Dichtestress

Man kann sich darüber streiten, ob unsere Entscheidung auf einem Boot zu leben, weit weg vom Leben anderer, eine Gute war. Wir merken, wie wir uns verändern und uns langsam etwas entfernen von der ….  tja, was genau? Von der Gesellschaft, der gelebten mitteleuropäischen Normalität, dem täglichen Leben von Millionen? Weg von den Herausforderungen des Zusammenlebens in einer Stadt, mit vielen verschiedenen Menschen, die alle in erster Linie für sich schauen?

Nachdem wir in den letzten Tagen kaum ein Boot und kaum einen Menschen gesehen, geschweige den gesprochen haben, nachdem wir die letzte Nacht wohl an einer offiziellen Anlegestelle verbracht haben, dies jedoch als einziges Boot, kommen wir heute hier an und – peng – alles ist voll!

Wofür brauchen Camper noch so viele Autos? Einige haben regelrechte Wagenburgen aufgestellt
Wofür brauchen Camper noch so viele Autos? Einige haben regelrechte Wagenburgen aufgestellt
Bei den Campern schon eher etwas chaotisch und überstellt, daneben sehen die Boote direkt ordentlich aufgereiht aus
Bei den Campern schon eher etwas chaotisch und überstellt, daneben sehen die Boote direkt ordentlich aufgereiht aus

Beaulon hat eine kleine Ausbuchtung im Kanal, an der haben ein knappes Dutzend Boote Platz und unter Bäumen auf der Wiese nebenan befinden sich Stellplätze für etwa 20 Mobil Homes und Camper. Wir konnten uns gerade noch so reinschieben, jetzt ist alles voll. Seit Briare haben wir nie mehr so viele Leute an einem Ort gesehen! Die Kombi von Campern und Bootlern gibt eine etwas seltsame Stimmung. Normalerweise sind Bootler ziemlich offen, man hilft anderen beim Anlegen, redet über Boote und gibt einander die letzten Infos von „Radio Canal„, tauscht gute Tipps aus und verleiht auch mal ein Verlängerungskabel oder lässt ein Boot à couple, längs an seinem Boot festmachen, weil sonst kein Platz mehr frei ist.

Bei Campern ist die Stimmung etwas anders. Schon des Öfteren haben wir beobachtet: sie helfen einander selten beim einparken, jeder versucht sich sein Revier abzustecken so gut es geht , Kontakte gibt es viel weniger, und wenn überhaupt, dann ist es oft eine Zurechtweisung, weil man vermeintlich etwas total falsch gemacht hat. Hier in Beaulon wird diese latente Missstimmung noch durch die Tatsache verstärkt, dass Wasser und Strom für Boote gratis ist, für Camper jedoch nicht! Den Grund kann ich mir nicht vorstellen, aber es ist nicht das erste Mal, dass wir sowas antreffen.

Eine etwas unangenehme Situation, die sicher auch dazu beiträgt, dass sich die Leute etwas argwöhnisch beäugen. Könnte ja sein, einer der Wohnmobile schafft es, sich bei den Steckdosen der Bootler kostenlos anzuhängen!

So sitzen wir hier in wunderbaren Natur, könnten einen fantastischen Abend und die allmähliche Abkühlung der Luft  geniessen. Stattdessen stellen wir bei uns zwei Symptome von Dichtestress fest! Wir fühlen uns nicht so recht wohl. Sollten wir etwa langsam zu dünnhäutig werden?

 

Programmwechsel und Pause

Eigentlich hatten wir uns gut vorbereitet. Alle uns bekannten Webseiten konsultiert und Wetter und Hochwasserlage gecheckt. Brav hatten wir ausgerechnet wie viele Kilometer die einzelnen Etappen betrugen, respektive wieviel Zeit wir für die Fahrt benötigten, wie manche Schleuse zu bewältigen war und wo wir für die Nacht anlegen wollten. Einige Capitaines hatten wir zum Voraus angerufen und uns über die Anlegemöglichkeiten erkundigt. Ab Mai wird dies nicht mehr nötig sein, dann ist die Saison eröffnet und alle Plätze in Vollfunktion.

Bereits am ersten Anlegeplatz, in St-Jean-de-Losne wurden wir von einem steigenden Fluss überrascht. In Seurre dann trafen wir eingeklappte Seitenpontons an, was ein Anlegen erschwerte; wir haben dann das Boot auf einer Länge von einem knappen Meter auch ganz toll zerkratzt und schliesslich hier in Verdun-sur-le-Doubs, wo wir programmgemäss gar nicht hätten anlegen wollen, mussten wir gegen die heftige Strömung aus dem Seitenfluss kämpfen. Wir hatten vorausgeahnt, dass ein weiteres runterfahren Richtung Chalon sur Saône problematisch sein würde und zogen es vor, hier in Verdun hängen zu bleiben als irgendwo anders.

So sieht es nun auch aus. Wir hängen hier fest. Das Wasser geht zwar heute langsam zurück, ein Fahren wäre ab morgen absolut möglich. Für morgen Dienstag ist jedoch heftiger Wind aus Südsüdost mit noch stärkeren Böen gemeldet, und für Mittwoch Starkregen dazu. Unsere Fahrrichtung wäre also voll gegen den Wind. Das wäre unnötiger Stress und Spritverbrauch. Ausserdem wäre das alles andere als vergnüglich.

Wir halten uns hier still bis Donnerstag Vormittag. Kein Problem, wir sind nicht in Eile und stehen auch nicht unter „Feriendruck“. Bis dann sollte sich das Wetter bessern und das Wasser wird sich noch weiter zurückgezogen haben. Verdun ist ein hübsches Städtchen mit guten Einkaufsmöglichkeiten, schöner Natur, tollen Möglichkeiten für Hundespaziergänge, netten Leuten und einen Anlegeplatz mit Strom und Wasser. Und wir haben Zeit, was will man mehr!?

Impressionen von Verdun-sur-le-Doubs

Gestern haben wir einen langen Spaziergang auf der Stadtinsel gemacht. An der grünen Südspitze befindet sich einer der schönsten Camper-Plätze den ich hier in der Gegend gesehen habe: Standplätze im Rasen unter schattenspendenden Bäumen, eingerahmt von einer Seite mit dem Seitenarm des Doubs und der Saône auf der anderen Seite; idyllisch!

Der Camper-Abstellplatzes von Verdun bevor die Saison beginnt

 

 

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