Weihnachten naht

Mit grossen Schritten geht es Richtung Feiertage und Jahresende. Ein zweites, seltsames und etwas einsames Jahr findet sein Ende. Statt etwas Entspannung sind wir wieder in einer erneuten Corona-Welle und trotz Booster sind wir enorm vorsichtig, denn eine Infektion würde einer persönlichen Katastrophe gleichkommen. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir kein richtiges Beziehungsgeflecht um uns herum haben. Keine Familienmitglieder, keine engen Freunde, keine langjährigen Nachbarn. Wenn ich mir vorstelle, wir würden kurzfristig krankheitshalber ausfallen, bricht mir der Schweiss aus; wohin sollten wir mit den Hunden, wer würde für uns einkaufen und uns einen Tee kochen?

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Und plötzlich sind sie wieder da: die Eltern

Da liegen die losen Fotos in einer Schachtel vor mir und ich fange an, gemeinsam mit meiner Schwester, glücklich darin herum zu kramen. Schau, da waren wir in Kroatien am campieren! Was waren das für erlebnisreiche und tolle Ferien! Und hier, da hattest du doch deinen Hautausschlag und die Zöllner wollten dich fast nicht in die Schweiz einreisen lassen. Ui, das war auf der Fähre; war ich seekrank!

Hier, da hat uns Papi einen elend steilen Hang hinauf steigen lassen, und oben war nicht mal ein Restaurant oder sonst ein Ausschank! Totale Enttäuschung. Toll, all die Facetten unserer meist abenteuerlichen Familienferien oder langen Wanderungen in den Bergen. Bilder von Menschen, Verwandte und Freunden, die wir schon fast vergessen oder jahrzehntelang lang nicht mehr gesehen haben.

Unten in der Schachtel kommen noch ältere Bilder hervor. In schwarz-weiss und gewelltem weissen Rahmen. Fotos unserer Eltern, aus der Zeit als es uns gar noch nicht gab. Aus den tiefen 50iger Jahren. Wie das Titelbild zum Beispiel, da waren die zwei 22 und 26 Jahre alt. Wir staunen.

Sie sehen so jung aus. Kein graues Haar! Beide sind früh ergraut, Mami sogar ganz schick mit natürlichen weissen Strähnen im dunkelbraunen Haar. Ich hatte das immer geliebt, hatte sie doch eine berühmte „Schwester“ mit demselben Look: Indira Gandhi.

Mami und Papi. Sie sind beide nicht mehr da; sie schon seit 28 Jahren, er seit einem guten halben Jahr. Damals, als unsere Mutter starb, hatte ich nicht wirklich wahrgenommen, wie jung sie noch war, erst 58! Ich lebe bereits länger als ihr es je vergönnt war. Seufz. Ach ist das traurig.

Jedes mal, wenn ich ein offizielles Papier sehe, auf dem meine Eltern mit Namen vermerkt sind, staune ich. Vater Kurt Hans, sehr banal, Mutter Genoveva Olga. Immer noch frage ich mich, wie die Grosseltern, einfache Arbeiter, auf solche Namen gekommen sind. Ich habe lebenslang nie eine andere Genoveva kennen gelernt. Alle nannten sie Vevi. Papi nannte sie immer beim Vornamen, nie Mami oder Mutti, wie das früher oft üblich war, kaum war die Ehefrau Mutter. Sie war eine grosse und schlanke Frau, hatte Stil, Geschmack und Präsenz. Das setzte sie auch beruflich um. Ja, wir waren Kinder mit voll berufstätigen Eltern, beide mit eigenen Geschäften. Mami war erfolgreicher als Papi. Er musste das wegstecken. Er war auch leicht kleiner als sie und blieb eigentlich stets ein großer Junge. Ein wenig unstet und immer sprühend voll von neuen Spleens. Für uns drei Kinder ein Feuerwerk an Ideen und Unternehmungen. Die Streiche und Tricks die er uns zeigte! Begeistert liess er uns Risiken eingehen, die Mami wohl das Blut in den Adern gefrieren liessen! Mehr als einmal gab es eine Standpauke, für ihn und uns drei, alle zerknirscht und mit hängenden Köpfen. Ich sehe uns noch, wie wir jeweils alle vier wie geknickte Orgelpfeifen vor ihr standen. Wenn sie wütend war, klang sie wie eine temperamentvolle Italienerin (die sie nicht war, aber wer weiss schon genaues woher die Vorfahren kamen?).

