Der eigentliche Grund, weshalb wir hier nach Tournus kamen, waren die anstehenden Arbeiten am Boot. Die ganzen Unterhaltsarbeiten haben wir noch nie selbst gemacht und sind deshalb hier beim ehemaligen Besitzer und Erbauer des Boots «in Ausbildung». Dass in der Zeit die Temperaturen auf täglich 27°C steigen werden haben wir nicht vorausgesehen! Puh, jetzt schwitzen wir aus zwei verschiedenen Gründen: dem Lehrgang und den ungewohnten Temperaturen. Vom Spätwinter direkt in sommerliche Bedingungen, das ist zwar schön aber doch etwas plötzlich.
Ich hatte keine Ahnung, wie viele Services sowohl jährlich als auch nach Maschinenstunden anfallen werden. Ein komplexes Pflichtenheft. Gut haben wir schon sofort nach dem Bootskauf mit einem Bordbuch angefangen. Da können wir jede Fahrt, die bewältigten Kilometer und, allerdings nicht notiert aber errechenbar, die Motorenstunden ablesen. Ab sofort werden diese Stunden ebenfalls notiert, denn es gibt Unterhaltsarbeiten, die bereits nach 200 Motor-Stunden fällig sind. Das sind, mit unseren durchschnittlichen Fahrzeiten, alle 2-3 Monate. Als Autofahrer haben wir bislang in Kilometer gedacht. Müssen nun umdenken!
Der Motor, der Brenner der Heizung, die Pumpen, die Ventilatoren und so weiter, alles ist gewartet und gecheckt. Ich hoffe, nichts ist vergessen gegangen; eine Pannenhilfe wie für Autos gibt es nämlich auf Flüssen und Kanälen nicht, keep fingers crossed!
Die Ersatzteile, die im Laufe eines Jahres benötigt werden könnten, werden zur Zeit angeliefert. Wir haben neu einen von Innen bedienbaren Scheinwerfer, der eine Reichweite von 500 Metern auf 360° hat, die Fahrräder haben ihre definitive Haken am Heck und werden nun platzsparend aufgehängt, das taud, das Sonnenverdeck, ist im Entstehen und soll bis Ende kommender Woche fertig sein. Das Kombimöbel Sitzbank-Treppe-Schuhschrank sollte ebenfalls vor Ende nächster Woche angeliefert und montiert sein. Dann bleibt dann auf einmal nicht mehr viel!




Die Sonnenkollektoren haben wir sistiert. Wir haben im buchstäblich letzten Moment entdeckt, dass wir eine Fehlüberlegung gemacht haben: Die eigentliche Idee war, zusätzliche Autonomie zu schaffen, vor Allem wenn wir «wild» anlegen und ein paar Tage bleiben möchten. Wir haben beim Herunterfahren hierher gemerkt, dass das wohl eher die Ausnahme sein wird. Wir wollen ja nicht irgendwo squatten. Für einen Abend und Nacht reicht das was wir haben längst und sollte es mal nötig sein, doch noch etwas Strom produzieren zu müssen, schafft der Motor es im Leergang innert 25 Minuten auf 100 % zu laden. Wofür also ein halbes Deck mit Sonnenkollektoren bestücken? Die so erzeugte Energie können wir weder speichern noch in ein Netz einspeisen. Und nach einer selbst kurzen Fahrt sind die Batterien eh voll! Also: Projektstopp! Ausser Spesen nix gewesen.
Der Beginn unserer Fahrsaison ohne Verpflichtungen kommt immer näher. Beide sind wir froh jetzt bald einmal von der Saône wegzukommen. Wir freuen uns auf die Kanäle und kleineren Flüsse, welche einen ganz anderen Charme haben als ein grosser Fluss wie die Saône. Erst müssen wir jedoch noch ein Versprechen einlösen. Dem netten Berater, der uns die Küche verkauft hatte, haben wir eine Spritzfahrt versprochen. Es war seine erste und bislang einzige Küche, die er auf ein Boot verkauft hatte. Er war so begeistert, wir meinten schon er schenke uns die Küche am Ende noch!