Wir haben unseren alten Rhythmus wiedergefunden. Einige Tage fahren und dann ein paar Tage Ruhe (von der Ruhe) einschalten. Böse Zungen behaupten von langsam zu sehr langsam. Uns ist’s egal. Die Ambitionen sind relativ klein und da wir immer wieder Termine wahrzunehmen haben, rechtfertigen sich die Pausen sowieso!
Nicht zuletzt leben wir ja auch auf einem Hausboot um total zu entschleunigen. Meist sind wir derart Zen, dass wir für einen Normalbürger, sprich aktiv im Leben Stehenden, wohl furchtbar langweilig sein müssen. Wir sind mit wenig zufrieden, hie und da eine kleine Aufregung, eine zu meisternde Schwierigkeit oder etwas zu organisieren reicht uns vollkommen, wir brauchen nicht ständig Action. Als Highlights genügen ein herrlicher Tag, ein paar Kühe im Fluss, eine wundervolle alte Brücke, nette Nachbarn, ein gutes Essen, ein überraschender Ausblick auf eine Burg, Schwäne die ihren Jungen das Pflegen des Federnkleids beibringen, oder glückliche Hunde, die aus lauter Lebensfreude ein Wettrennen machen. So kleine Sachen eben, die oft im Alltag untergehen.
Auf dem Weg hierhin nach Scey-sur-Saône haben wir bei Soing an einer „Halte“ übernachtet, einer kleinen Anlegestelle einen Kilometer vom Dorf weg. Es hatte Ringe zum festmachen, aber sonst nichts. Mitten in der Natur und am Rand einer riesigen Kuhweide. Nach einer Nacht ohne jedes Geräusch wurden wir am nachfolgenden Morgen von Stimmen geweckt; Einer tiefen und einer hellen, jungen Stimme. Grosspapa mit Enkel am frümorgendlichen Fischen. Der Junge kannte seine Sache genauso wie der Alte. Bald waren sie zufrieden mit dem Fang und zogen von dannen. Wir aber waren nun wach, standen zeitig auf und legten so früh ab wie schon lange nicht mehr. Herrliche Morgenstimmung, für uns Nachteulen mal was anderes!

Der Fluss wird jetzt beim bergwärtsfahren immer ursprünglicher, macht viele Schleifen, manche befahrbar, andere wurden vor 100, 200 Jahren für Boote durch Dérivations, Ecluses und Portes de gardes (Umleitungskanäle, Schleusen und Regulierungstore) schiffbar gemacht. Wie jeder Fluss, kann die Petite Saône im Falle von Unwetter und anhaltenden Regenfällen massive Kräfte entwickeln. Immer wieder staunen wir über die Jahrhunderte alte Regulierungstechnik, welche heute noch anstandslos funktioniert. Die Voies Navigables de France unterhalten diese Bauwerke; leider werden diesem Staatsbetrieb des Öfteren Budgets gekürzt und es ist unsere allgemeine Sorge, dass die Wasserwege und die Infrastruktur darunter leiden (was vielerorts bereits eindeutig sichtbar ist!). Mit dem anhaltenden Wassermangel und der Zunahme von eingeschlepptem Algenbewuchs – nicht zuletzt aus Aquarien – ergibt sich da eine böse Tendenz.
Genug geklagt! Die Strecke Soing – Scey-sur Saône war wunderschön, trotz nicht gerade strahlendem Sommerwetter. Wiederum war ein Tunnel mit dabei und die kleine Arbeit am Motor in Savoyeux hat sich bereits gelohnt und als notwendig bestätigt. Die bislang tiefste Drehzahl von 1100 Umdrehungen pro Minute konnten noch etwas gesenkt werden. Mit 900 UpM ging es im Tunnel eindeutig besser und ruhiger. Total gut!
In Scey-sur Saône liegt der Hafen etwa einen Kilometer ausserhalb des Dorfes. Wir haben uns ausgedacht, dass das ideal sein wird um den Quatorze Juillet, den Nationalfeiertag Frankreichs, zu verbringen. Unsere Vierbeiner mögen keine Feuerwerke; bei Merry kann die Angst sogar einen Epilepsie-Anfall auslösen. Jedes Jahr dasselbe Problem! Mal sehen, ob unsere Rechnung aufgeht.


Sehr schöne Bilder! Euer Leben ist für mich ein Traum!
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Ach nein, kein Traum! Meistens sehr real mit allen ups und downs. Wir machen einfach das Beste aus allem und geniessen die kleinen Dinge. That’s all 🥰
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So schön… und ich staune immer wieder wie ihr mit eurer Escapade in solche „Löcher“ rein geht 😅
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Wir staunen auch, dass wir da überhaupt reinpassen! Das wäre mal etwas für euch, nicht!?
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