Und plötzlich sind sie wieder da: die Eltern

Da liegen die losen Fotos in einer Schachtel vor mir und ich fange an, gemeinsam mit meiner Schwester, glücklich darin herum zu kramen. Schau, da waren wir in Kroatien am campieren! Was waren das für erlebnisreiche und tolle Ferien! Und hier, da hattest du doch deinen Hautausschlag und die Zöllner wollten dich fast nicht in die Schweiz einreisen lassen. Ui, das war auf der Fähre; war ich seekrank!

Hier, da hat uns Papi einen elend steilen Hang hinauf steigen lassen, und oben war nicht mal ein Restaurant oder sonst ein Ausschank! Totale Enttäuschung. Toll, all die Facetten unserer meist abenteuerlichen Familienferien oder langen Wanderungen in den Bergen. Bilder von Menschen, Verwandte und Freunden, die wir schon fast vergessen oder jahrzehntelang lang nicht mehr gesehen haben.

Unten in der Schachtel kommen noch ältere Bilder hervor. In schwarz-weiss und gewelltem weissen Rahmen. Fotos unserer Eltern, aus der Zeit als es uns gar noch nicht gab. Aus den tiefen 50iger Jahren. Wie das Titelbild zum Beispiel, da waren die zwei 22 und 26 Jahre alt. Wir staunen.

Sie sehen so jung aus. Kein graues Haar! Beide sind früh ergraut, Mami sogar ganz schick mit natürlichen weissen Strähnen im dunkelbraunen Haar. Ich hatte das immer geliebt, hatte sie doch eine berühmte „Schwester“ mit demselben Look: Indira Gandhi.

Mami und Papi. Sie sind beide nicht mehr da; sie schon seit 28 Jahren, er seit einem guten halben Jahr. Damals, als unsere Mutter starb, hatte ich nicht wirklich wahrgenommen, wie jung sie noch war, erst 58! Ich lebe bereits länger als ihr es je vergönnt war. Seufz. Ach ist das traurig.

Jedes mal, wenn ich ein offizielles Papier sehe, auf dem meine Eltern mit Namen vermerkt sind, staune ich. Vater Kurt Hans, sehr banal, Mutter Genoveva Olga. Immer noch frage ich mich, wie die Grosseltern, einfache Arbeiter, auf solche Namen gekommen sind. Ich habe lebenslang nie eine andere Genoveva kennen gelernt. Alle nannten sie Vevi. Papi nannte sie immer beim Vornamen, nie Mami oder Mutti, wie das früher oft üblich war, kaum war die Ehefrau Mutter. Sie war eine grosse und schlanke Frau, hatte Stil, Geschmack und Präsenz. Das setzte sie auch beruflich um. Ja, wir waren Kinder mit voll berufstätigen Eltern, beide mit eigenen Geschäften. Mami war erfolgreicher als Papi. Er musste das wegstecken. Er war auch leicht kleiner als sie und blieb eigentlich stets ein großer Junge. Ein wenig unstet und immer sprühend voll von neuen Spleens. Für uns drei Kinder ein Feuerwerk an Ideen und Unternehmungen. Die Streiche und Tricks die er uns zeigte! Begeistert liess er uns Risiken eingehen, die Mami wohl das Blut in den Adern gefrieren liessen! Mehr als einmal gab es eine Standpauke, für ihn und uns drei, alle zerknirscht und mit hängenden Köpfen. Ich sehe uns noch, wie wir jeweils alle vier wie geknickte Orgelpfeifen vor ihr standen. Wenn sie wütend war, klang sie wie eine temperamentvolle Italienerin (die sie nicht war, aber wer weiss schon genaues woher die Vorfahren kamen?).

Unsere Eltern liebten sich, wir Kinder waren die Beilagen, wir gehörten einfach dazu. Ich empfand unsere Eltern immer in erster Linie als Paar. Trotz aller charakterlichen Verschiedenheiten gingen sie gemeinsam durch Dick und Dünn. Wir Kinder waren wichtig und bei allem dabei, wir wurden aber auch früh sehr selbstständig. Ich fing mit 10 oder 11 an, in der Mittagspause das Essen vorzubereiten, bis Mami so 12.15h nach Hause kam und half alles fertig zu machen. Wir hatten in ihrem Geschäft, 10 Minuten zu Fuss von zuhause entfernt, unser Zimmer, wo wir spielen und Aufgaben machen konnten, wenn wir wollten. Wir durften auch helfen und mal Kunden bedienen. Darauf waren wir extrem stolz!

