Mit der Escapade befahren wir zum ersten Mal einen Kanal. Bevor wir unsere Wunschroute für diese Saison gewählt haben, mussten wir erst abklären, ob wir überhaupt überall durchkommen. Das Problem liegt in unserer Höhe.
Es ist zwar toll, stets einen wunderbaren Ausblick über die Ufer hinweg in die Landschaft hinaus zu haben, dies selbst in einem Kanalstück in dem die Wasseroberfläche relativ tief liegt. Die Höhe verunmöglicht es uns jedoch, ohne grosse Umbauarbeiten gewisse Kanäle zu befahren; nicht viele, aber doch ein paar. Der Canal du Centre hat als offizielle Durchfahrthöhe bei Brücken 3,5 Meter. Total ok für uns, wir müssen ja nur ohne Schaden unten durch. Irgendwie.
Bis heute haben wir festgestellt, dass wir zum Teil relativ knapp durchkommen. Der Steuermann/frau muss sich unter den Brücken niederknien und der Gashebel, als höchstes Teil, hatte unter einer Brücke geschätzte 5 cm bis zum am tiefstliegenden Punkt der Brückenkonstruktion.
Die bislang niedrigsten Durchfahrten: nur noch ein paar Zentimeter zwischen dem Gashebel und der Brücke!


Die aller tiefste Brücke auf dieser Strecke liegt noch vor uns. Da wir keine Lust haben, uns jedes Mal mit Herzklopfen einer Brücke nähern zu müssen – wir wollen uns ja an der Fahrt erfreuen und nicht stressen lassen – entschieden wir, etwas dagegen zu unternehmen, da wir nicht davon ausgehen können, dass der Wasserspiegel stets genau gleich ist. Der nette Mann von den Voies Navigables de France hat uns das vor einigen Tagen bestätigt: mit einer Fluktuation von +/- 10 cm müssen wir rechnen, manchmal auch mehr.
Das Problem hat uns nicht wirklich überrascht, eher bestätigt. Wir wussten schon vor dem Kauf, dass dieses Boot extrem hoch ist. Wir wussten auch, dass auf einige wenige Kanäle verzichtet werden muss. Diese Höhe hat ja in Bezug auf die Innenraumnutzung Ihre Vorteile. Wir haben eine angenehme Raumhöhe, auch für Mann und noch grössere Gäste, und doch noch ein Aussendeck, auf dem wir bequem sitzen und steuern können. Wir könnten zwar das Aussensteuer abbauen und mit dem Innensteuer fahren. Das fände ich jedoch schade und so einfach und kurzum gemacht ist das auch nicht. Es ist eindeutig nicht etwas, das man einfach so nach Bedarf schnell, schnell erledigen könnte.
Nun befinden wir uns aktuell in einem Hafen, der auch Hafen für eine Hausboot-Vermietungsgesellschaft ist, und somit sind Handwerker und Werkstätten in der Nähe, welche schon auf Booten gearbeitet haben. Diese sind extrem disponibel und kompetent. Einiges ist schon in die Wege geleitet: Der Gashebel wird nächste Woche umgebaut, damit gewinnen wir 10 cm. Mir dieser Absenkung wird die Oberkante des Steuerrads der um wenige Zentimeter höchste Punkt sein – Kettenreaktion – dieses können wir mit dem Innen-Steuerrad austauschen, welches 10 cm weniger Durchmesser hat. Ergibt wiederum etwas Senkung. Ebenfalls am Montag erhalten wir 400 Kilo Blei in Form von kleinen Kugeln, abgepackt in stabile Kunststoffsäckchen von je 10 Kilo. Das Blei werden wir in diverse Hohlräume am Heck verstauen. Damit senken wir dieses wohl nochmals um 4-5 cm unter dem kritischen Punkt am Steuer. Wir kämpfen um jeden Zentimeter!
Das Blei wird noch eine andere angenehme Nebenwirkung haben: Die Escapade liegt nämlich ziemlich Bug lastig im Wasser. Das tut sie schon der Konstruktion wegen, da sie so gebaut wurde, damit am Heck noch eine Plattform mit einem Kleinwagen angebaut werden könnte. Dazu haben wir mit unserem Umbau zusätzliches Gewicht in den Bug gebracht. Diese Unregelmässigkeit ist vor allem augenfällig, wenn wir gerade 2000 Liter Wasser gebunkert haben. Mit der Einlagerung des Bleis wird diese Neigung kompensiert werden und sie wird schön waagerecht im Wasser liegen. Im Blei dank Blei!
Wenn jemand mir vor 3 Jahren erzählt hätte, mit welchen Problemen wir uns heutzutage herumschlagen, hätte ich ihm wohl den Vogel gezeigt! Solange wir unsere Probleme aber lösen können, macht das sogar – nein, nicht gerade Spass, aber es belebt!