Hunde, die auf Booten leben sind sehr häufig anzutreffen, allein hier im Hafen hat es mindestens ein Dutzend Hunde auf den wenigen Booten, die rund ums Jahr bewohnt sind. Dazu kommen auch noch zwei Katzen. Sicher befindet sich noch das eine oder andere Meerschweinchen oder Kaninchen irgendwo an Bord. Vögel habe ich noch nie auf einem Schiff gesichtet, dafür auf mehreren Mobil-Homes und Camper!
Wir haben unsere zwei Hunde und wünschen uns eigentlich auch noch eine Katze dazu. Wir hatten stets Hund und Katz und eine Mieze fehlt uns noch zum totalen Glück. Eine Katze zu finden wäre natürlich ganz einfach, aber wir denken, unsere Miau wird uns ganz von alleine finden und, typisch Katze, ohne zu fragen bei uns einziehen. Wir sind schon des Öfteren von Katzen «gefunden» worden.Weiterlesen „Tiere an Bord“
Alles ist gut gegangen und alle haben den Wechsel als gut erlebt. Dachten wir.
Da haben wir nicht mit unserer kleinen Hündin gerechnet. Sie, die stets so souverän mit Wechseln umgeht, alles freudig mitmacht und nie Unsicherheiten zeigt, hatte im Anschluss an all diese Umstellungen einen massiven Epilepsie-Anfall! Weiterlesen „Es war halt doch stressig“
Auf den Kanälen und Flüssen cruisen ist ein Traum und tut Körper und Seele gut. Ein Boot zu führen ist relativ einfach und jeder kann das. Man mietet oder kauft ein Boot und fährt los. Für ein Mietboot braucht es nicht mal eine einen Führerschein; er wird vom Vermieter zur Verfügung gestellt.
Trotzdem, ein Boot ist kein Auto und vorausdenken ist nicht verboten. So manches Mal sehen wir Verhalten oder Manöver, die schlicht fahrlässig und gefährlich sind. Wir sind davon nicht gefeit. Obwohl wir Manöver absprechen, dabei Wind, Strömung und das Verhalten des Boots in Rechnung nehmen, passieren Dummheiten auch uns.
Vor ein paar Tagen hat Mann eine Slapstick-Nummer geboten, die zum Glück glimpflich ausgegangen ist. Es hätte aber zu einem veritablen Unfall führen können. Sein Pech, dass es in einer Schleuse passiert ist, wo – wie so oft – Zuschauer am Rand standen und sehen wollten, wie eine Schleuse funktioniert.
Der Zünder war mein Fehler. Weil wir das Sonnenverdeck während der Fahrt nicht unter den Brücken durchbringen haben wir einen mobilen Sonnenschirm. Meine Aufgabe ist es, den rechtzeitig zusammen zu klappen, wenn wir uns einem Höhenhindernis nähern. Und ich habe das vergessen zu tun.
Schleuseneinfahrt – die Querstange ist kaum sichtbar
Wenn wir in eine Schleuse einfahren hat es hier auf dem Canal du Centre meist zwar keine Brücke, aber ein Metallprofil mit einer Lichtschranke, ein Teil der Schleusenautomatik. Ich habe dieses übersehen und befand mich bereits vorne am Bug um rasch festmachen zu können und den eigentlichen Schleusenvorgang zu lancieren. Mann sah auf den letzten Drücker, dass der Schirm offen geblieben war, liess das Steuerrad los, klappte den Schirm zusammen, und kriegte den Metallbogen voll an den Hut. Mann kippte um und fiel auf den Hintern.
Schleuseneinfahrt – sieht jemand die Querstange?
Mal abgesehen von der Beule am Kopf und dem Hämatom am Hintern, war das allerschlimmste, dass ich vorne am Bug das Ganze überhaupt nicht mitgekriegt habe! Mein Platz ist fast 15 Meter weiter vorne, da plätschert Wasser und das Motorengeräusch, obwohl nicht laut, wirkt wie eine akustische Barriere zwischen Bug und Heck. Mann hätte das Bewusstsein verlieren oder sogar über Bord gehen können, ich hätte das nicht sofort bemerkt weil ich ihn von vorne nicht sehe. Ich wage mir die Situation gar nicht auszumalen: einer von uns alleine an Bord, der andere im Wasser, und das Boot müsste sicher vom Schwimmer wegplatziert und gleichzeitig die Leiter runtergelassen werden, damit der über Bord gegangene wieder ins Boot steigen kann. Horrorvorstellung!
Kinder, Hunde, Schwimmer und Nichtschwimmer, können leicht über Bord gehen. In einer Schleuse ist das der absolute Supergau. Ich habe ja selber auch schon einen (banalen) Taucher gemacht, der mich völlig überrascht hat. Seither bin ich viel vorsichtiger als vorher und versuche nie unüberlegt zu handeln.