Es gab Zeiten, da hatten wir an zwei verschiedenen Orten ein Geschäft und dazu noch eine Kunstgalerie. Vor allem ich war in der Galerie fest eingebunden, das war schon zum Ende meiner Schulpflicht. Während der ganzen Ausbildung dann und auch später noch ein paar Jahre hatten wir eine super Zeit mit den Künstlern, den Vernissagen, den Reisen. Mann, feierten wir tolle Feste zusammen. Wir kannten Künstler jeder Couleur, sogar Musik-Bands, welche die Maler und Bildhauer mit an die Vernissagen brachten und mit denen es oft über Jahre anhaltende Kontakte gab. Treibfeder bei allem: wie immer Vevi! Mami war die Batterie, von der alle etwas Energie zapften wenn das eigene Betriebssystem gerade etwas schwächelte! Sie hatte diesen unheimlichen Drive, lebte aus dem Vollen, organisierte auf Teufel komm raus, designte Kleider fürs Geschäft und liebte es Gäste zu haben, egal ob vier oder vierzig!* Daneben sehe ich stets Papi, strahlend und stolz auf seine Powerfrau, im Hinterkopf wahrscheinlich schon wieder eine quere Idee ausbrütend. Ein ungleiches aber inniges Paar.

Ich liebe Euch, wo auch immer ihr seid 💗

*mein Mann erzählt heute noch, dass Vevi ihn damals mit ihren Pêches flambées, flambierten Pfirsichen, total verzaubert hatte (und damit überzeugt, dass die Tochter so einer Frau nicht übel sein könne)! Sehr lustig.

Warum schreibe ich eigentlich einen Blog?

Gerade habe ich es verpasst, meinen 300sten Blogartikel zu feiern! Dies ist der 302te.

Einen Blog zu starten war eigentlich gar nicht meine eigene Idee, sondern die von Freunden, Kollegen und Familienmitgliedern, die „zurückblieben“ als wir sie verliessen um fortan auf unserem Hausboot zu leben. Vielleicht wäre ich irgendwann mal von selber draufgekommen, denn ich schreibe sehr gern. Weiterlesen „Warum schreibe ich eigentlich einen Blog?“

Stop and Smell the Roses!

Kürzlich schrieb uns ein australischer Freund unter einen Post auf Facebook „you guys really take your time to smell the roses!

Ich kannte den Ausdruck nicht, fand ihn aber gleich toll! Im Geiste sah ich sofort meine Rosen liebende Grossmutter, wie sie von Rosenstrauch zu Rosenstrauch geht und sich zu jeder Blüte beugt und innig und mit geschlossenen Augen daran schnuppert.

Was unser Freund gemeint hat, sind natürlich nicht wirklich Rosen, sondern dass wir uns offenbar erstaunlich viel Zeit lassen, kleine Etappen machen und jede Begegnung oder kleines Erlebnis wahr nehmen und geniessen. Danke, Bruce, das ist ein wunderschönes Kompliment!

Ich konnte es nicht lassen und googelte den Ausdruck um zu erfahren, woher er kommt. Als erstes Ergebnis kam Ringo Starr, der einen Song mit diesem Namen rausgegeben hat. Wusste ich nicht. Gleich darunter ein Artikel über eine Studie der Rutgers Universität in New Jersey, die bestätigt, dass Menschen die sich Zeit lassen und die kleinen Dinge schätzen glücklicher sind als andere die dies nicht tun oder nicht können.

Die appreciation, die Wertschätzung, als kleine Schwester der Dankbarkeit, ist offenbar ein Schlüssel zum Glück. Leuchtet mir ein. Wenn wir etwas wertschätzen, können wir nicht daran vorbei hetzen. Im Gegenteil. Wir halten inne, und geniessen den Moment, das Gefühl, die Aussicht, das Gespräch, die Stimmung, das besondere Licht, den Duft, die Musik, was auch immer. Diese Momente dehnen sich aus und geben uns enorm viel. Freude, Kraft, Wohlbefinden und tiefe Zufriedenheit. Die Kunst ist also, sich Zeit zu lassen, weniger in die zur Verfügung stehende Zeit zu quetschen, den Mut haben auch mal nichts vorzuhaben oder nichts zu tun und es einfach so plätschern lassen. Diese Zeit ist nicht einfach leer oder vergeudet. Aus Nichts wird manchmal ganz viel. Ich habe mal gelesen, der Anfang der Kreativität ist die Langeweile. Da muss ich auch mal darüber nachdenken. Irgendwie gar nicht so abwegig. Die Rastlosigkeit der Welt steht uns da schon ein wenig im Weg.

Um das Tempo runterzufahren braucht man kein Sabbatical oder abzuwarten, dann mal in Rente zu sein! Der Zeitpunkt ist heute, jetzt. Die Studie wurde bei Studenten gemacht, also bei ganz jungen Leuten, die unter Erfolgsdruck sind. Und trotzdem scheint es da schon enorme Unterschiede in den Persönlichkeiten zu geben. Einige können es instinktiv und andere müssten es offenbar noch lernen: To stop and smell the roses!

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