Das Ziel der französischen Regierung ist zwar nicht ganz erreicht, aber die Zahlen der Neuinfektionen im Lande sind viel besser. Hier in unserem Departement der Haute-Marne verzeichnen wir seit Tagen null Neuinfektionen. Ja, richtig gelesen: 0.
Es sind aber auch alle ganz schön brav hier, wir zwei inklusive. Seit Monaten habe ich ausser aus weiter Distanz auf Spaziergängen und meinem Mann kein unbedecktes Gesicht mehr gesehen. Sich allzu nahe zu kommen fühlt sich mittlerweile seltsam an. An Bord kamen seit Monaten nur Personen, von denen wir ganz sicher wissen, dass sie sich sehr zurückhalten und immer Maske tragen, in letzten Zeit auch nur ganz kurz, etwa um etwas zu besprechen, und auch dies mit Maske. Bitten darum muss man nicht, das ist hier eine Selbstverständlichkeit.
Wir sind keineswegs in Panik wegen dem Virus. Aber wie es wäre, wenn wir auf einmal beide ausfallen würden, so hier auf dem Boot und ohne unterstützendes Sozialnetz, das kann ich mir nicht ausmalen! Also doch lieber kein Risiko eingehen.
Seit heute stehen wir zwar immer noch, zum zweiten mal verlängertem und dies seit Ende November, en confinement, unter Lockdown. Mittlerweile einem etwas Gelockertem. Der Bewegungsradius hat sich erneut erweitert; wir dürfen uns neu im ganzen Land bewegen. Aber dies ist reine Theorie. Denn wir werden jeden Abend de facto eingeschlossen; von 20 bis 06 Uhr ist Sperrstunde. Ohne dringenden Grund darf niemand raus. Somit schränkt sich die neue Freiheit gerade wieder ein. Läden sind zwar geöffnet aber kein Restaurant, keine Bar und kein Lokal zu irgendwelcher Vergnügung oder Zeitvertrieb. Voilà, richtig kalvinistisch.
Wir haben uns damit arrangiert. Glücklicherweise ist uns nicht schnell langweilig und wir gehen uns, trotz der kleinen Räumlichkeiten, selten auf die Nerven. Wir pflegen übers Internet Kontakte und habe mindestens einmal die Woche per Video „Besuch“. Trotzdem ist der Tagesrhythmus noch etwas mehr als sonst aus dem Takt gekommen. Schlaf- und Wachzeiten sowie Essenszeiten gibt es kaum mehr. Ich bin schon froh, wenn ich auf Anhieb weiss, was für einen Wochentag wir haben. Das einzige, das den Takt noch etwas angibt sind die Hunde, also eigentlich DER Hund, Janusz nämlich. Der Grosse hat eine innere Uhr, die läuft präziser als eine Atomuhr. Da gibt es kein Ausweichen. In Bezug auf die Spaziergänge ist er ja noch etwas flexibler, aber mit den Fresszeiten ist fertig lustig. Gefüttert wird pünktlich, basta. Und dann nicht etwa zwei Bröckchen weniger (er sollte etwas abnehmen)! Er bleibt beim Napf sitzen, bis seine Hoheit das Gefühl hat, die Portion sei jetzt angemessen gewesen. Man kann tun was man will, im Rücken ist stets dieser bohrende, vorwurfsvolle Blick, wie ihn nur Hunde zustande bringen. Ein Unmensch, der solchen Hundeaugen widerstehen kann!
Zum Glück ist die Kleine da völlig unkompliziert. Sie kann nur eines nicht leiden: wenn der Grosse Abends beim Betthupferl/Bettmümpfeli verteilen scheinbar mehr erhält als sie. So müssen wir die kleinen Reiswaffel-Bröckchen so aufteilen, dass das aller-allerletzte Stückchen an sie geht. Dies ist ihre Messlatte (sie hat noch nicht gemerkt, dass seine Stücke grösser sind als ihre). Auf diese Weise bleibt die Kirche im Dorf und sie gehen beide anstandslos schlafen und wir haben unsere Ruhe.
Bleibt brav und gesund !

Hoffentlich sind das gute Aussichten auf anhaltende Besserung. Wie man am schlechten Beispiel von Deutschland ablesen kann, wo die Selbstmitleidsnaturen und allzulange Nachgiebigkeit nun zu einem herben Rückschlag gesorgt haben, hat sich für Frankreich die Konsequenz gelohnt.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Deutschland ist immer noch viel besser daran als mein Heimatland. Die merken erst jetzt langsam woher es klingelt! Jedenfalls nicht im Geldbeutel.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Es ist sehr unterschiedlich verteilt.
Ich lebe in einem eigentlich begünstigten, da wenig bevölkerten Landkreis, dafür ist aber auch die medizinische Versorgung schlecht. Von 8 Intensivbetten im kleinen Kreiskrankenhaus, das aber überregional auch Menschen aus anderen Landkreisen herum in allen Lebens- und Sterbelagen mitversorgt, sind alle belegt.
Die Statistik weist aufgrund des hohen Altersdurschnitts unserer Region eine COVID-19-verursachte Sterblichkeit von über 3 % unter den Coronaerkrankten auf – der bundesdeutsche Schnitt beträgt aktuell 1,6 %.
Wer von denen auf einem Intensivplatz Liegenden sollte da schnell mal eben einem Beatmungsfall weichen müssen der „nur Corona“ hat, obwohl bundesweit bisher die Situation für eine Triage doch noch gar nicht gegeben sei?
Ich finde, wer gesund ist und bleiben will, darf mit den ab Mittwoch geltenden Weihnachts- und Silvesterregelungen wahrhaftig noch zufrieden sein und kann sich glücklich schätzen, wenn er bisher keinen Trauerfall in der Familie hatte.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ja, da hast du recht! Alle, die es nich nicht erwischt hat müssen nun alles dafür tun, damit nicht es noch mehr um sich greift. Kaum zu denken, dass wir die Möglichkeit hatten, das Virus auszuhungern, bloss mit etwas mehr Konsequenz und Geduld. Mich erschreckt, was Menschen für Prioritäten setzen in solchen Zeiten!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Es ist nicht einmal eine Altersfrage. Wir haben zwei Söhne unter 30, die sind vernünftiger als die meisten Älteren, die wir kennen.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Argh… der Kommentar ist mir vor dem Fertigstellen weggeflutscht.
Gefällt mirGefällt mir
Der deutsche „Harte Lockdown“ ist im Vergleich zu deiner Beschreibung doch geradezu moderat.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ja, finde ich auch. Ehrlich gesagt ziehe ich so klare Grenzen vor, als das ziellose Wischiwaschi andernorts, wo kaum einer noch weiss, was gilt.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Liebe Suzy, liebe Freunde Suzy und Claude, es ist immer eine große Freude, ihr Abenteuer zu lesen und in der Lage zu sein, das lustige Leben zu verfolgen, die Sie führen, besonders mit Ihren entzückenden Hunden. Und dann diese großartigen Fotografien, die diese Worte veranschaulichen. Ich bin froh zu wissen, dass es Ihnen gut geht und Sie gut auf sich aufpassen. Ah! schnell eine Verbesserung in der Krise und dass wir eine Rückkehr zum normalen Leben feiern können. Aber wann? Das ist die Frage!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Danke! Ich hoffe bei Ihnen auch alles ok. Schade konnten wir es nicht bis ins Elsass schaffen und Sie treffen. Nun setzen wir grosse Hoffnungen auf Frühjahr! Liebe Grüsse
Gefällt mirGefällt mir