Abfahrt in Auxonne bei absolut fantastischen Bedingungen: 28 Grad warm, leichter Wind, strahlend blauer Himmel. Der Kühlschrank ist voll, der Früchte- und Gemüsekorb auch, die Getränke lagern kühl unterhalb der Wasserlinie in Erwartung heraufgeholt, nochmals weiter runtergekühlt und dann genossen zu werden. Ja, ich gebe es gerne zu, einiges davon ist alkoholisch. Weiterlesen „Wir haben’s geschafft!“
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Sommergerichte für Faulpelze
Also genau richtig für mich! Ich bin Meisterin in der Bschiiss-Chuchi, zu gut Deutsch etwa „Betrügerische Küche“; Gerichte, die einiges hermachen und toll schmecken, aber im Wesentlichen recht simpel sind. Vor allem im Sommer kommt das sehr gelegen. Aktuell ist es stets um die 30°C warm und lange in der Küche herumstehen ist ein Qual, denn auch da wird es den Tag über und bis tief in die Nacht, trotz Beschattung und Durchzug, ziemlich warm. Da mag ich es gern, wenn ein Gericht sich selber kocht! Weiterlesen „Sommergerichte für Faulpelze“
Stop and Smell the Roses!
Kürzlich schrieb uns ein australischer Freund unter einen Post auf Facebook „you guys really take your time to smell the roses!“
Ich kannte den Ausdruck nicht, fand ihn aber gleich toll! Im Geiste sah ich sofort meine Rosen liebende Grossmutter, wie sie von Rosenstrauch zu Rosenstrauch geht und sich zu jeder Blüte beugt und innig und mit geschlossenen Augen daran schnuppert.
Was unser Freund gemeint hat, sind natürlich nicht wirklich Rosen, sondern dass wir uns offenbar erstaunlich viel Zeit lassen, kleine Etappen machen und jede Begegnung oder kleines Erlebnis wahr nehmen und geniessen. Danke, Bruce, das ist ein wunderschönes Kompliment!
Ich konnte es nicht lassen und googelte den Ausdruck um zu erfahren, woher er kommt. Als erstes Ergebnis kam Ringo Starr, der einen Song mit diesem Namen rausgegeben hat. Wusste ich nicht. Gleich darunter ein Artikel über eine Studie der Rutgers Universität in New Jersey, die bestätigt, dass Menschen die sich Zeit lassen und die kleinen Dinge schätzen glücklicher sind als andere die dies nicht tun oder nicht können.
Die appreciation, die Wertschätzung, als kleine Schwester der Dankbarkeit, ist offenbar ein Schlüssel zum Glück. Leuchtet mir ein. Wenn wir etwas wertschätzen, können wir nicht daran vorbei hetzen. Im Gegenteil. Wir halten inne, und geniessen den Moment, das Gefühl, die Aussicht, das Gespräch, die Stimmung, das besondere Licht, den Duft, die Musik, was auch immer. Diese Momente dehnen sich aus und geben uns enorm viel. Freude, Kraft, Wohlbefinden und tiefe Zufriedenheit. Die Kunst ist also, sich Zeit zu lassen, weniger in die zur Verfügung stehende Zeit zu quetschen, den Mut haben auch mal nichts vorzuhaben oder nichts zu tun und es einfach so plätschern lassen. Diese Zeit ist nicht einfach leer oder vergeudet. Aus Nichts wird manchmal ganz viel. Ich habe mal gelesen, der Anfang der Kreativität ist die Langeweile. Da muss ich auch mal darüber nachdenken. Irgendwie gar nicht so abwegig. Die Rastlosigkeit der Welt steht uns da schon ein wenig im Weg.
Um das Tempo runterzufahren braucht man kein Sabbatical oder abzuwarten, dann mal in Rente zu sein! Der Zeitpunkt ist heute, jetzt. Die Studie wurde bei Studenten gemacht, also bei ganz jungen Leuten, die unter Erfolgsdruck sind. Und trotzdem scheint es da schon enorme Unterschiede in den Persönlichkeiten zu geben. Einige können es instinktiv und andere müssten es offenbar noch lernen: To stop and smell the roses!
„Was machst Du eigentlich so
den ganzen Tag“, wurde ich letzte Woche gefragt. Ich bin selten richtig sprachlos, aber da wusste ich gerade keine befriedigende Antwort und stotterte bloss etwas herum.
Inzwischen ist eine Woche vergangen und ich habe ab und zu über diese Frage nachgedacht. Sie ist ja berechtigt! Was tue ich denn den ganzen Tag lang?
Im Unterschied zu früher gibt mir kein Job den Takt und dies ist etwas, das ich extrem geniesse. Niemand sagt mir wann ich aufstehen soll um irgendwie im Büro zu erscheinen bevor die ersten schon ans Nachhause gehen denken. Auch meldet sich Mann kaum mehr Spätabends mit der Mahnung doch einmal das Licht zu löschen weil ich am folgenden Morgen kaum aus dem Bett komme. Diese Freiheit ist ein absoluter Luxus und ich geniesse dies jeden Tag. Nach weit über 40 Arbeitsjahren ist das eine Art Befreiung.
