Monatelang waren wir auf den beiden Kanälen Canal du Centre und Canal latéral à la Loire unterwegs. Auf diesen beiden Kanälen lagen die Einkaufsmöglichkeiten nicht immer und überall gerade in nächster Umgebung. Oft war es sogar mit dem Fahrrad, zumal bei der herrschenden Hitze, ziemlich weit um etwa Getränke oder sonst Grösseres aufs Boot zu karren. Es war auch kaum mal möglich zu zweit wegzufahren um mehr auf ein mal transportieren zu können. Das Boot abschliessen mit den beiden wartenden Hunden drin?
Unmöglich! So haben wir uns angewöhnt, gut und strategisch voraus zu planen und auch einen Vorrat anzulegen damit wir unterwegs nicht in Verlegenheit kommen konnten.
So im Lande unterwegs zu sein lässt einen erahnen, wie schwierig es für Dorfbewohner, die aus irgend einem Grund nicht mobil sind, sein muss sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Oft waren wir froh, wenigstens einen Gemischtwarenladen zu finden, um uns mit frischem Brot und ein paar anderen Nahrungsmittel versorgen zu können. Diese Kleinstbetriebe, Stil Epicerie-Tabac-Bar (Nahrungsmittel-Kiosk-Bartheke), manchmal auf winzigem Raum zusammengepfercht, sind wahre Wundertüten und oft alles was so in einem Dorf übrig geblieben ist an Geschäften. Für alles andere muss man ein Fahrzeug haben, oder den Nachbarn, oder die Tochter bemühen. Es versteht sich von selbst, dass es in diesen Dörfern auch keine Post, Ärzte oder andere medizinische Einrichtungen mehr hat. Irgendwie traurig und natürlich kein reines Frankreich-Phänomen.
Selbst in Städten mit zwischen 10 und 25’000 Einwohnern fällt auf, dass der Einkauf sich komplett auf die ehemals grüne Wiese verlagert hat. Dort sind in den letzten Jahren riesige Flächen überbaut worden mit grossen Supermärkten, Baumärkten oder Kleider- und Sportgeschäften. Aber ohne Fahrzeug kommt man da gar nicht hin! In den Stadtzentren gibt es oft keinen einzigen Supermarkt oder Feinkostladen mehr. Wenn man Glück hat, ist da vielleicht noch eine Bäckerei, einen Florist und eine Apotheke. Wir, autolos, bekommen das voll zu spüren und standen manchmal sogar ohne frisches Brot da. In Frankreich! Da ein Fahrrad eine beschränkte Transportkapazität hat, mussten wir also stets gut planen.
Jetzt, wo wir sozusagen wieder in der Zivilisation (auf europäischer Skala natürlich, wir waren ja nicht in der Wüste Gobi) sind, könn(t)en wir uns wieder entspannen. Aber ich merke, ich bin schon nur durch diese 3 Monate geprägt. Kaum sehe ich, dass etwa vom Toilettenpapier bloss noch ein knappes Dutzend Rollen vorrätig sind, schreie ich schon Alarm! Milch, Kaffee, Brot, Gemüse? Überlebenswichtig! Stufe rot! Einer von uns muss sich um den Nachschub kümmern. Mindestens aber muss es auf die Einkaufsliste.
Die erste „richtige“ Stadt nach dem Canal du Centre war Chalon und da liegt der Hafen in Gehdistanz zu einem Carrefour, ein Monster von einem Supermarkt (da wo alles, alles, alles in Plastik verpackt ist). Der ist so gross, dass ich mich darin verirre, ich Landei. Ich habe da schon Angestellte auf Inline-Skates gesehen! Echt jetzt, ich habe das nicht geträumt! Deshalb findet Mann mein Schreien nach Nachschub ganz zu Recht voll daneben. Ich verharre immer noch im Denkmuster „Expeditions-Vorrat-anlegen und veralten“ und gebe ständig durch, was uns nächstens, wahrscheinlich, womöglich ausgeht. Damit nerve ich meinen Mann extrem und ich verspreche hier und jetzt Besserung. Bis zur nächsten Reise in die Pampa.
Als blinde Eltern ohne Auto oder Fahrrad kenne ich das gut. Ich habe mir meine Wohnung abhängig von der Versorgungsstruktur ausgesucht. Geschäfte auf der grünen Wiese erreiche ich nur mit Autofahrer. Meistens also gar nicht. Daher wird gesammelt was ich hier nicht bekomme. Und dann gibt es von Zeit zu Zeit den organisierten Einkauf mit Auto.
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Ich habe in der Nähe einen Supermarkt der Mittwoch – Samstag kostenlos liefert wenn man für mindestens 25€ einkauft. Anders als die meisten anderen Supermärkte, die Lieferungen anbieten, ist es in diesem Fall jedoch kein online Shopping. Ich gehe in den Laden, kaufe ein, gebe meinen Einkauf an der Information ab, und innerhalb von einer Stunde bekomme ich alles geliefert. Das mache ich alle 2-3 Wochen wenn Katzenfutter und Getränke gekauft werden müssen. Vielleicht gibt es sowas in Frankreich auch?!
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Bus jetzt habe ich ein einziges Mal so ein Angebot erhalten: Von einem initiativen Dorfladen-Inhaber, der gemerkt hat, dass ich von einem Boot her einkaufe. Onlineshopping von grossen Supermarktketten gibt es, aber bloss in den grösseren Städten. Auf dem Land: Zero. Frankreich hat schon ein Problem mit Infrastrukturen aller Art auf dem Land, ich wusste das vorher und jetzt kann ich es bestätigen. Ein voll zentralisiertes Land, alles ist konzentriert auf Paris.
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