Vor einigen Wochen, mitten im ersten Teil des Lockdowns, strandete hier ein Segelboot. Der Skipper hatte nicht mitbekommen, dass das Land sich unter strenger Ausgangskontrolle befand und er somit eigentlich hätte stoppen sollen, wo auch immer er sich befand. Nur Profis sind vom Fahrverbot ausgenommen. So setzte er fröhlich seine Reise fort, bis er dann einen Kilometer von hier von einem VNF-Mann frühmorgens auf diese unangenehme Tatsache hingewiesen wurde. Ich nehme jetzt mal an, dies ausgesprochen freundlich… Eigentlich kümmert sich VNF ja nicht darum wer fahren darf oder nicht, das tut normalerweise die Gendarmerie. Aber das Segelboot, das da gemütlich vertäut bei den Silos lag, stach ihm wohl gar in die Nase!
Nun, alsbald hatten wir ein bewohntes Boot mehr am Quai. Allerdings blieben die Kontakte wegen Corona leider etwas distanziert. Solange fast jeden Tag sonniges Herbstwetter herrschte, war die Klausur im doch eher engen und niedrigen Boot auszuhalten. Als das Wetter dann aber umschlug und die Temperaturen merklich sanken, und dazu der confinement verlängert wurde, war fertig lustig.
Jeder der sich, ob auf Fluss oder Kanal, in der Hoffnung auf ein baldiges Aufheben per Ende November gefreut hatte, wurde arg enttäuscht. Nix da mit weiterfahren. Natürlich wurde da auch unser Nachbar endgültig unruhig und wandte sich an die préfecture, um zu erfahren, ob es nicht doch eine Möglichkeit gäbe, mit dem Boot nach Hause, nach Spanien, zu kommen. Er erhielt eine Telefonnummer, wo er sich dort informieren solle. Die Sache gestaltete sich von da an kompliziert, vor allem auch sprachlich. Kann man sich mit Händen und Füssen in einer ungewohnten Sprache vor Ort gerade so verständlich machen, gestaltet sich dies per Telefon doch etwas schwieriger. Auch fühlt man sich verständlicherweise durch die Bürokratie eines neuen Landes schnell mal ziemlich verloren. Wir konnten weiterhelfen, und boten an den Anruf zu erledigen. Désolé, nicht zuständig hier. Die préfecture…. Na, da waren wir doch schon! Nach längerer Diskussion und Telefonaten die Hierarchie rauf und runter und ohne Ergebnis fiel meinerseits das Wort convoyage, Überführung. Moment mal, das Boot wird überführt??? Aber dann ist die Lage gaaanz anders!
Um es kurz zu machen: Eine Überführung ist erlaubt. Zum Glück ist die Juno nicht auf den Skipper, sondern auf ein Familienmitglied eingeschrieben. Papiere wurden beschafft. Ganze Stapel davon. Bootseigner-Papiere, Versicherungspapiere, spanische Niederlassung, Identitätskarte des Bootseigners, des Überführers, ja, sogar ein Überführungs-Vertrag wurde (wohl rückwirkend) erstellt. Alles auf einem USB-Stick zu uns an Bord gebracht und ausgedruckt. Zu guter Letzt brauchte es bloss noch einen ganz aktuellen (negativen) Corona-Test.
Der ganze Stapel an Papieren wurde heute Morgen zu einem Dossier zusammengefügt und gleich danach löste ein überglücklicher, mit unseren besten Wünschen versehener Skipper die Leinen und ist abgedampft. Bye-bye and happy cruising!

Irre, was einem zu Wasser in diesen Zeiten passieren kann. Toll, dass ihr helfen konntet. 😊👏
LikeGefällt 1 Person