Erst regnet es und ist kalt, dann kommt die Sonne hervor, wärmt alles auf, der Kanal dampft und die Spaziergänger kommen raus. Der aktuell angesagte Zwiebellook bewährt sich und die Regenjacke wird hastig ausgezogen. Minuten später beginnt alles wieder von vorn. Tja, dieses Frühjahr wird wohl niemand je vermissen.
Obwohl, die Natur war schon lange nicht mehr so grün, die Speicher für den Kanal, die Flüsse und das Grundwasser sind wohl voll, die Natur kann sich etwas von den Strapazen der letzten paar Jahre erholen. Schlecht ist das ja nicht.





Zur Zeit sind wir am Weilen. Vor allem wegen dem starken Wind wollten wir in den letzten paar Tagen nicht fahren. Der Kanal hat hier meistens ziemlich seichte Ufer, denen wir tunlichst fern bleiben, und vor den Schleuseneinfahrten mögen wir es sowieso nicht, gegen Seitenwind ankämpfen zu müssen. Das Einfädeln in die Schleuse wird mit Wind schon bedeutend erschwert, vor allem weil unser massives Heck sich von diesem leicht wegdrücken lässt. Es versteht sich von selbst, dass eine Einfahrt ohne zu streifen unser ganzer Stolz ist!
Von Froncles bis hierher waren es 22 Kilometer und 9 Schleusen, welche wir – da werfen wir uns voll in die Brust – in einem einzigen Tag bewältigt haben! 5 Stunden reine Fahrzeit sind für uns viel und daher gönnten wir uns und den Hunden eine Mittagspause. Normalerweise gucken wir uns Haltestellen mit Google Maps vorher auch an, und bereiten uns so vor. Rouvray hatten wir als Übernachtungsort von vornherein ausgemustert, zu öde schien uns der Ort. Welche Überraschung bei der Ankunft; ein romantischer, abgeschiedener Picknickplatz, sogar mit kostenlosen Strom und Wasser. Nur leise hörte man die Strasse, derentwegen wir den Ort als nicht in Frage kommend abgehakt hatten. Nun, wenigstens beehrten wir die Haltestelle für ein Mittagessen. Die Hunde waren ganz begeistert und liessen sich ein paar Mal bitten, doch wieder an Bord zu kommen, da wir weiterfahren wollten.






Die Fahrt führte uns in der Folge weg vom kurvigen und bewaldeten Kanal zu einem eher geraden und offenen Teil. Der Kanal überquert immer wieder die Marne oder deren Zuflüsse. Vor der Schleuse von Mussey (für Puristen Nr. 40) überquert der Kanal die an diesem Punkt durch einem Zufluss ziemlich verbreiterte Marne. Das Kanalwasser wurde nach der Schleuse auf einmal wesentlich klarer. Beeindruckt sahen wir plötzlich in die Tiefe. Dieser Zufluss heisst Rognon (lustiger Name, bedeutet er doch Niere/Nierchen in einem Gericht!) und das ist genau derjenige, der letztes Jahr in der Hitze trocken gefallen war und daher erster Linie für die Schliessung dieses Kanals verantwortlich war. Da hatten wir den Schuldigen, grrrh!
Aktuell besteht keine solche Gefahr. Das Wasser fliesst en abondance, überreichlich. Offenbar ist der Rognon bekannt für sein ausgesprochen sauberes Wasser; selbst hier, viele Kilometer unterhalb der Einspeisung seines Wassers, ist der Kanal so klar wie wir es noch nie vorher gesehen hatten. Der von uns in Joinville auserkorene Platz zum Übernachten ist aber nicht nur deswegen toll. Er gehört zu einem Hotel, das in einer historischen Essigfabrik untergebracht ist und über einen tollen Park und einen langen Steg für Boote verfügt. Das Restaurant hat leider noch zu, die Gäste werden trotzdem mit Essen versorgt und auch wir konnten uns ein Abendessen ans Boot liefern lassen! Seit über einem Jahr haben wir jeden einzelnen Tag selbst gekocht; es war ein Fest, ein leckeres, mehrgängiges Essen an Bord geliefert zu erhalten! Wir waren danach zwar, vom langen Tag und dem üppigen Essen total erschlagen, aber das war es wert!






Joinville ist ein etwas heruntergekommenes, aber hübsch gelegenes Städtchen mit vielen verschiedenen Armen der Marne und den Kanal noch dazu. Einer dieser Arme durchfliesst die Innenstadt und wir fühlten uns gleich an Colmar erinnert! Wie viele Orte leidet Joinville an Geldmangel und sowohl für Infrastruktur wie auch für Gewerbe und Restaurants ist dies Gift; Eine elende Spirale, die die Menschen zum Wegzug bewegen und einen weiteren Niedergang beschleunigen. Dies ist so schade um die vielen, hübschen Orte.
Das sind alles so wunderbar leuchtende Bilder, als würde eure Freude am WIeder-Reisen -Können herausleuchten, und es ist eine Freude, sie anzusehen.
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Das ist ein wundervoller Kommentar, danke dir 💕
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🙂
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Wunderschöne Bilder, die Fernweh wecken. Traurig stimmt mich dein letzter Absatz, aber in einigen Gegenden Deutschlands ist es ja nicht anders. Da geht leider so viel Alltagskultur verloren…
Eine gute Weiterreise wünsche ich euch. Am Wasser wird es zunächst ja nicht mangeln.
Liebe Grüße, Anja
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Danke dir! Ja, es ist schon überall ungefähr gleich mit dem Verlust der Alltagskultur. Ich bedaure das zutiefst, aber wir sind alle etwas mitschuldig, die einen mehr, die andern weniger. In Frankreich finde ich es gerade wegen dem zentralistischen System extrem. Das Geld fließt nach Paris und von dort wird auch das Heil erwartet.
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