Mann hat sich dann zum Schluss über sich selbst geärgert. Er meint, er hätte den Schirm halt Schirm sein lassen und seine eigene Sicherheit voranstellen sollen. Das stimmt wohl. Für mich ist dieser kleine Unfall das Zeichen, noch viel intensiver alle Manöver, seien sie noch so unscheinbar und lapidar, durchzudenken um nie, nie, nie impulsiv reagieren zu müssen. Ein Schirm kaputt, das Boot eine Beule oder ein Kratzer mehr, egal. Mensch und Tier haben Vorrang und müssen jederzeit und überall sicher sein. Wir beten uns jetzt noch viel öfter die Vorgänge vor und stellen sicher, dass jeder weiss was genau der andere als seine Aufgabe betrachtet und was genau er tun wird und in welcher Abfolge. Wenn einer von uns einen Unfall hätte oder über Bord ginge, hätten wir ein massives Problem!
Wie sagte uns der Verkäufer unseres Bootes, der uns immer noch mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn es nötig ist: Gefährlich wird es spätestens dann, wenn man das Gefühl hat, man habe es im Griff und viel Routine. Er hatte nicht unrecht.
Unterwegs zwischen Digoin und Decize, wo der Canal du Nivernais vom Canal latéral à la Loire abzweigt. Der Nivernais ist, so sagt man, einer der schönsten und romantischsten Kanäle Frankreichs; und wir können ihn leider nicht befahren! In Frankreich gibt es meines Wissens drei Kanäle oder Teilstrecken, welche wir nicht nutzen können. Darunter eben der Nivernais. Dieser hat eine Durchfahrtshöhe von bloss 2.70 Meter und die Brücken sind oft sogar noch Bogenbrücken und somit rechts und links also noch weniger Durchfahrtshöhe haben. Wir passen da mit unseren 3.28 m in der Mitte nicht durch. Nicht schlimm. Wenn wir dann einmal die restlichen 10’000 km in Frankreich abgefahren haben und noch unbändige Lust auf gerade diese drei Strecken haben, mieten wir halt ein kleineres Boot!
Dank der Absenkung des Gashebels macht uns keine Brücke mehr Bammel
Viele kleinere Kanalbrücken am Canal latéral à la Loire
Uralte Wegmarke am Kanal. Die Angabe darauf bezieht sich möglicherweise auf ein altes französisches Wegmass, das „lieu“
Das ominöse Boot mit seiner Besatzung. Das ungesicherte Kleinkind sitzt bei den Frauen auf dem Deck
wieder ein Kanalbrückchen
Eine neue Erfahrung: Am Samstag auf der Kanalbrücke von Digoin, 243 Meter lang und 11 Bogen von je 19 Meter
Licht und Schatten am Kanal. Wir sind froh über die lichte Bewaldung am Ufer!
Knapp, aber nicht so knapp wie für Andere, die bereits die Kante wegrasiert haben!
Auf der Kanalbrücke in Digoin: Die Loire vom Boot aus
Grüne Durchfahrt in Dioun. Von der Stadt ist kaum etwas zu sehen
für uns namenloses, typische Dorf am Kanal mit Treidelpfad im Vordergrund
schöne Wohnlage!
Der See in Pierrefittet-sur-Loire
Das Loire-Tal. Der Fluss mäandert irgendwo zwischen uns und dem Fuss des Hügels in der Ferne
Der Canal latéral à la Loire, auf dem wir seit Digoin fahren, hat bediente Schleusen. Früher völlig normal, scheint das heutzutage seltsam, sich von einer Schleusenwärterin oder -wärter bedienen zu lassen. Wenn immer möglich hilft eines von uns mit zu kurbeln. Die Schleusenhäuschen sind dementsprechend bewohnt und meistens hübsch herausgeputzt mit Blumen, zierlichen Zäunen, oder liebevoll gestalteten und bemalten Fensterläden. Viele haben noch einen Ziehbrunnen im Garten (aber sicher trotzdem schon fliessendes Wasser). Während des Schleusens bleibt – je nach dem – die Zeit für einen Schwatz. Wir müssen uns noch daran gewöhnen, dass unser Boot etwas aus dem Rahmen fällt, oft fragt man uns darüber aus.
