Wir sind zwar schon vor rund 10 Tagen in unserem Überwinterungsplatz eingefahren, aber wirklich angekommen bin ich erst jetzt richtig. Die Fahrsaison abzuschliessen ist immer etwas hart. Üblicherweise macht sich ein grosses Bedauern breit, gemischt mit dem guten Gefühl, dass wir viel Schönes gesehen und erlebt haben und schlussendlich gesund angekommen sind und nichts Schwerwiegendes vorgefallen ist.
Die Bilder der letzten Etappen 2022







Dieses Jahr war es ein wenig anders. Insbesondere der Verlust von unserem Grossen – ausgerechnet hier, in diesem Hafen – schmerzt immer noch. Dann war da noch die Panne mit dem Bugstrahler, anlässlich dessen Reparatur, (Zugang dazu direkt unter meinem Bett) ich gesehen hatte, wie nahe über dem Wasser ich schlafe; sozusagen im Wasserbett! Aha. Dann war noch das Boot, dessen Ferienkapitän die Herrschaft über sein Fahrzeug verloren hatte, in vollem Tempo in das Kanalufer knallte, um dann etwas verlangsamt in unser Heck zu fahren. Sein Charterboot war beschädigt, bei uns war ein wenig Farbe weg. Ja, so ein Stahlboot kann es durchaus mit einem Kunststoffboot aufnehmen. Am Ende mussten WIR den geschockten Freizeitkapitän aufmuntern, denn er war am Boden zerstört und von der Situation ziemlich überfordert. Wir waren ebenfalls gefordert, gaben uns jedoch souverän und am Ende bekamen wir als Dank eine gute Flasche Wein.
An den letzten Fahrtagen schafften wir es endlich zwei Frauen auf einem Boot, welche wir bisher bloss ein wenig über Social Media kannten, real zu treffen. Ab Stunde Null hatten wir das Gefühl, uns schon ewig zu kennen und da wir vorübergehend denselben Weg hatten, sassen wir einige Male zusammen redeten über Gott und die Welt. Ach, tat das gut!
Die Ankunft hier war, zeitlich um einen Tag versetzt, auch der Ankunftstag von Besuch aus der Westschweiz. So kamen wir eigentlich gar nicht zur Ruhe und das war auch gut so. Mir bangte ein wenig vor den ersten Tagen hier, habe ich doch den tragischen Unfall von Janusz immer noch arg in den Knochen.
Wir genossen das Wiedersehen mit dem Schwager und seiner compagne aus vollen Zügen, und erst ein paar Tage danach realisierten wir erst so richtig, dass es nun für dieses Jahr zu Ende ist mit dem Herumzigeunern. Tja, das macht uns stets wehmütig.
Saverne – unsere Heimat für die Wintermonate







Nun sind wir am uns einrichten hier. Sicher ist, die nächsten paar Monate, nach den zwei doch ziemlich einsamen Wintern in Chaumont und Sillery, werden uns ungewohnte Möglichkeiten bieten: wir liegen diesmal in einer belebten Kleinstadt. Eine Stadt, die Touristen anzieht. Es gibt die Hafenpromenade, ein Château, einen Rosengarten, eine Fussgängerzone mit Geschäften, jede Menge an Restaurants, Tea Rooms und Bars, sogar ein Kino, und …. eine echte Ausnahme von bisher Erlebtem: praktisch keine leeren oder zugenagelten Lokale. Sicher werden die Wintermonate weniger belebt sein als jetzt noch, wir freuen uns trotzdem auf all diese Möglichkeiten die sich uns hier bieten!
Jeder Winter ist anders, manchmal erwartet, manchmal unerwartet. Weder im Sommer auf Fahrt noch im Winter an einem festen Ort können wir voraussagen wie es wird. Wir leben in einem Spannungsbogen von Unbekanntem und Unerwartetem. Selbst wenn wir eine Region, einen Kanal, einen Fluss oder einen Ort schon kennen, ist es doch jedes Mal etwas anderes; eine andere Jahreszeit, anderes Wetter, andere Temperaturen, andere Menschen und klar, lasst uns ehrlich sein, wir selbst sind auch nicht immer gleich gut drauf. Ich mag das, mein Mann mag das, selbst unser Hund findet dies spannend.
Unser Hafen





Hier vor Ort gibt es diese Woche Bewegung. Saverne ist eine Basis von Nicols Charter Boote. Aktuell liegen etwa 25 Boote hier und die kommen über den Winter alle raus. Uns wurde gesagt, per Ende Woche seien die alle weg. Noch sind einige Besucher auf den Stegen unterwegs und gucken ab und zu auch bei uns neugierig herein. Die Saison ist vorbei und wir wunderten uns, über diese Leute. Ein wenig googeln und nun ist klar: es stehen vier der Boote zum Verkauf! Nach dem Abtransport all dieser Mietboote wird es hier viel, viel Platz. Wir werden unser Boot bald an den definitiven Platz umlegen, offenbar direkt an der Kaimauer. Aktuell liegen wir noch an einem Steg. Allerdings wird der Kanal bald einen Monat lang für Wartungsarbeiten geschlossen und der Wasserstand soll im Hafen um etwa einen Meter abgesenkt werden. Das wird spannend zu sehen, wie wir dann überhaupt noch aus dem Boot kommen. Auch wenn der Wasserstand ständig etwas schwankt, ein Meter ist enorm viel. Wenn ich richtig schätze, werden wir von unserem höchstgelegenen Ausstieg am Bug etwa 80 cm unterhalb der Oberkante des Kais liegen. Ich sehe mich schon auf allen Vieren vom Boot krabbeln!
Auch wenn unser Winter normalerweise ruhig ist, bin ich überzeugt, es wird auch hier noch für die eine oder andere Überraschung gesorgt werden, ganz ohne unser Zutun. Die Erste haben wir ja bereits!
Das sind schöne, ansprechende Fotos von eurem Winteraufenthaltsort. Ich hoffe, das versöhnt über die Wochen dort mit den traurigen Erinnerungen.
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Das ist lieb, danke. Ich denke schon, mit der Zeit verblasst das und zurück bleiben nur noch Erinnerungen an Schönes und Lustiges 😍
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Ich les deine Beiträge sehr gerne
Von meinem iPhone gesendet
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Kurz, knapp und klare Aussage 😉 und ich danke dir 😍
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Huebsch ist es da!
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