Unsere Eltern liebten sich, wir Kinder waren die Beilagen, wir gehörten einfach dazu. Ich empfand unsere Eltern immer in erster Linie als Paar. Trotz aller charakterlichen Verschiedenheiten gingen sie gemeinsam durch Dick und Dünn. Wir Kinder waren wichtig und bei allem dabei, wir wurden aber auch früh sehr selbstständig. Ich fing mit 10 oder 11 an, in der Mittagspause das Essen vorzubereiten, bis Mami so 12.15h nach Hause kam und half alles fertig zu machen. Wir hatten in ihrem Geschäft, 10 Minuten zu Fuss von zuhause entfernt, unser Zimmer, wo wir spielen und Aufgaben machen konnten, wenn wir wollten. Wir durften auch helfen und mal Kunden bedienen. Darauf waren wir extrem stolz!

Es gab Zeiten, da hatten wir an zwei verschiedenen Orten ein Geschäft und dazu noch eine Kunstgalerie. Vor allem ich war in der Galerie fest eingebunden, das war schon zum Ende meiner Schulpflicht. Während der ganzen Ausbildung dann und auch später noch ein paar Jahre hatten wir eine super Zeit mit den Künstlern, den Vernissagen, den Reisen. Mann, feierten wir tolle Feste zusammen. Wir kannten Künstler jeder Couleur, sogar Musik-Bands, welche die Maler und Bildhauer mit an die Vernissagen brachten und mit denen es oft über Jahre anhaltende Kontakte gab. Treibfeder bei allem: wie immer Vevi! Mami war die Batterie, von der alle etwas Energie zapften wenn das eigene Betriebssystem gerade etwas schwächelte! Sie hatte diesen unheimlichen Drive, lebte aus dem Vollen, organisierte auf Teufel komm raus, designte Kleider fürs Geschäft und liebte es Gäste zu haben, egal ob vier oder vierzig!* Daneben sehe ich stets Papi, strahlend und stolz auf seine Powerfrau, im Hinterkopf wahrscheinlich schon wieder eine quere Idee ausbrütend. Ein ungleiches aber inniges Paar.

Ich liebe Euch, wo auch immer ihr seid 💗

*mein Mann erzählt heute noch, dass Vevi ihn damals mit ihren Pêches flambées, flambierten Pfirsichen, total verzaubert hatte (und damit überzeugt, dass die Tochter so einer Frau nicht übel sein könne)! Sehr lustig.

Schwestern: Zeit zu weinen, Zeit zu lachen

Das erste Mal seit langem bin ich weg von Hafen, Boot und Familie. Allein. Im Heimatland. Weiterlesen „Schwestern: Zeit zu weinen, Zeit zu lachen“

Weihnachtsstimmung

Zu Beginn gleich das Allerwichtigste: meine herzlichsten Weihnachtsgrüsse Weiterlesen „Weihnachtsstimmung“

Meine kleine Schwester

Sie ist heute Vormittag wieder nach Hause gefahren! Meine jüngste Schwester.

Normalerweise realisiere ich nicht so sehr, dass mir Familie und Freunde doch manchmal fehlen. Aber jedes Mal, nachdem Besuch da war, merke ich, wie gut es tut. Es ist es einfach schön zusammen zu sitzen und von Dingen zu reden, an die wir uns alle erinnern, über die alle Anwesenden lachen können. Weiterlesen „Meine kleine Schwester“

Europäisches Tropenwetter und so

Das derzeitige heiss-feuchte Wetter entbehrt nicht der Ironie.

Als wir, jahrelang und immer wieder, darüber diskutiert haben, wohin wir denn auswandern möchten, wenn ich dann beruflich mal so weit sein werde (sprich in Rente gehen kann) war eines eigentlich von Beginn an klar: kein tropisches Land!

