Savoyeux: Hier haben wir vor 20 Jahren einen Linssen gemietet und sind damit nach Norden gefahren. Die Ferien damals gehörten zu den schönsten je. Mit dabei waren zwei Hunde, welche – damals noch in den besten Jahren – uns lange Jahre begleitet haben. Alle vier hatten wir die Landschaft und den Fluss genossen und geliebt. Wir hatten einige kleine Abenteuer erlebt:
so wurden wir eines Abends von Hornissen überfallen, mussten den Geruch von totem Fisch, der sich einfach nicht aus dem Fell von Boris rauswaschen liess, über eine Woche aushalten und wurden einmal frühmorgens von Lärm auf den Boot geweckt, der sich als Knabbergeräusch von zwei Pferden herausstellte. Die Zwei wollten offenbar das Boot auf den Nährgehalt testen und wir dachten, es befände sich jemand auf dem Boot! Die Pferde erschraken als wir die Vorhänge zurückschlugen um nachzuschauen und furzten uns ganz gewaltig ins Gesicht als sie davonstoben. An einem wilden Anlegeplatz fand eine Rinderherde unsere Hunde faszinierend und ein Tier mussten wir daran hindern auf die ausgelegte Passerelle und aufs Boot zu kommen, am selben Ort konnten wir stundenlang einer Biberfamilie beim Spiel zuschauen (nur dass das keine Biber sondern Nutrias waren, aber dies haben wir erst Jahre später rausgefunden!).
Verständlich, dass wir ganz gespannt waren darauf in dieselbe Strecke einzufahren! Die Petite Saône ist hier keineswegs mehr (oder eigentlich noch nicht, wir fahren ja stromaufwärts) der breite Strom von weiter südlich. Die Ufer rücken manchmal ganz schön zusammen. Sie schlägt weite Bögen, der Horizont ist plötzlich nicht mehr unendlich, und wir haben den Blick immer wieder auf weite, hügelige Hecken- und Baumbestandene Weiden und Felder. Die Dörfer sehen anders aus als weiter südlich und sind bekannt für ihre lavoirs, ihre gedeckten Waschhäuser.
Mittlerweile haben wir den ersten von zwei Kanaltunnel hinter uns; eine eindrückliche Erfahrung. Wir hatten unsere Gäste noch mit an Bord und die Tatsache, dass wir jetzt dann gerade in einen 640 Meter langen, engen Tunnel einfahren bereitete unserem weiblichen Gast ein etwas mulmiges Gefühl. Aber schlussendlich war die Faszination doch grösser als die Angst und der Tunnel war ja von A bis Z gut ausgeleuchtet. Mit diesem Tunnel erhält die Wasserstrasse eine massive Abkürzung, macht doch hier der Fluss weite Schleifen; gut 640 Meter Kanal anstelle von mehreren Kilometern flachen Flussbetts. Der Durchstich führt unter einem enttäuschend kleinen bewaldetem Hügel durch, aber offenbar gab es damals einen stichhaltigen Grund für die Erbauer, den sicher viel teureren Tunnel zu bauen. Viel Informationen zu diesem Bauwerk sind nicht zu finden; es wurde im XIX Jahrhundert erbaut, deshalb wohl der klassizistisch gestaltete Nordeingang, und der Bau dauerte geschlagene 54 Jahre!
Der Tunnel von Savoyeux war ein Premiere mit diesem Boot. Wir hatten schon ein wenig den Bammel, wegen unserer Breite und Höhe. Zum Glück sind im Führer genaue Zeichnungen, wir können uns da relativ gut innerlich vorbereiten. Viel Platz blieb nicht zum Tunnelbogen; stetiges geradeaus Fahren ist zwingend, und keinerlei Schlenker, bitte! Aber etwas Aufregung tut ja auch ganz gut, sonst wird das Leben gar zu eintönig!