Von Samstag auf Sonntag haben wir in Pierrefitte-sur-Loire übernachtet. Dort hat es einen kleinen, gestauten See der gar nicht auf unserer Karte verzeichnet ist. Eine wunderbare Gelegenheit, ihn mit den Hunden zu umrunden. Die Ufer sind schön bewachsen, es hat lichte Wäldchen und sogar einen Strand! Am Abend dann nervt uns ein Mietboot – etwas das wir versuchen eben gerade nicht zu tun. Ein Boot zu steuern, anzulegen oder sauber in eine Schleuse zu bringen ist nicht einfach und Auto fahren können hilft nicht wirklich (ausserdem machen auch wir Fehler oder ein Manöver gelingt uns nicht wie gewünscht). Diese Urlauber waren jedoch schlicht fahrlässig! Viel zu schnell unterwegs, ruppige Richtungswechsel, rückwärts fahren in hohem Tempo ohne je mal zurück zu schauen, ein 1-2 jähriges Kind an Bord ohne Schwimmweste oder sonstige Sicherung, viele Leute drauf, aber keiner bereitet ein Anlegen vor, ein Halbwüchsiger, der meint er müsse während der Manöver noch Mukis zeigen und demonstrieren was für ein toller Hecht er doch sei. Wir alle an der Anlegestelle waren froh, haben sie es sich schlussendlich anders überlegt und nach drei vergeblichen Versuchen festzumachen davongerauscht sind. Da haben wir das durchgeschüttelt werden gerne nochmals hingenommen. Bitte, bitte, so nicht!
Der ursprüngliche Plan
unsere geplante Rundfahrt
Heute machen wir in Beaulon, in einer kleinen Haltebucht bei der Schleuse, eine Pause. Es stehen ein wenig Haushaltsdinge an, etwas Korrespondenz und E-Banking sind auch zu erledigen. Wir haben festgestellt, dass wir alle zwei, drei Tage gerne eine Pause einlegen. Wir kommen relativ langsam voran und von der Idee, die ganze Rundfahrt via Seine, Marne und den Canal de la Marne à la Saône zu fahren haben wir Abstand genommen. Wir sind einfach zu spät im Jahr gestartet und unser Reisetempo lässt die ganze Strecke nicht zu. Wir sind erst beim roten Punkt (siehe oben), gestartet auf der Höhe von Dijon, erst Richtung Süden und dann Westen. Klar haben wir immer weniger Schleusen, je flacher das Gebiet wird, und klar könnten wir einen Zacken zulegen – aber wozu? Wir finden es gemütlich so und lassen uns Zeit. Für die Hunde stimmt es auch. Wir müssen nichts erreichen und was wir in einem Jahr nicht schaffen, können wir im Darauffolgenden realisieren. Wir dürfen in den Tag hineinleben; ein Privileg das wir jeden Tag schätzen. Wir werden so oft auf unser Leben auf dem Boot angesprochen und ausgefragt. Wir spüren die Sehnsucht der Menschen, runterzuschalten und etwas einfacher zu leben fast jeden Tag. Auch wir fragen uns manchmal, weshalb wir in den letzten Jahren nicht gemerkt haben, dass es ganz gut bedeutend bescheidener geht. Wenig zu besitzen macht tatsächlich frei(er). Ich wünschte, ich hätte das früher realisiert und ich kann mir ganz gut vorstellen, dass wir schon vor Jahren als digital nomads hätten leben können oder uns hätten bemühen können, einen Job als Capitain/e, Freizeithafenverwalter, zu finden. Nun, verpasste Chancen und denen wollen wir jetzt nicht nachweinen!
Es taut bereits wieder. Heute morgen waren wir zwar noch eingefroren aber nachdem gestern Nachmittag die Temperaturen wesentlich gestiegen sind, scheint das Eis nun viel dünner.
Erstaunlicherweise wurden wir auch gestern Nacht geschüttelt. Unglaublich, die Kraft des Eises! Zum Glück blieb es dann irgendwann mal ruhig. Die Rumms und Bumms waren aber nichts im Vergleich mit der Nacht von Sonntag auf Montag, da hatte sich das Eis angefangen zu bilden und machte einen Riesenlärm. Es entstanden offenbar mehrere Platten und da ein starker Wind ging, schob es die ersten Eisflächen ständig hin und her. Der Stahlrumpf des Schiffs verwandelte sich in ein Resonanzkörper. Schaurige Töne. Ich habe sowas noch nie gehört!
Ich habe mich hier auf dem Boot zu einer Abhängigen entwickelt. Süchtig nach Wettervorhersagen und Temperaturmeldungen. Wir haben überall Thermometer montiert: Draussen natürlich, das ist wohl noch verständlich, dann in jeder Kabine und in allen Abteilen des Bootsrumpfs. Das nimmt jetzt aber groteske Ausmasse an! Eine kleine Entschuldigung habe ich: wir sind wirklich Wind und Wetter ausgeliefert und haben eine viel einfachere Infrastruktur als wir im Haus hatten, da waren überall Thermostaten an den Heizkörpern. Mann ist da zum Glück etwas lockerer, er schaut mich jeweils nur mit gehobener Augenbraue an, dann weiss ich sofort, die Pferde sind wieder mal mit mir durchgegangen, sprich, ich übertreibe masslos.
Ich gelobe Besserung!
Tauwetter-Impressionen
Geflochtener Fender eines Bootes, das wohl seit Jahren nicht mehr bewegt wurde