Und jetzt das! Jeden Tag fast 30 Grad, eine Luftfeuchtigkeit, die den Tropen Konkurrenz macht und einen Wetter-Rhythmus wie zur Regenzeit: Vormittags und Anfangs Nachmittag noch trocken, dann aber kommt es. Dicke Wolken ziehen auf, die Hitze wird in die Räume hinein gedrückt und, wenn sich dann alles so schön aufgeladen hat, Regengüsse die kein Schirm aushält. Ich nehme das jetzt mal persönlich: wir wollen nicht mehr in die Tropen? Dann kommen halt die Tropen zu uns. Kein Entrinnen.

Vielleicht eine kurze Erklärung, weshalb wir tropische Länder von Beginn an ausgeschlossen haben: Wir haben in tropischen Gefilden gelebt und gearbeitet. Es hat uns sehr, sehr gut gefallen. Was sag ich da, wir haben es geliebt! Nur ist das so manches Jahr her. Die Welt ist längst nicht mehr dieselbe und wir befürchteten, wir würden die damaligen Zeiten suchen und nicht mehr finden. Klar entwickelt sich alles weiter, das ist auch in Ordnung so. Und es ist auch klar, dass, in unserem Fall asiatische, Länder aufholen möchten und alle Annehmlichkeiten der westlichen Welt auch haben möchten. Nur leider haben wir festgestellt, dass der Preis dafür extrem hoch ist gerade für ehemalige Schwellenländer: unkontrolliertes Bauen, Luft-und Wasserverschmutzung, Abholzung, Ausbau des Massentourismus bis zum Geht-nicht-mehr, und so fort. Ausserdem sind wir Europäer und unseren europäischen Rucksack nähmen wir überallhin mit. Sich irgendwo so zu integrieren, wie wir es von Ausländern aus anderen Kulturkreisen bei uns in Europa erwarten, wäre kaum möglich. Wir würden nie aufgehen in einer lokalen Kultur, sondern würden entweder die reichen Weissen bleiben oder ausschliesslich in Expatriates-nahem Umfeld verkehren. Und das würde nicht nur allein an uns liegen, sondern von beiden Seiten so gesehen werden. Auch wenn ich perfekt indonesisch könnte, eine Indonesierin wäre ich trotzdem noch lange nicht.

Nun denn, also Europa. So haben wir überlegt: Kleinere kulturelle Verschiedenheiten, weniger sprachliche Hürden (ich hätte aber auch noch zum Beispiel Schwedisch gelernt). Keine langen Flugreisen nötig (bin in der Luft ein Angsthase). Die medizinische Unterstützung ist optimal und uns vertraut. Die Wetterverhältnisse entsprechen uns. In den Tropen ist es fifty-fifty sehr grün oder einfach grün, in Europa haben wir vier Jahreszeiten (die wir lieben, mehr oder weniger). Freunde und Familie können uns einfacher besuchen kommen.

Nachdem Irland (Manns Veto: zu viel Wetter), Skandinavien (mein Vorbehalt: zu lange dunkel), Südeuropa (beide: im Sommer zu trocken) aus dem Rennen gefallen sind, waren wir etwas ratlos. Zum Glück kam da die Mississippi und rettete uns. Sie wollte just zum richtigen Zeitpunkt verkauft werden! Richtiger Ort zur richtigen Zeit.

Die Mississippi heisst heute Escapade und ist unser schwimmendes Heim. Sie fährt unter französischer Flagge, und deshalb sind wir jetzt mal in Frankreich (kann sich ändern) und haben hier tropisches Wetter! Die Hunde finden das im Moment halb so lustig, Merry hasst Blitz und Donner und Janusz mags nicht gerne allzu heiss. Wir beide finden es cool (respektive hot).

Also nicht ganz immer – es müsste einfach immer ein Lüftchen wehen, dann ist es toll.

Stürmischer Himmel
Stürmischer Himmel

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– fadegrad

Wir treffen oft, ich schwör!

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