Reisefieber, eindeutig Reisefieber. Wie jedes Jahr kann man sich der Unruhe, die in einem Hafen im zeitigen Frühjahr ausbricht, nicht entziehen.
Wir befinden uns wieder auf dem normalen Wasserstand (die Arbeiten an der Schleuse sind abgeschlossen), es ist bedeutend wärmer, die Mietboote wurden aus ihrem Winterquartier befreit und liegen wiederum im Hafen. Es herrscht rege Tätigkeit auf den Booten; es wird geputzt und poliert, geschliffen und lackiert. Die Leinen müssen kontrolliert, die Fender aufgepumpt und notfalls ersetzt und der eine oder andere Service oder Unterhalt erledigt werden. Bald werden auch Vorräte eingelagert, Grills auf Hochglanz gebracht, Gasflaschen und Holzkohle angekarrt.





Der meteorologische Winter ist zu Ende. Im Gras vor dem Boot grüssen Gänse- und Leberblümchen, ja sogar Narzissen, noch im Halbschlaf hören wir morgens die Singvögel und in der Abenddämmerung sind tatsächlich ein paar Fledermäuse am herum sausen. Das Schleusensignal ist zwar auf rot, aber immerhin leuchtet es schon, denn während des Winters war es tot!
Bald geht es los.
Es kribbelt in den Fingern, ganz klar. Noch wissen wir aber nicht, welche Kanäle wir befahren werden. Es hat den Winter hindurch eindeutig zu wenig geregnet oder geschneit. Der nun volle Kanal täuscht eine heile Welt vor. Die Speicherseen sind bei weitem nicht voll und wenn wir nicht einen nassen Frühling haben, wird es bald Probleme geben.
Wir müssen wieder Richtung Süden. Die Escapade soll raus kommen. Das Antifouling muss erneuert werden und bei dieser Gelegenheit, wenn wir schon das (sau)teure Auskranen bezahlen, soll sie auch gerade neu gestrichen werden. Im 2018 hat uns eine Werft in Pont-de-Vaux den blauen Anstrich von Grund auf erneuert und so gute Arbeit geleistet, dass wir denselben Maler, der nun selbstständig arbeitet, ausfindig gemacht haben. Es lohnt sich für gute Arbeit und Vertrauen auf den Weg nach Macon zu machen. Der blaue Anstrich ist, abgesehen von ein paar Kratzern, die wir uns selbst zuschreiben müssen, in absolutem Topzustand; im August also kommt der weisse Aufbau dran.
Bloss wissen wir immer noch nicht, auf welchem Weg wir auf die Saône gelangen werden. Über den Rhein und den Rhein-Rhonekanal haben wir keine grosse Lust, vor allem, weil die Escapade nicht für grosse Strömung gebaut ist. Die ideale und schnellste Route wäre die durch die Vogesen auf dem Canal des Vosges. Aber ob der nun öffnet wissen wir nicht sicher. Wir sind in telefonischem Kontakt mit VNF Epinal, aber die wollen sich noch nicht festlegen. Nebenbei hört man da so Infos über Radio Ponton (sprich Gerüchteküche), die VNF hat jedoch ihr Avis à la batellerie, ihren Newsletter, vom Dezember noch nicht aktualisiert und wir wollen uns nur auf solche Infos verlassen. Also warten wir noch ab. Die dritte Alternative wäre weit mehr als hundert Kilometer länger und führt auf dem Canal de la Marne-au-Rhin erst mal westwärts bis Vitry-le-François und von da in den Canal entre Champagne-et-Bourgogne, den wir ja bereits bestens kennen. Sicher ist, wir legen Mitte April ab um möglichst früh im Jahr die Hauptstrecke hinter uns zu bringen und bevor allenfalls mehrere Kanalstrecken wegen Wassermangel geschlossen werden müssen. Aufregend, aufregend.
Unser Hundchen hat inzwischen einen Radanhänger erhalten. Sie kommt langsam in ein Alter, in dem sie nicht einfach lange Strecken neben den Rädern laufen soll/kann. Ausserdem ist es zuweilen schlicht zu heiss dafür. Sie liebt ihr Gefährt und wir freuen uns auf unseren erweiterten Bewegungsradius!



Jetzt sollte es einfach noch regnen, oft und viel regnen. Es wäre uns sogar egal, wenn wir bei Regen fahren müssten, was wir sonst lieber bleiben lassen. So oder so, wir müssen die Saône erreichen, denn wir haben die Termine ab Ende Juli einzuhalten, und solches sind wir so gar nicht mehr gewohnt!
