Spieglein, Spieglein an der Wand
Bei uns sind’s bloss vier an der Zahl. Einen Kitzekleinen im Bad, vorne normal, hinten vergrössernd, der zeigt mir gerade so knapp mein Gesicht. Einen Kleinen beim Aufgang ins Carré, wo sich unser Lebenszentrum mit Steuerhaus, Küche und Tisch befinden. Einen weiteren in der Nasszelle für Gäste in Form eines Bullauges. Dann schlussendlich den Grössten in der Bugkabine über den Schubladen mit unseren Kleidern.
In keinem sehe ich mich von oben bis unten. Von Nasenspitze bis zur Taille kenne ich mich noch, aber ein Gesamtbild von mir habe ich, glaub‘ ich, seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen. Ich meine so richtig, nicht bloss in einem Schaufenster en passant. Meine Kleider passen alle noch, also nehme ich an, dass ich immer noch so wie meine gefühlten Dreissigern (hahaha) aussehe. Eine Illusion, ich weiss, tut aber niemandem weh und gibt meinem Schritt das jugendliche Federn! Im Ernst, zu oft in den Spiegel gucken ist ungesund! Weshalb soll ich mir es antun, jedes Mal wenn ich schallend lache, sofort denken zu müssen „Oh, weh. Jetzt sehen alle diese schrecklichen Falten!“