Wow, es ist lange her, seit wir so in einer Stadt angelegt hatten und wir finden es total gut. Aber der Reihe nach:
Der Canal latéral à la Marne, zu deutsch der Marne-Seitenkanal, hat uns positiv überrascht. Es ist keine Strecke, die viel Beachtung findet, da er eigentlich bloss ein Zubringer zu interessanteren Kanälen oder Flüssen ist. Auch ist er meist ganz einfach gerade, ab und an unterbrochen von Schleusen. Aber es hat, im Vergleich zu anderen Wasserstrassen wenig „Gras“, und dies ist eine wahre Wohltat!
Nach den ersten Nächten in Soulanges und Pogny, letztere einer halte, die man sich mit Campern teilt, mit denen wir uns ganz nett unterhalten und sogar ein Bierchen getrunken haben (Premiere!). Am nächsten Morgen mussten wir fahren, denn unsere Batterien waren ziemlich unten und so legten wir bei sehr zweifelhaften Wetter wieder ab. Tatsächlich schüttete es kurze Zeit später wie aus Kübeln. Wir fuhren das erste Mal seit 3 Jahren wieder einmal drinnen. Für die 2 Schleusen bis Châlons-en-Champagne mussten wir dann aber raus. Ein tropfnasses Vergnügen.
Kurz vor der Stadt stellte Petrus den Regen ab. Der Kanal führt bis ins Stadtzentrum durchs Grüne. Auf der Karte waren rechts und links bebautes Stadtgebiet vermerkt, davon kriegten wir jedoch absolut nichts mit, Wir sahen nur dichten Wald, bis auf einmal eine ausnehmend hübsche Fussgängerbrücke in Sicht kam, gleich dahinter eine wilde Insel und rechts davon ein seichter Kanalarm. Hinter der Insel gelangten wir an die Anlegestelle mit Kai und Schwimmstegen. Angenehm überrascht, ein Waadtländer würde jetzt sagen déçu en bien, positiv enttäuscht, über die fantastische Lage gleich bei einem grossen Park, machten wir fest.
Gleich nach der Ankunft war ich der Ansicht, wir könnten gut und gerne 4 Tage hier verbringen um die Stadt mit ihren vielen, unterschiedlichen Grünflächen zu entdecken. Der beste aller Ehemänner interpretierte dies auf seine Weise und buchte gleich für 14 Tage. Nun sind wir schon eine Woche hier und immer mehr begeistert, denn auch die Stadt selbst bietet viel. Kein Tag vergeht, ohne dass wir nicht über die nahe Freitreppe die ehemalige Stadtmauer raufklettern und aus irgend einem Grund in die Stadt gehen „müssen“. Samstags waren Les Halles offen und boten zusammen mit dem offenen Markt rundherum ein tolles Einkaufserlebnis. Die vielen kleinen Läden und die Brasserien, Cafés, Restaurants und Imbisse tun das ihre dazu. Chalôns-en-Champagne ist eine Wasserstadt. Die Marne, die Kanäle St-Martin, Louis XII, Nau und Mau (ausgesprochen No und Mo, doch doch!) bilden die Wasserstrassen und können in geführten Rundfahrten besucht werden; nachts werden die verschiedenen Bauten mit Lichtspektakel beleuchtet und die Rundfahrt führt auch in Tunnels unter Teilen der Stadt oder einzelnen Gebäuden durch. Das möchten wir uns nicht entgehen lassen. Mal sehen, ob das Wetter und die Hunde, die zuhause bleiben müssten, dies zulassen. Tja, wer Hunde hat, ist im Sommer etwas eingeschränkt aber das ist ok.
Von mir aus gesehen ist Châlons so etwas wie das Tor zur Champagne. Überall hier wird dieser Wein vermarktet und wir konnten natürlich auch nicht widerstehen. Gut 100 Meter von der Anlegestelle entfernt, am stillgelegten Kanalarm, steht die erste Champagner-Bar, schön schattig unter den Kastanienbäumen und Linden. In diesem formalen Park, der so richtig französisch in sternförmig geführten Alleen angelegt ist, in der Mitte der obligate Musikpavillon, lässt es sich auch bei Hitze wunderbar spazieren. Über die vorgenannte Passerelle hinweg gelangt man zum Jardin Anglais, dem Englischen Garten, und auf der anderen Seite des Grand Jard, wie „unser“ Park heisst, kommt man in den Petit Jard, einem romantischen, vom Nau durchflossenen Park, inklusive Schlösschen. 3 Parks nebeneinander, dazu die Innenstadt mit vielen Plätzen gleich nebenan, das ist selten, und wir geniessen es total!
