So seufzt mein Allerliebster beim Abendessen. Da hat er recht. Seufz.
Wenn man so aus dem Arbeitsraster fällt und plötzlich viel Zeit hat, gibt es mehrere Optionen (Ironie ein):
- Man fülle seinen Tag bis zum Gehtnichtmehr und taktet alles durch
- Man suche sich eine kleinere Arbeit, damit dadurch so angenehme Eckdaten entstehen, dazwischen geniesst man die freie Zeit
- Man schaut sich nach Freiwilligenarbeit um, oder lässt sich in der Familie einspannen
- man suche (falls man nicht schon hat) ein erfüllendes und zeitraubendes Hobby
- Man lasse sich völlig hängen und tut nichts
- man erwähle sich das Reisen als Hauptbeschäftigung, dazwischen mache man die Wäsche und neue Reisepläne
- man shoppe wie blöd und richte sich und seinen Kleiderschrank alle 2 Wochen völlig neu ein
- jede Menge von Mischformen (Ironie aus)
Eigentlich habe ich mir nie überlegt, was ich dann mal mit der vielen Zeit anfangen wolle. Eins war aber seit Jahren klar: Wir wollten eine totale Lebensumstellung. Nix Haus, das uns die Haare vom Kopf frisst, nix massenweise Besitztümer um die man sich Sorgen machen muss, nix 4 mal pro Jahr eine Reise usw. Wir wollten einfach nochmals auswandern, irgendwohin. Was wir dann ja auch gemacht haben. Allerdings befinden wir uns immer noch quasi vor der Haustür. Und es war ziemlich ungeplant, sondern typisch für uns; alles ad hoc.
Natürlich nimmt man da, obwohl sonst fast nichts, vor allem sich selber mit. Und da sitzen wir nun, zwei ausgewiesene Spezialisten in Ineffizienz, auf dem Deck am Abendessen und seufzen einander an. Auf Französisch gibt es dafür einen tollen Ausdruck: se pleurer dans le gilet, zu Deutsch: sich einander in die Weste weinen. Tatsächlich ist es so, dass wir beide leider, leider bloss unter Druck zur Bestform auflaufen, und der fehlt ja meistens. Wir sind, beide, so AufdenletztenDrücker-Typen, dann aber, hoppla, dann raucht es nur so. Wenigstens das.
Wir haben schon ein schlechtes Gewissen, dass wir nicht mal das Wenige, das wir uns jeweils vornehmen, schaffen. Ein klein wenig schlechtes Gewissen. Aber es ist doch so: Morgens schlafen wir immer noch die Stunden nach, die uns ein Leben lang gestohlen wurden, dann müssen wir was essen, die Hunde wollen/sollen eine Stunde raus (uns tut das ja auch gut!), dann hat vor allem der männliche Teil unseres Teams bereits wieder Hunger. Ich koche mit Liebe und Zeit. Essen und Siesta, Hunde, Einkauf, soziale Kontakte, Post auf WP und FB erledigen, Neues posten, Berichte schreiben, Apéro, kochen, essen, Hunde, lesen (und ja, auch etwas surfen oder spielen) schlafen. Wer findet da noch Zeit, das Boot zu putzen, Rechnungen zu bezahlen, Steuerformulare auszufüllen oder ähnlich Langweiliges?
Eben. Ineffizienz pur. Aber wir geniessen es, also was solls!
Liebe Suzy+Claude,
Beneidenswerte Einstellung, just keep on…
saluti dal ticino, Sylvia
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Hört sich nach Paradies an!
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Ich musste gerade an meine Bekannte denken, die immer in der Kantine gegessen hatte und als frischgebackene Rentnerin zutiefst erstaunt war, wie lange man für Einkaufen und kochen brauchen kann.
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😂Ja, selbst kochen braucht seine Zeit. Es ist aber auch befriedigend und kreativ. Nicht zuletzt gibt es auch ein Gefühl zurück für die „Rohmaterialien“, deren Herkunft und Produktion. Das finde ich wichtig!
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