Oho, da hat jemand Reisefieber!

Unser Nervenbündel von Hund ist reisefertig!

Bislang war er stets völlig durch den Wind, wenn wir den Motor anliessen. Unklar zu sehen, ob er sich nun aufregte weil er sich freut oder ihm etwas bange ist. Weiterlesen „Oho, da hat jemand Reisefieber!“

Wir sind (zu) hoch

Mit der Escapade befahren wir zum ersten Mal einen Kanal. Bevor wir unsere Wunschroute für diese Saison gewählt haben, mussten wir erst abklären, ob wir überhaupt überall durchkommen. Das Problem liegt in unserer Höhe.

Es ist zwar toll, stets einen wunderbaren Ausblick über die Ufer hinweg in die Landschaft hinaus zu haben, dies selbst in einem Kanalstück in dem die Wasseroberfläche relativ tief liegt. Die Höhe verunmöglicht es uns jedoch, ohne grosse Umbauarbeiten gewisse Kanäle zu befahren; nicht viele, aber doch ein paar. Der Canal du Centre hat als offizielle Durchfahrthöhe bei Brücken 3,5 Meter. Total ok für uns, wir müssen ja nur ohne Schaden unten durch. Irgendwie.

Bis heute haben wir festgestellt, dass wir zum Teil relativ knapp durchkommen. Der Steuermann/frau muss sich unter den Brücken niederknien und der Gashebel, als höchstes Teil, hatte unter einer Brücke geschätzte 5 cm bis zum am tiefstliegenden Punkt der Brückenkonstruktion.

Die bislang niedrigsten Durchfahrten: nur noch ein paar Zentimeter zwischen dem Gashebel und der Brücke!

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Schon bei der ersten dieser zwei Brücken sind wir auf Knien!
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Bei der zweiten Brücke müssen wir auch den Kopf einziehen!

Die aller tiefste Brücke auf dieser Strecke liegt noch vor uns. Da wir keine Lust haben, uns jedes Mal mit Herzklopfen einer Brücke nähern zu müssen – wir wollen uns ja an der Fahrt erfreuen und nicht stressen lassen – entschieden wir, etwas dagegen zu unternehmen, da wir nicht davon ausgehen können, dass der Wasserspiegel stets genau gleich ist. Der nette Mann von den Voies Navigables de France hat uns das vor einigen Tagen bestätigt: mit einer Fluktuation von +/- 10 cm müssen wir rechnen, manchmal auch mehr.

Das Problem hat uns nicht wirklich überrascht, eher bestätigt. Wir wussten schon vor dem Kauf, dass dieses Boot extrem hoch ist. Wir wussten auch, dass auf einige wenige Kanäle verzichtet werden muss. Diese Höhe hat ja in Bezug auf die Innenraumnutzung Ihre Vorteile. Wir haben eine angenehme Raumhöhe, auch für Mann und noch grössere Gäste, und doch noch ein Aussendeck, auf dem wir bequem sitzen und steuern können. Wir könnten zwar das Aussensteuer abbauen und mit dem Innensteuer fahren. Das fände ich jedoch schade und so einfach und kurzum gemacht ist das auch nicht. Es ist eindeutig nicht etwas, das man einfach so nach Bedarf schnell, schnell erledigen könnte.

Nun befinden wir uns aktuell in einem Hafen, der auch Hafen für eine Hausboot-Vermietungsgesellschaft ist, und somit sind Handwerker und Werkstätten in der Nähe, welche schon auf Booten gearbeitet haben. Diese sind extrem disponibel und kompetent. Einiges ist schon in die Wege geleitet: Der Gashebel wird nächste Woche umgebaut, damit gewinnen wir 10 cm. Mir dieser Absenkung wird die Oberkante des Steuerrads der um wenige Zentimeter höchste Punkt sein – Kettenreaktion – dieses können wir mit dem Innen-Steuerrad austauschen, welches 10 cm weniger Durchmesser hat. Ergibt wiederum etwas Senkung. Ebenfalls am Montag erhalten wir 400 Kilo Blei in Form von kleinen Kugeln, abgepackt in stabile Kunststoffsäckchen von je 10 Kilo. Das Blei werden wir in diverse Hohlräume am Heck verstauen. Damit senken wir dieses wohl nochmals um 4-5 cm unter dem kritischen Punkt am Steuer. Wir kämpfen um jeden Zentimeter!

Das Blei wird noch eine andere angenehme Nebenwirkung haben: Die Escapade liegt nämlich ziemlich Bug lastig im Wasser. Das tut sie schon der Konstruktion wegen, da sie so gebaut wurde, damit am Heck noch eine Plattform mit einem Kleinwagen angebaut werden könnte. Dazu haben wir mit unserem Umbau zusätzliches Gewicht in den Bug gebracht. Diese Unregelmässigkeit ist vor allem augenfällig, wenn wir gerade 2000 Liter Wasser gebunkert haben. Mit der Einlagerung des Bleis wird diese Neigung kompensiert werden und sie wird schön waagerecht im Wasser liegen. Im Blei dank Blei!

Wenn jemand mir vor 3 Jahren erzählt hätte, mit welchen Problemen wir uns heutzutage herumschlagen, hätte ich ihm wohl den Vogel gezeigt! Solange wir unsere Probleme aber lösen können, macht das sogar – nein, nicht gerade Spass, aber es belebt!

Reisefieber

Jetzt wird es langsam ernst: unsere Abfahrt vom Port Royal kommt immer näher. Auch wenn das genaue Datum noch nicht steht, die Vorfreude ist gross und etwas Vorausplanung kann nicht schaden.

