühe unseren globalen Fussabdruck möglichst klein zu halten. Mit der Abfalltrennung in Frankreich ist das aber so eine Sache. Jede Gemeinde trennt à sa façon, nach ihrer ganz eigenen Logik. Zu Beginn haben wir alles getrennt, ALLES. Genauso wie wir es von früher gewohnt waren. In Auxonne, unserem Winterhafen, gab es einen Abgabeplatz welcher exklusiv für die Boote war und nur mit Zahlencode zugänglich war. Es könnte ja ein Fremder etwas wegwerfen wollen! Da musste relativ deckungsgleich mit unserer schon fast angeborenen, schweizerischen Trennpolitik entsorgt werden. Wir waren uns jedoch noch nicht bewusst, dass das nicht in ganz Frankreich genau so Sitte ist. Frankreich ist zwar ein zentralistisches Land, aber sooo zentralistisch dann auch wieder nicht. Wahrscheinlich toben sich die Gemeindepolitiker in solchen Fragen wie Abfalltrennung separatistisch aus! Und so hat jeder Ort seine eigene Regelung.

Da kommen wir also daher mit unseren Boot und möchten Flaschen, Aluminium, zerquetschten Dosen, Pappe (CH: Karton) und Papier, Grünzeug, Hausabfall, Plastik oder Sperrgut entsorgen. Schon ist es in unseren beengten Verhältnissen nicht einfach, das alles unterzubringen, in der Sammelstelle sagt man uns dann auch genau, was wir wieder zusammen geben und entsorgen sollen, wo wir das tun müssen und wie genau. Die verschiedenen Container sind NICHT am selben Ort abgestellt. Oft steht der Glascontainer am anderen Ende des Ortes. Manchmal wollen sie Joghurtbecher im normalen Abfall, manchmal separat. Dasselbe mit Plastikfolien und -Verpackungen. Letzteres und auch Alu und Dosen versuchen wir auf ein Minimum zu beschränken, was aber sehr schwierig ist, da alles in den Läden derart doppelt und dreifach verpackt ist, man könnte verpackungslos glatt verhungern.

Was tun wir also, wenn wir an einer Anlegestelle ankommen? Wir informieren uns nicht nur über Sehens- und Wissenswertes sondern auch über das Entsorgungssystem eines jeden Kaffs und versuchen uns in der Folge, danach zu richten. Manchmal sind die Container sehr gut versteckt, so als möchte die Gemeinde möglichst wenig Müll entsorgen müssen; andere Gemeinden hingegen sind mit der Nase vorn und haben einen perfekt eingerichteten Entsorgungsplatz, sauber und mit intakten Containern.

Bleibt bloss zu hoffen, dass unsere Mühen in einem gewissenhaftem Recycling münden,  dieses komplexe System also nicht nur reine Augenwischerei ist und die ganze Sauerei in irgend einem Erdloch verschwindet!

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