Vor langer Zeit habe ich mich hier einmal beklagt, wie kompliziert und uneinheitlich das System der Abfallentsorgung in Frankreich sei. Jede Gemeinde hat ihr Eigenes und die Container sind allzu oft auf dem ganzen Gemeindegebiet verstreut; Glas hier, Hausmüll am anderen Ende des Dorfes, Alu und Dosen nochmals woanders. Die Entsorgungszentren liegen meist weit draussen auf dem Land, und wenn man da endlich ankommt, findet man heraus, dass es eine Vignette, eine Karte, oder sonst was braucht, um zugelassen zu werden. Uff.
Letztes Jahr habe ich irgendwo in den vielen, täglich auf meinem Handy eintrudelnden Nachrichten, gelesen, dass Frankreich ab 2023 Plastik und Kunststoffe vollends recyclen wolle. Ha, dachte ich, das wollen wir dann mal sehen. Sprachs und vergass es.
Zu Ende letzten Jahres traf dann eine Info der Gemeinde Saverne ein: Ab 1. Januar sei alles an Haushaltsmüll wie Karton (Pappe), Papier, Verpackungen von Lebensmitteln inklusive Plastik aller Art, Take Away-Schalen und -Becher, Büchsen, Tuben, PET-Gebinde und so weiter und so fort, in ein und denselben gelben Container zum Recycling zu geben. Man muss die Verpackungen nicht auswaschen, aber verschiedene Materialien wenn möglich auseinander nehmen. Glas werde weiterhin separat gesammelt, sonstiger Hausmüll gehe ab diesem Datum in den bisherigen Eimer und alles was zuvor schon in die Dechetterie, den Entsorgungshof, hätte gebracht werden müssen, also Holz, Oel, Elektroschott, Bauabfälle etc. müsse weiterhin dort zur Entsorgung abgegeben werden.
Tatsächlich ist die neue Regelung eine enorme Erleichterung. Fertig mit dem Suchen nach Entsorgungsangaben auf der Haferflockenpackung oder dem Käsepapier. Es geht alles in ein und denselben Eimer, und der ist jetzt erstaunlich schnell voll, derweil der „alte“ Hausmülleimer fast leer bleibt.
Jetzt wird offenbar recyclet was das Zeug hält. und das ist gut so. Ein echter Fortschritt. Die Industrie hingegen produziert weiterhin Verpackungsmüll in rauer Menge. Ich habe das Gefühl, nach anfänglichen Anstrengungen sind diese zum Stillstand gekommen und wieder wird alles und jedes verpackt. Leider haben auch einige der Unverpacktläden schon schliessen müssen. Es wird ja zunehmend recycelt, also kein Grund zur Suche nach Verminderung oder Alternativen mehr? Das finde ich sehr schade.
Ach, man ist nie zufrieden. Einerseits finde ich die neue Regelung toll, andererseits frage ich mich, ob diese Abfälle tatsächlich auseinander genommen und ordentlich weiterverarbeitet werden und ärgere mich zugleich, dass vor allem grosse Konzerne immer noch viel Verpackung statt Inhalt verkaufen, viel Marketing statt Qualität hüben und drüben.
Nächstes Jahr, im 2024, soll es in Frankreich nochmals einen weiteren Schritt in dieselbe Richtung weitergehen . Ab da ist das Kompostieren obligatorisch, und zwar für: Gemeinden, Mehrfamilienhäuser und Einzelhaushalte, kurz für alle.
Bisher hatte es bloss ab und an eine Kompostieranlage im Hafen oder in der jeweiligen Gemeinde, zB. auch hier in der Stadt Saverne. Im Hafen steht (wenigstens im Sommer) ein kleiner Kübel für „déchets pour compostage“ bei der Capitainerie.
Wenn wir unterwegs in der freien Natur anlegen, können wir kleine Mengen an Rüstabfällen immer etwa unter einen Busch entsorgen, ganz im Vertrauen darauf, dass die Natur von da an übernimmt. Aber jetzt will ich mich endlich nach einer Mini-Kompostieranlage, welche auf unserem schwimmenden Zuhause Platz finden kann, umschauen. Das hatte ich schon lange vor. Noch vor dem grossen Ablegen in diesem Frühjahr wird auch auf der Escapade kompostiert werden, aber hallo!
Das ist ja echt spannend!! Die „deutsche“ Seite meines Gehirns muss sich ja immer umstellen in Frankreich, denn hier bei uns geht ja wirklich nur Plastik in den gelben Sack – Papier ist nochmal was anderes. Aber in Frankreich ist der Sack ja auch orange und nicht gelb 😂! – Und dann ist es nochmal anders in der Ferienwohnung „auf dem Land“ im Elsass, denn es gibt noch die Optionen „verbrennen“ und „Tierfutter“…bei letzterem die Frage: Wer darf was essen?? 🐓?🐑?🐴?🦆?🐈?🐕??? Inzwischen wissen wir: kein 🥖 für Esel… und wenn, dann nur gaaanz trocken und nur ein winziges Stück, sonst gibt’s Koliken! – Tja, man lernt täglich dazu 😊😊😊.- Danke für deine klaren Instruktionen. Und hoffen wir mal, dass hinter den Kulissen nicht heimlich wieder alles zusammen gekippt wird nach der ganzen Mühe, die wir uns geben 😊. – Komposter für‘s Boot finde ich ja ganz großartig 🥳 bitte halt uns auf dem Laufenden!!! Vielleicht auf dem Oberdeck der „Tortue“ 🤔🫣 …??? Liebe Grüße 😘
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