Für französische Flüsse und Kanäle gibt es ganz wunderbare Führer, nach Regionen aufgeteilt. Wenn ich richtig gezählt habe gibt es deren 18 solche Hefte in denen die rund 10’000 km schiffbare Wasserwege in diesem Land dokumentiert werden. Da diese Unterlagen auch jedem ausgehändigt werden, der ein Ferienboot mietet, ist jede Menge an grundsätzlichen Informationen darin enthalten. Die Verkehrsregeln werden erklärt, die Bedeutungen der Signalisationen und Ausschilderung. Es ist auch beschrieben wie man schleust, wie man festmacht usw.

Kleiner Einschub:

Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass sich viele der Urlauber vorbereiten, es sieht manchmal wirklich nicht danach aus. Die Bootsverleiher instruieren die Mieter meist oberflächlich (ist ja ganz einfach, wie Autofahren) und die Urlauber, verständlich, sind meist auch sehr ungeduldig und wollen das Ding endlich in ihre Hände kriegen und los schippern. Deshalb wohl haben wir schon Boote davor bewahrt sich in einer Schleuse aufzuhängen (die Urlauber haben es festmachen wollen), unzähligen geholfen anzulegen und festzumachen (habe mir vorgenommen, mal eine Fotoserie von fantasievollen Knoten zu lancieren) und mehrere Augen zugedrückt, wenn sie in uns reingefahren sind (kein Problem, wir sind aus Stahl und stärker als diese Plastikdinger). Also, falls dies jemand lesen sollte, der Bootsferien gebucht hat: diese Führer sind wirklich gut und es ist angenehm, wenn man sie zumindest schon mal durchgelesen hat und sich etwas Basiswissen vor der Abreise aneignet. Und es ist nicht wahr, dass man die Boote ohne Ausweis fahren kann; der Ausweis wird vom Vermieter für die Zeit des Urlaubs mit dem Boot verliehen! Gut, das war jetzt so einer meiner Zeigefinger-Ausrutscher, aber das musste mal raus.

Zurück zum eigentlichen Beitrag heute

In diesen Führern ist alles Relevante für eine Bootsreise beschrieben. Die Brücken sind abgebildet. Wir können also zum Voraus wissen, wie hoch die Durchfahrt ist, an welcher Stelle durchgefahren werden muss und ob es irgendwelche Besonderheiten gibt wie eine Sandbank, Wirbel oder Seitenströmungen…). Die Schleusen haben Symbole aus denen man herauslesen kann ob bedient, welches Automatiksystem eingebaut ist oder etwa sogar selber gekurbelt werden muss. In letzterem ist es von Vorteil, wenn man schon weiss wie eine Schleuse Ûberhaupt funktioniert ;-). Die Anlegestellen und Häfen sind beschrieben und man weiss genau welche Serviceleistungen erwartet werden können, Strom, Wasser, Tanksäule, ob es einen Supermarkt hat, Restaurants etc. Im Weiteren sind alle Wasserläufe mit PK markiert (Kilometermarkierung) und zwar auf der Karte und am Ufer. Dies erlaubt es a) leicht Tagesstrecken zu planen und b) zu wissen, wo man sich befindet im Falle eines Notfalls – so man denn nicht einfach ins Blaue fährt und nie auf die Karte guckt, was ich nicht empfehlen würde. Wir haben schon Urlauber auflaufen sehen, anderen heftig  gehupt, weil die sich die Schwellen offenbar von ganz nah anschauen wollten. Ei,ei, das wird teuer!!!  Zu unsere Schande muss ich hier jetzt aber auch gestehen, dass wir mal ein Sonnendach an einer Brücke beschädigt haben. Wirbel und Seitenwind. 😦

Das Beispiel einer Seite mit Flusskarte, Markierungen von Besonderheiten, Zeichnungen der Brücken etc. Auch die PK-Punkte sind zu erkennen, von Punkt zu Punkt ist immer 1 Kilometer
Das Beispiel einer Seite mit Flusskarte, Markierungen von Besonderheiten, Zeichnungen der Brücken etc.

Also, bei uns sind nun diese Führer ausgelegt und wir reisen mit Fingern und Massstab schon mal etwas voraus. Wir haben zwar einen Tiefgang von nur einem Meter (nur bei der Heckschraube) aber wir sind hoch! Wir müssen sicher sein, dass eine ganze Kanalstrecke von uns befahren werden kann ohne dass wir streifen. Es gibt auch Kanaltunnels, für diese habe ich einen Querschnitt des Boots gezeichnet und sicherheitshalber übertrage ich die in jede Tunnelzeichnung. Keine Lust da mal stecken zu bleiben! Schlimmstenfalls können wir die Streckenwärter von VNF (Voies Navigables de France) bitten, für uns den Wasserstand vorübergehend abzusenken, cool, nicht?

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete und macht auch Spass. Wir werden an vielen interessanten Stellen und Sehenswertem durchkommen, und nicht alles wird direkt vom Wasser aus zu sehen sein. Dafür hat es Kurzbeschriebe in diesen Führern und so kann man schon ein wenig die Halte oder Tages-Etappen planen. Natürlich fixieren wir nicht alles, das wäre ja schlimm: sind wir jetzt endlich einmal frei und unbeschwert, wollen wir uns sicher nicht erneut in ein Korsett zwingen. Aber etwas weise Voraussicht muss sein.

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