Wir drücken wieder die Schulbank

Ja, richtig gelesen: wir gehen wieder zur Schule.

Eine lange Geschichte befindet sich auf der – beschwerlichen – Geraden zum Ziel. Begonnen hat dies zum Zeitpunkt unserer Ankunft in Frankreich. Man möge sich erinnern: Im Dezember 2017, Monat 3 unseres definitiven Umzugs auf die L’Escapade gab unser Auto den Geist auf. Autolos zu sein war eigentlich geplant, bloss nicht so früh und so überraschend.

Wir leisteten uns kurzum tolle Elektrofahrräder und waren damit, auch im Winter, stets super glücklich. Ab und an mieteten wir uns einen Wagen um komprimiert Besorgungen zu erledigen, welche wir nicht mit den Rädern, den öffentlichen Verkehrsmitteln oder einem Taxi erledigen konnten. Kein Problem.

Es funktionierte total gut, wie wir uns es so ohne eigenes Auto eingerichtet hatten. Derart problemlos, dass wir vergassen unseren Schweizer Fahrausweis fristgerecht in einen Französischen umzutauschen. Das heisst, ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir das gewusst hatten. Ich kann mich nicht entsinnen, dieses Thema bei den Auswanderungsvorbereitungen je angetroffen zu haben. Bref, wir haben es vermasselt. Die Zeitspanne, in der wir dies hätten erledigen sollen, beträgt 18 Monate, das hätte selbst für uns genügen sollen.

Da eine Fahrzeugmiete problemlos mit den CH-Ausweisen möglich ist, wurden wir auch nicht ständig mit diesem Thema konfrontiert. Leider. Bis wir während unserer Zeit in Chaumont, wo wir wegen Wassermangel, Lockdowns und Winter ganze 9 Monate festlagen, auf die Idee kamen, ein Auto zu kaufen. Ein Auto war schnell gewählt, der Preis stimmte, die Anmeldung war in die Wege geleitet. Alles ging gut, bis zum Punkt Versicherung; die wollten nur den Französischen Ausweis akzeptieren!

Was folgte war unsere Anfrage um Umtausch unserer Ausweise. Antwort ein kategorisches non, trop tard, ihr müsst der Ausweis nochmals machen. Wir so WAS???, pas d‘ exception? Non, c’est la règle. Wir so, uff, keine Lust dazu, wir wursteln uns auch so durch.

Ein Jahr später, während des Winters in Sillery, war da ein Fahrlehrer, der auch Bootskurse anbot und ein Schulboot im Hafen liegen hatte. Wir packten die Gelegenheit und fragen nochmals nach: Die Theorie müssen wir ganz machen, mit ordentlichem Examen. Für den Praxisteil reichen 2-3 Stunden, der Fahrlehrer kann uns ohne finale Prüfung durchwinken. Wiederum verschliefen wir eine gute Gelegenheit. Plötzlich war Frühling und wir legten ab.

Jetzt, in Saverne, im dritten Winter nach der Erkenntnis, liegen wir wiederum in der Nähe einer Fahrschule und haben es geschafft, tatsächlich, uns nicht nur anzumelden, sondern auch schon anzufangen! Wir sind bis über die Ohren drin, denn bis Ende März müssen wir dies durchziehen. Wir dachten peanuts, wir können das doch alles (mehr oder weniger) bereits. Allerdings waren wir nicht auf einen solchen Umfang an Fragenkatalog vorbereitet. Der Onlinekurs beinhaltet 120 Gruppen von 40 Fragen, die durchgearbeitet werden müssen. Plus Gruppen von themenbezogenen Fragen, plus die Trockenübungen der Prüfung. Zu Beginn gab es sogar einen Test zu unseren kognitiven Fähigkeiten. Nun sind wir schon mitten drin im Kurs und schlagen uns nicht bloss mit verkehrstechnischen Fragen herum, sondern auch mit Fragen zur Bedienung der heutigen Fahrzeuge voller Elektronik und digitalen Funktionen, Umweltfragen, ökologischem Fahren und…und…und. Interessant ist es allemal, aber so locker vom Hocker, damit wird es nichts.

Ich halte euch auf dem Laufenden. Anfangs April, wenn die Kanäle wieder aufgehen, wollen wir los, mit dem Permis de conduire in der Tasche. Auf Teufel komm raus! Unsere grauen Zellen sind gefordert. Haha.

Autor: suzyintheflow

Of Swiss origin, living in France on a houseboat with husband and two dogs. Intends to travel all over the navigable waterways of Europe in the years to come. No specific plans but open to any adventure and curious about the people and the places waiting to be met!

10 Kommentare zu „Wir drücken wieder die Schulbank“

  1. Da bin ich doch froh, dass ich meinen deutschen Fuehrerschein rechtzeitig in einen texanischen umgetauscht habe. Ich halte Euch die Daumen, dass Alles schnell und reibungslos klappt.
    Liebe Gruesse,
    Pit

    Gefällt 1 Person

      1. Also mir hat man auf dem Amt gesagt, diese europäischen Scheckkarten Führerscheine braucht man innerhalb der europäischen Union nicht tauschen. Für die Schweiz gilt das dann wohl nicht.

        Gefällt 1 Person

      2. Zum Fahren reicht der Führerschein wohl, nicht aber um eine Autoversicherung abzuschließen. Es kann jedoch schon sein, dass dies nur für Schweizer in Frankreich gilt. Jetzt machen wir halt mal diesen Schein. Ist ja ganz gut und spannend, das Wissen aufzufrischen. So viel hat man vergessen oder ist unsicher!

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