Ich kann gut verstehen, wenn jemand in dieser Situation auch mal den Tritt verliert und etwas orientierungslos wird und kann mir durchaus vorstellen, dass sich eine gewisse Leere breitmachen könnte. Wir haben zum Glück unsere beiden Vierbeiner und die müssen regelmässig raus und gefüttert werden. Ich glaube, die Hunde geben uns heute den nötigen Rahmen zum Ganzen. Wenn wir nicht das Leben gewählt hätten, das wir jetzt führen, würde ich vielleicht noch einen kleinen Job haben, Volontärarbeit verrichten oder mir sonst eine Aufgabe suchen, welche mir eine kleine Struktur geben würde. Ich denke, jeder benötigt jemanden oder etwas, das auf einen wartet, einen braucht oder sich auf einen verlässt. Das muss ja nicht für jeden Tag sein!
Neben den Bedürfnissen der Hunde kommen auch bei uns die täglichen Aufgaben wie kochen, putzen, waschen; was halt so anfällt und mehr oder weniger Spass macht. Am Boot gibt/gäbe es eigentlich ständig etwas Kleines zu tun, aber das alles füllt den Tag noch nicht. Obwohl, wenn wir dann wieder einmal aussen herum das ganze Boot, alle Decks, Gangways, Treppen und Relings inklusive Fenster und Aussenhaut auf Hochglanz gebracht haben, ist das höchst befriedigend. Keine Ahnung wo der ganze Dreck immer herkommt, aber das könnten wir ohne weiteres einmal die Woche tun, ohne dass es übertrieben wäre! Zur Zeit ist das Boot ständig gelb vor lauter Blütenstaub.
Aber zurück zum Thema: Langeweile kannte ich schon als Kind nicht. Diesbezüglich bin ich ein Glückspilz. Ich wurstle stets etwas herum und wenn nicht, fläze ich mich auch mal gerne hin und lese ein Buch. Ausserdem kann ich auch ganz gut einmal einfach nichts tun, indem ich vielleicht mit einem Kaffee auf dem Deck oben sitze und in die Landschaft rausschaue und etwa ein besonderes Licht oder eine spezielle Stimmung geniesse, mal zu zweit aber auch gerne ganz allein. Ab und zu habe ich einen kreativen Schub; ich bin da wirklich nicht sehr beständig. Ich wäre gern jemand der schon sein Leben lang malt, oder musiziert, oder alle Kleider selber näht und strickt, oder aus Ikea-Kleinmöbel etwas völlig anderes schafft… Leider muss ich stets auf eine Fee warten, die mich mit ihrem Stab berührt. Dann habe ich eine Idee und setze die wie im Fieber um. Meist gelingt mir wirklich etwas Besonderes, aber leider, leider ist dann die Luft draussen und ich muss wieder warten, bis es mich anspringt. Nicht sehr befriedigend.
Seit wir auf dem Boot wohnen, haben wir jede Menge spontane Kontakte. An einer Anlegestelle oder in einem Hafen kommen wir einfach und unkompliziert mit Andern ins Reden, sei es durch Hilfe beim Festmachen, durch Fragen wo die nächste Bäckerei zu finden ist, wie oder wo man den Hafenmeister findet…. Da ergibt sich schon mal ein längerer Schwatz auf dem Ponton, oder führt zu einem Apéro oder Essen. Zudem habe ich am Bug eine kleine Flagge, die signalisiert, dass ich Mitglied der „Women on Barges“ bin, eine Gruppe mehrerer Tausend Frauen auf der ganzen Welt, die sich über alle möglichen Themen rund ums Leben auf einem Boot äussert, alles sehr kommunikative und offene Frauen. Die Flagge schafft schnellen und einfachen Kontakt, der oft auch über die geografischen Distanzen weiterbesteht. Mit Kontakten pflegen bin ich eigentlich jeden Tag beschäftigt.
Ich schätze die vielen neuen Gewohnheiten und Möglichkeiten unseres jetzigen Lebens sehr. Es ist nie eintönig und abgesehen von „häuslichen Pflichten“ nicht repetitiv. Ich fühle mich dadurch belebt und Langeweile ist wohl weder bei uns noch bei den Menschen, denen wir jeden Tag begegnen ein Thema. Aber eine richtige Antwort auf die Frage, was ich den ganzen Tag so mache, habe ich eigentlich jetzt immer noch nicht. Ist das schlimm?
Ziemlich geschafft
Gestern haben wir für Hausboot-Leute einen ziemlichen Marathon hingelegt und waren am Abend auch entsprechend geschafft. Gestartet in Gergy um 8 Uhr morgens (schon das ist eine Leistung, denn um diese Zeit ist es eigentlich für mich noch in der Nacht!), Mittags um 13 Uhr in St-Jean-de-Losne kurz angehalten um etwas zu essen und dann gleich weiter bis Auxonne. Insgesamt 7 Stunden reine Fahrzeit für 65 Kilometer und drei Schleusen.
