Warum schreibe ich eigentlich einen Blog?

Gerade habe ich es verpasst, meinen 300sten Blogartikel zu feiern! Dies ist der 302te.

Einen Blog zu starten war eigentlich gar nicht meine eigene Idee, sondern die von Freunden, Kollegen und Familienmitgliedern, die „zurückblieben“ als wir sie verliessen um fortan auf unserem Hausboot zu leben. Vielleicht wäre ich irgendwann mal von selber draufgekommen, denn ich schreibe sehr gern.
Ich schreibe ja auch nicht nur im Blog; ich führe das selbst gestaltete Logbuch, gestalte ein Buch über die Menus und Gerichte, die unsere Gäste vorgesetzt kriegen, mein persönliches Kochbuch möchte auch stetig nachgeführt werden, nicht zu vergessen das Bullet Journal, das ich nach einer längeren Pause seit ein paar Monaten wieder innig pflege.

Schreiben und Zeichnen macht mir grossen Spass, sonst würde ich mir das alles nicht antun. Schreiben hat mir schon immer geholfen, das Leben zu reflektieren und nicht zuletzt auch ab und zu über einen vergangenen Lebensteil oder ein Erlebnis schriftlich nachzudenken. Im Rückblick und beim Wiederlesen erscheint vieles in einem etwas anderen Licht!

Was mit diesem Blog sicher nicht beabsichtigt ist: Ich möchte niemanden überzeugen, so zu leben wie wir es tun, niemandem meine Ansichten aufdrängen oder jemandem gar den Speck durch den Mund ziehen und sagen: „Sieh, so wir es machen ist es doch ideal“, oder: „schaut mal her, geht es uns nicht gut?“

Aus der Höhe meiner jetzt 63 Jahre, und mit der 2-jährigen Distanz zum alten Leben, schaue ich zurück auf die vergangenen Zeiten, sehe Fehler und Irrtümer, sehe Falscheinschätzungen und den Glauben an falsche Ziele. Nicht, dass mich dies quälen würde, für mich sind tempi passati einfach passati. Was vorbei ist, ist vorbei. Was ich jedoch erst jetzt realisiere ist, dass Gesellschaft und Wirtschaft uns vorgibt wie wir zu ticken haben, was erstrebenswert ist und was wir erreichen wollen sollen. Und ich beobachte uns, wie wir beide uns etwas davon freischwimmen können. Diese neue innere Freiheit dokumentiere ich hier im Blog wohl auch ab und zu.

Ja, eigentlich ist diese Einsicht der Hauptmotor meines Blogs; es geht nicht ums Hausboot an sich, um im Ausland leben, um das sich etwas leisten zu können. Es geht ums Leben, heute, jetzt, im Rahmen der Möglichkeiten halt. Es geht darum, nicht irgendwelchen Lifestyle-Trends oder Lebensentwürfen aufzusitzen und frustriert zu sein, weil es nicht klappen will. Es geht darum, die Freuden, die vielfach sogar kostenlos zu haben sind, zu sehen und zu geniessen. Diese neue Lebensfreude fliesst hoffentlich mit ein in diesen Blog.

Wir haben viel gelernt in den letzten 2 Jahren. Als wir damals entschieden haben, auf ein Hausboot zu ziehen, sahen wir eher die Herausforderung, das Abenteuer, das Ungewöhnliche. Das hat uns beflügelt und uns ein ganz tolles Lebensgefühl gegeben. Es war zum Teil auch stressig, bedeutete es doch von vielem Liebgewonnenem, materiell und immateriell, Abschied zu nehmen. Aber hey! im Austausch zu einem ganz neuen Leben. Der Preis dafür ist mir nicht zu hoch. Es ist aufregend anregend. Heute stellen wir fest, viel bescheidener und genügsamer geworden zu sein. Das Tempo auf einem Hausboot ist immer langsam. Ohne Auto sind wir nicht wirklich mobil. Wir befinden uns fast immer abseits von grossen Ortschaften und Städten. Weit weg von trendigen Geschäften und hippen Menschen. Die Zeit, unbelastet von allerlei Ablenkung, Spannendem und Wichtigem, vergeht langsam. Das Zeitgefühl verabschiedet sich, Minuten werden zu Stunden, Tage zu Wochen. Das Leben ist leer und intensiv zugleich. Es passiert selten etwas Grosses, aber ständig viel Kleines. Die Zeit dehnt sich, aber es ist nie langweilig. Diese Ein- und Ansichten teile ich hier mit euch.

Wir haben uns in vielerlei Hinsicht zurückentwickelt zu Kindern. Diese nehmen begeistert einen Kiesel auf und bestaunen ihn, freuen sich über eine Pfütze und finden die irrsten Dinge komisch oder spannend, verstehen aber noch nicht alles. Nun, ein wenig haben wir diese verlorene Zeit zurück erobert. Wir bewundern statt Kiesel alte Bauten, freuen uns anstelle von Pfützen über die Wasserwege Europas und finden die heutige Welt manchmal völlig schräg und verstehen sie immer weniger! Naiv? Vielleicht. Macht aber glücklich und gibt viel Stoff, um hier darüber zu schreiben.

So gesehen, könnte ich es ohne Weiteres so formulieren: Ich schreibe einen Blog, weil mein Kopf manchmal übervoll ist an Freude und Lebenslust, ab und an auch einmal von Missbehagen oder Enttäuschung, und ich bin glücklich kann ich das hier immer mit jemandem teilen. In diesem Sinne:

Allen ganz herzlichen Dank fürs Lesen, Lachen und Ermutigen,

für das Mitfiebern und Mitleiden,

für die guten Ratschläge, die Rückmeldungen und die Treue!

Autor: suzyintheflow

Of Swiss origin, living in France on a houseboat with husband and two dogs. Intends to travel all over the navigable waterways of Europe in the years to come. No specific plans but open to any adventure and curious about the people and the places waiting to be met!

4 Kommentare zu „Warum schreibe ich eigentlich einen Blog?“

  1. Ich liebe deine Beiträge! Und ich meine sicher 280 davon gelesen zu haben. Es ist nie langweilig sie zu lesen. Ich bewundere die Art wie du schreibst und wie ihr lebt und kann manchmal auch ein Stück davon in mein Leben nehmen. Wunderbar. Wieso schreibst du eigentlich nicht ein Buch? 😊

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