Gerade hat unser Hafenbecken nach mehr als einer Woche eisigen Temperaturen begonnen zu überfrieren und schon wird es wieder etwas ärmer, sprich keine Nächte mehr mit tieferen Temperaturen als -4°C. Für einige Tage gibt es eine Entspannung der Situation. Gestern hing am Werfts-Gebäude zu der roten Flagge noch zusätzlich eine Blaue. Die Rote bedeutet „Wasser abgestellt“, rot und blau „Wasser wird am Folgetag abgestellt“ respektive „Wasser wird am Folgetag wieder angestellt“. Heute hing bloss noch die Blaue. Weiterlesen „Blaue Flagge: es gibt wieder Wasser“
Schlagwort: frieren
Warm und gemütlich
Viele unserer Freunde haben sich Sorgen gemacht, ob wir im Winter auf unserem Hausboot denn auch warm genug haben werden. Ich bin auf diese Frage schon einmal ganz kurz eingegangen, nehme das Thema hier aber nochmals auf.
Es ist natürlich schon anders auf einem Boot als in einem Haus, selbst wenn wir eine Zentralheizung mit ganz normalen Radiatoren haben. Die Wände sind dünner, wir haben grosse Fenster und von unten herauf ist kaum isoliert. Trotzdem haben wir doch 6 oder 7 cm Isolationswolle und auch Isolationsverglasung. Die Doppelverglasung bewirkt, dass unsere Fenster weder anlaufen noch schwitzen, ein netter Effekt gegen Feuchtigkeit. Die Heizung lassen wir aber nur laufen, wenn wir a) nicht abwesend sind und b) nicht schlafen. Einen Brenner im Motorenraum völlig sich selber überlassen, wäre fahrlässig. Genauso wenig wird die Waschmaschine laufen gelassen, wenn wir nicht da sind. „Boatpeople“ fürchten Wasser und Feuer wie der Teufel das Weihwasser! Um in der Nacht nicht zu frieren haben wir 2 kleine elektrische Ölradiatoren, die genügen um mal ohne mit den Zähnen zu klappern aufstehen zu können (ihr wisst schon weshalb und, nein, nicht um an den Kühlschrank zu gehen!). Nur damit ihr es wisst, ich klappere mit den Zähnen ab 16°Grad und drunter….ich übertreibe gerne mal.
Tagsüber lassen wir es meist so auf 19°C runter gehen, dann werfen wir die Heizung an. Nach einer halben oder einer dreiviertel Stunde sind wir bei 22-23°C. Schalter umlegen, Wärme geniessen. Je nach Wetter und Temperaturen sind wir nach einigen Stunden wieder bei 19°C. Schalter wieder auf ON und dasselbe in grün! Das ist etwas speziell, aber man gewöhnt sich schnell daran; wir haben es in aller Regel schön warm und cozy.
Zur Zeit haben wir hier in der Nacht bis -5°C. Da kann es schon frieren. Am Anfang, nach unserem Umzug aufs Wasser, hatte ich richtiggehend Angst vor Minustemperaturen, da ich meinte, wenn es draussen so kalt ist, frieren uns gleich die Rohre ein, diese platzen und tschüss Boot. Mittlerweile habe ich verstanden, dass das Wasser auch bei richtiger Kälte in der Tiefe 4°C behält und um ein Boot herum ein Rand eisfrei bleibt. Wir sind hier ja nicht in der Antarktis. Letztes Jahr war es während Wochen hier so kalt, dass unsere Freunde hier im Hafen bei Sonnenschein auf dem gefrorenen Wasser Tische und Stühle aufstellten und warm eingepackt ihren Aperitif draussen geniessen konnten. Sie schwärmen heute noch davon. Von solchen Bedingungen, ich meine den Sonnenschein – das Eis lässt mich kalt ;-), können wir diesen Winter nur träumen, hélas.
Etwas erstaunt mich aber sehr hier an Bord. Ich habe keine Ahnung weshalb ich hier am Morgen fröhlich bei 18°C spärlich bekleidet im Bad meine Toilette machen kann, wo ich doch früher in unserem Haus bei 22°C schon Zeter Mordio geschrien habe, als wäre ich kurz vor dem Erfrieren. Im Haus erschienen 20 – 22°C. gerade so das Minimum und dieselben Temperaturen erzeugen hier auf dem Boot ein Skihütten-Feeling, als sässen wir vor einem prasselnden Feuer. Kann mir das jemand mal erklären?