Sackgasse: The point of return

Zwischen Fouchécourt und dem Wendepunkt unserer Reise wollten wir unbedingt nochmals wild übernachten und hatten unsere liebe Mühe einen Platz zu finden. Überall waren die Ufer zugewachsen, oder das Gras stand hüfthoch und so wollte ich nicht auf das Ufer springen, zudem die meisten Uferbereiche Hanglage aufwiesen. Ein Problem-Knie in der Familie reicht! Wir fanden dann doch noch etwas: bei Ormoy unter Pappeln, bloss 5 km vor dem grossen Etappenziel, und bloss halbwild, aber immerhin. Dafür blieben uns dann am nächsten Tag bloss eine Kurzstrecke bis Corre, wo wir uns ein relativ schattiges Plätzchen sichern konnten.

Bei dem extrem heissen und schwülen Wetter letzter Woche mochten wir nicht so recht kochen und hingen buchstäblich in den Seilen wie K.O. geschlagene Boxer. Wir alle Vier. Die schlimmsten Tage waren letzten Mittwoch und Donnerstag; 40 Grad trotz langen Stunden im Baumschatten. Die Tropennächte gaben uns noch den Rest. Daher waren wir froh im Marina-Restaurant in Corre, trotz wunderschöner überdachter Terrasse, in den klimatisierten Innenraum flüchten zu können. Die Hunde konnten da zwei Stunden richtig schlafen, ohne sich die Lunge aus dem Leib zu hecheln, und wir genossen die anfänglich gefühlte Kälte (27°C) richtiggehend.

Das La Marina – Restaurant im Hafen von ‚Fluvial Plaisir‘ in Corre

Der gute Ruf des Restaurants war uns auf radio canal, wie wir die Buschtrommel-Infos auf dem Wasser nennen, schon entgegengeeilt. Wir wurden äusserst herzlich und zuvorkommend empfangen und bedient. Eine Menu-Karte gibt es nicht. Was frisch aus der Küche kommen kann steht auf einer schwarzen Tafel und wird einem zusätzlich noch verbal aus dem Stegreif präsentiert. Nachfragen wurden freundlich beantwortet und die Spezialitäten und der Stolz der Küche – alles ganz frisch zubereitet – noch besonders betont. Unser Kellner machte seine Sache ausnehmend gut. Offensichtlich stresste ihn aber dann mein Wunsch nach einem Kir Royal als Apéritif leicht. Beim Notieren unserer Bestellung zuckte er noch mit keiner Wimper, dann aber hinter dem Tresen, verliess ihn seine contenance. Eine kleine Erklärung zwischendurch: Es handelt sich bei diesem Restaurant um einen reinen Familienbetrieb! Seine Mutter nahm die Flasche Crémant de Bourgogne aus dem Kühlschrank, um den Kir Royal zu mischen, und da trat unser Kellner unwillkürlich einige Schritte zurück. Als sie dann den Korken mit den Daumen fachgerecht aus der Flasche drückte, steckte er tatsächlich seine beiden Zeigefinger mit weit abgewinkelten Ellenbogen in die Ohren und presste die Augenlider zusammen. So süss! Der kleine Kellner, der eben noch so professionell und erwachsen schien, war eben auf einmal halt doch erst elf Jahre alt und der Sohn der Wirtefamilie. Wir taten, als hätten wir nichts gesehen und genossen weiterhin seinen perfekten Service und das ausnehmend gute und frisch zubereitete Essen, mit vielen Kräutern und essbaren Blüten.

In Corre ist die befahrbare Saône zu Ende, respektive, sie fängt da eigentlich an, streng genommen. Weiter nördlich führt der Canal des Vosges, der Vogesenkanal Richtung Nancy und der Marne. Da er ebenfalls unter akutem Wassermangel leidet und wahrscheinlich nicht mehr lange offen gehalten werden kann, wagten wir die Einfahrt nicht. Aber gucken ist ohne Risiko, so spazierten wir an diesem bekannten Kanal entlang. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!

Pünktlich zum Eintreffen von Freunden, nach einem schwülheissen Abend begann es zu regnen. An Fahren war nicht zu denken, die regenlosen Stunden waren zu sporadisch und alles war patschnass. Dazu hatte uns ein benachbarte Bauer ein stinkendes Geschenk gemacht. Kurz vor dem Regen brachte er seine (Schweine?)Jauche aus. Ich hätte nie gedacht, dass solcher Gestank einem den Schlaf rauben kann! Pfui Teufel!

Der Regen „löschte“ das Problem dann und, obwohl wir unseren Freunden einen sonnigeren Aufenthalt bei uns gegönnt hätten, war der Temperatursturz von fast 15°C einfach nur herrlich. Kann man tatsächlich eine solche Freude haben an ein bisschen Frieren?!

Abendstimmung am Gästesteg in Corre
Der Gästesteg in Corre am Abend

Autor: suzyintheflow

Of Swiss origin, living in France on a houseboat with husband and two dogs. Intends to travel all over the navigable waterways of Europe in the years to come. No specific plans but open to any adventure and curious about the people and the places waiting to be met!

2 Kommentare zu „Sackgasse: The point of return“

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