Als wir vor bald 9 Jahren den letzten unserer drei alten Hunden verloren hatten, beschlossen wir uns eine Pause als Hundehalter zu gönnen. Es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass dies nicht lange andauerte, die hinterlassene Lücke war einfach zu gross. So schickten wir uns an, die Augen nach einem neuen Familienmitglied offen zu halten. Wir besuchten Tierheime und surften im Netz. Nun kann man von Partnersuche im Internet halten was man will, aber unsere Merry guckte uns schon ziemlich bald treuherzig vom Bildschirm her an und zack, unsere Herzen waren vergeben.
Die Vermittlungsstelle nahm ihre Aufgabe sehr ernst und wir wurden von einer Dame besucht, interviewt und auf Herz und Nieren geprüft. Vor allem auf das Herz natürlich.
Unser Hundchen wurde in Ungarn, weitab von jedem Dorf, aufgegriffen und in ein von einer Schweizer Organisation unterstütztes Hundeheim gebracht. Wir entdeckten sie auf deren Homepage. Einige Wochen später durften wir sie in der Nähe von Basel in die Arme schliessen und nach Hause nehmen. Der Heimweg war etwas lang und wir machten zweimal eine Pinkelpause. Bei der ersten blieb Merry noch sehr reserviert, bei der zweiten liessen wir sie an einer langen Leine etwas an der Böschung eines Flusses herum schnuppern und setzten uns nach einer Weile in die Wiese. Kaum sassen wir im Gras, flippte dieses Hundchen total aus. Sie war wie ausgewechselt, freute sich tierisch, wedelte und tanzte um uns herum und sprang schlussendlich auf meines Mannes Schoss. Wir können es ganz genau sagen: dies war der Startpunkt unserer Beziehung!
Merry, noch ganz jung
Sie war von Beginn an sehr anhänglich, lies sich freudig abrufen, lief an der Leine wie ein Weltmeisterin und machte enthusiastisch bei jeder Art von Übungen und Spielen mit. Sie war eine ideale Begleiterin und benahm sich überall vorbildlich. Auf Besuch oder im Restaurant legte sie sich unverzüglich unter den Tisch und machte keinen Mucks mehr. Beim allerersten Besuch bei einer Freundin war sie jedoch todunglücklich; diese hatte einen antiken Tisch mit grossem Sockel. Der erlaubte es Merry nicht, sich UNTER den Tisch zu legen und sie versuchte verzweifelt unter den Sockel zu kommen! Mittlerweile ist sie an jede Art des Tischunterbaus gewohnt und nicht selten finden wir sie eingeflochten zwischen Stuhl- und Tischbeinen, für uns eng und unbequem ausschauend, sie jedoch glücklich und tief schlafend!
Heute in der Crêperie war der Tisch ganz normal, so wie es sich aus Merrys Sicht gehört: Vier Tischfüsse und nichts Störendes in der Mitte. Wie stets hatten wir beim Eintreten gefragt, ob Hunde erlaubt seien, was mit einem strahlenden Nicken quittiert wurde. Die junge Frau eilte uns voraus an den „Hundetisch“ in einer Ecke, öffnete einen Wandschrank, nahm eine gepolsterte Decke heraus und legte sie für Merry unter den Tisch. Wow, so etwas hatten wir noch nie erlebt. Wir erhielten die Menukarte und Merry eine Schale Wasser. Oder war es umgekehrt? Ja, ich glaube das Wasser für den Hund kam zuerst. Mein Mann, ganz happy: „Fehlt nur noch, dass sie unseren Hund auch noch füttern!“
Diese neu entdeckte Crêperie liegt ein wenig versteckt in einer Seitengasse und bietet Galettes und Crêpes an; Galettes aus Buchweizen für salzige Füllungen und Crêpes aus Weizen für Süsses. Echt bretonisch. Wir waren noch nie in der Bretagne, kennen diese Art Pfannkuchen jedoch von Rue, einem winzigen freiburgischen Dorf, gruppiert um ein stolzes, noch privat bewohntes Château, gar nicht weit unseres ehemaligen Hauses. Die Patronne des Restaurants Terre et Mer war eine echte Bretonin und trotz der Abgelegenheit ihres Lokals, war es stets gut gefüllt und die Galettes und Crêpes köstlich und weit herum bekannt.
Zurück nach Saverne: Die Galettes und Crêpes in der Crêperie du Griffon waren himmlisch, ein Gedicht! Die Füllungen ganz typisch mit beurre salé, respektive caramel salé. Aber auch hier gab es eine Überraschung für Merry: Wir hatten gerade unsere herrlich duftenden Pfannkuchen erhalten und da kommt die Serveuse nochmals mit einem Teller an den Tisch, hinter ihr sehen wir die Küchenbrigade neugierig aus der Küche gucken, und stellt uns „eh voilà, la crêpe pour la petite chienne“ vor uns hin. Wir waren absolut baff und „la petite chienne“ machte sich ohne viel Federlesens und überglücklich über das Geschenk her!
Crêperie du Griffon
Der Koch erzählte uns später nach dem Essen ganz stolz, dass ihr Lokal beliebt sei bei den Hunden (wen wunderts) und sie schon Hunde vor der Tür gehabt hätten, die alleine ins Restaurant eingelassen werden wollten, während ihre Besitzer noch auf dem nahem Parkplatz standen!
Alles klar, keinerlei Freilauf im weiteren Umkreis der Crêperie du Griffon also!
Wer moechte in diesem Lokal nicht Hund sein! 😉😊
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Wie schön zu lesen, dass es dermassen hundefreundliche Gastronomie geben kann. Und das Essen sieht noch dazu so gut aus!
Die Geschichte der geglückten Hunde- Mensch-Zusammenführung berührt mich auch.
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Seit ihr geschrieben habt, dass ihr in Saverne überwintert, bin ich am überlegen, wie lange es her ist, dass ich mit meinem Mann dort war. Jetzt ist schon mal klar, wo wir essen gehen werden, wenn wir mal wieder dort vorbeischauen sollten.
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Dann kommt ihr sicher auch am Hafen vorbei?
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So ein herzerwärmender Bericht! Vielen herzlichen Dank euch dafür!!! Galette lieben wir doch sooo! Am liebsten würden wir aufbrechen zu euch! Isabelle geht es ordali. Aber ob wir es je mit ihr zu euch schaffen, stelle ich etwas in Frage… Ich werde eure Zeilen ihr heute vorlesen. Wir zwei aber , haben es fest im Sinn euch zu besuchen! Wann, das steht noch in den Sternen! Habt ihr nun eine Postadresse? Ganz liebe Grüsse aus Luzern Irene&Jürg
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