Höre ich da jemanden lachen? Ich weiss, für Autofahrer sind 65 Kilometer ein Klacks. Aber diese fahren ja auch nicht draussen bei Wind und Wetter und langsam fahren braucht irgendwie auch Energie! Wir fahren wenn immer irgendwie möglich vom Aussenführerstand aus, der Überblick ist einfach viel umfassender. Allerdings waren die Temperaturen gestern – und auch heute noch – alles andere als frühlingshaft, geschweige denn sommerlich. Wenigstens regnete es nicht und wir hatten in St-Jean-de-Losne für ein Stündchen genug warm um etwas geschützt auf einer Terrasse zu essen. Immerhin. Soviel Spass muss sein!
Abends waren wir alle Vier dann ziemlich müde und für unsere Verhältnisse sehr früh schon im Bett. Trotzdem hatten wir vorher noch die Gelegenheit genutzt allen Hiergebliebenen und den aus dem Winterquartier im Süden Zurückgekehrten schnell Hallo zu sagen. Zur Zeit ist recht viel Bewegung hier. Alle die, welche noch nicht auf und davon sind, sind mindestens am Boot vorbereiten. Jeder hat irgend etwas vor, zumindest in Bezug auf die Hauptrichtung: nach Süden Richtung Midi, nach Norden Richtung Nordfrankreich, Belgien oder Holland (dahin führen mehrere Routen), oder nach Osten via Canal-du-Rhône-au-Rhin, leider immer noch wegen Hangrutsch nicht durchgehend, oder via die Vogesen. Freunde von uns sind unterwegs nach Berlin, sitzen aber seit bald einem Monat kurz vor Mulhouse fest, eben wegen diesem Hangrutsch, der den Kanal beschädigt hat. Da heisst es Ruhe bewahren und – eine wichtige Lehre für uns – sich nicht allzu fest versteifen auf einen genauen Zeitplan. Relaxed ist die Devise. Für uns manchmal doch auch noch schwierig: sich Zeit geben und lassen. Oooohhhmmmm.
Heute, mehr oder weniger ausgeschlafen, sind wir froh, gut in Auxonne angekommen zu sein und machen uns gleich daran, die verschiedenen Dinge die auf unserer Todo-Liste stehen abzuarbeiten. Heute noch ganz unspektakulär: Waschtag, Post holen gehen und den Hunden ausgiebige Spaziergänge zu bieten; obwohl, sooo fit sind diese auch noch nicht heute!
Plangis*
Sonntag Nachmittag in einer Stadt. Einer Stadt mit langem Quai, fast wie am Mittelmeer oder an einem See. Wir sind auf dem Boot und hören die flanierenden Menschen auf dem Quai reden, lachen. Hören spielende Kinder, zwitschernde Vögel, ab und zu einen Hund bellen. Es ist nicht mehr so schönes Wetter wie die vergangenen zwei Tage, die Temperaturen sind aber warm geblieben und so stehen unsere Türen offen. Wenn ich nicht hinausblicke und somit nicht sehe, dass die Platanen am Quai noch kein einziges Zeichen von Grün tragen, klingt es wie im Sommer. Ich höre die Tauben, die einen Platz gerade auf unser Höhe unterhalb der Quaimauer zu ihrem Badeplatz auserkoren haben. Es plantscht und gurrt. Wäre nicht ab und zu ein Auto das durchfährt, es könnte idyllisch sein.
Etwas später werden wir uns ebenfalls unter die Flanierenden mischen, im Moment bin ich einfach noch zu faul dazu. Die Hunde wechseln in der Zwischenzeit mehrmals ihre Liegeplätze. Drinnen hören sie die „Action“ draussen und haben Angst etwas zu verpassen, und draussen ist es ihnen offensichtlich etwas zu warm in ihrem noch vorhandenen Winterpelz. Nächste Woche lassen wir sie etwas scheren, dann werden sie sich wohler fühlen. Unter unserer Wollmaus wird ein kleiner Hund hervorkommen und der Grosse wird dann vorübergehend wie ein Jagdhund aussehen.
Noch haben die Cafés und die Restaurants ihre Terrassen auf der Promenade nicht eröffnet. Falls die milden Temperaturen anhalten, ändert sich das sicher bald. Gestern Abend wären die potentiellen Gäste schon hier gewesen. Menschen tummelten sich bis spätabends auf dem Quai und eine Bar/Pizzeria hatte ein Karaoke-Abend veranstaltet und wir hörten die Musik und die mehr oder weniger begabten Sänger und Sängerinnen bis spätabends sich bei offenen Türen vergnügen.
Ich freue mich darauf, dass diese Zeit der lauen Nächte bald anbricht. Also, ICH bin bereit, worauf warten wir denn noch?
„Plangis“ ist ein schweizerdeutscher Ausdruck für das Sehnen nach Etwas. Das Verb heisst „plangen“