Von den angekündigten heftigen Gewitter haben wir wenig bis gar nichts verspürt. Wir hatten deswegen extra eine Weiterfahrt ausgesetzt und wollten die Unwetter an einem sicheren Ort verbringen. In Charleville-Mézières hatten wir geradezu einen idealen, im wahrsten Sinne des Wortes, sicheren Hafen.
Charleville und die Maas
Nun denn, wie gesagt, blieb das Schlimmste aus, wir legten ab und die Gewitter haben uns später dann doch noch erreicht, nachdem wir in Sedan angelegt hatten. Mit viel Wind und Regen mögen wir nicht fahren. Zudem sind die Temperaturen seit letzter Woche drastisch gefallen. Wir sagen uns stets, Wind und kalt ist ok, Regen und kalt ebenso, aber alle drei Kriterien zusammen = überzeugtes Nein.
Fahrt nach Sedan in zwei Tagen
Wir waren also in Sedan gestrandet, eine historische Stadt, der man die massiven Kriegsschäden noch ansieht: ein Sammelsurium von hastig errichteten Gebäuden, dazwischen feudale Altbauten und Villen aus dem 19. Jahrhundert. Viel unternehmen konnten wir nicht, das Wett er war zu schlecht. Die Anlegestelle liegt im Grünen zwischen der Meuse und dem Kanal und doch an der Stadt. Leider ist die Prozedur um Strom und Wasser zu erhalten sehr kompliziert und eigentlich für Camper ausgerichtet; um etwas zu kriegen muss man kurzum eine Karte einer Stellplatz-Verwaltungsorganisation lösen und nachdem wir einigen dabei zugeschaut haben, wie sie die Karte gelöst haben und dann trotzdem sich nicht anschliessen konnten, liessen wir jeden Versuch bleiben. Es geht auch so, der Tank war noch fast voll und das Strommanagement haben wir im Griff.
Die Fahrt von Charleville nach Sedan war noch sonnig und angenehm bei um die 20°C, gerade so richtig um sich etwas überzuziehen. Die Hunde genossen die Kühle und schliefen sich durch die Fahrt, höchstens um mal in einer Schleuse aufzuwachen und etwaigen Zwei-oder Vierbeiner, die uns beim Schleusen zuschauen wollten, mitzuteilen, dass das Boot ihr Zuhause sei und sich Unbefugte gefälligst fernhalten sollen.
Als doch schon ein wenig erfahrene Bootler schafften wir es in einen Arm der Maas einzufahren, der eigentlich für uns gesperrt wäre. Wir merkten es erst als ein Restaurant mit Turm in unserem Blickwinkel erschien, und wir uns fragten, weshalb wir vor ein paar Tagen, bei der Talfahrt nach Charlevilles, uns so eine markante Stelle nicht gemerkt hatten. Da erst ging uns ein Licht auf, weshalb uns ein paar hundert Meter zuvor so seltsame, uralte und entfärbte Bojen aufgefallen waren. Da war uns eindeutig jemand auf der Leitung gestanden; wir befanden uns in seichten Wasser! Ein typischer Anfängerfehler, und nun passierte uns das nach 5 Jahren auf der Escapade! So schnell hatten wir noch kaum einmal gewendet!
Die Meuse/Maas ist, trotz unseres Missgeschicks, einfach zu befahren. Hier herum gibt es noch lange Strecken auf dem ursprünglichen Fluss. Da er sich aber zum Teil in sehr grossen, seichten Biegungen durch das weite Tal schlängelt, gibt es immer wieder kanalisierte Dérivations, kurze Umleitungen, die meist auch eine Schleuse beinhalten.
Diese Schleusen unterbrechen bloss so alle Dreiviertelstunden die beschauliche Fahrt. Für uns ungewohnt nach vielen Monaten auf den Kanälen, und wir geniessen die Ruhe, die träge Strömung, die Breite des Flusses und das weite Land hinter den Ufern. So dahinzugleiten ist regelrecht Zen, man wird zu einem ganz anderen Mensch, und genau dies ist für uns die Essenz des Lebens auf dem Wasser, Entspannung pur. Man darf einfach nicht komplett einschlafen!
Da bekomme ich ja Fernweh, wenn ich die Fotos sehe. Ich mag deine Geschichten sehr.
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Danke dir für dieses liebe Feedback 😍
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